Auch, wenn das HSV-Stadion mit 20.000 Menschen nur halb voll war, Scooter füllten es zumindest optisch und akustisch bis zum Rand.
Hamburg. Jan Delay ist auch wirklich überall. Sogar bei Scooter in der Arena. Für „I'm Raving“ haben H.P. Baxxter und seine Jungens den Chefstyler mit auf die Bühne gebeten. Was bei anderen Konzerten in Hamburg zu minutenlangen Begeisterungsstürmen im Publikum führen würde, geht im halb leeren HSV-Stadion fast unter. Auch der enthusiastische Querflöteneinsatz von Heinz Strunk zu „How Much Is The Fish?“ führt zu kaum einer Reaktion.
Denn die – großzügig geschätzt – 20.000 Menschen sind nicht da, um Hamburgs hippe Aushängeschilder zu sehen. Sie wollen die Musik in der Magengrube spüren, zu weitgehend sinnfreien Parolen wie „Fuck The Millenium“, „Hyper Hyper“ oder „Jigga Jigga!“ feiern. Und endlich, endlich, endlich, nach knapp zwei Stunden die erlösende Antwort auf die durchgängigen „Döp-Döp-Döp“-Sprechchöre bekommen: „Maria“, den Song mit dem Mitgröl-Beat legt die Band fast ganz ans Ende ihres Technovolksfestes.
Denn Scooter ist in Wirklichkeit gar keine Band, Scooter ist der Hamburger Dom in Bandform. Beide sind laut, bunt und hektisch, beide werden vom Bildungsbürgertum verlacht und beide haben eine treue Fangemeinde. Außerdem verbindet die 90er-Überbleibsel und die Amüsierbuden der Stromverbrauch einer mittleren Kleinstadt und eine Vorliebe für Feuerwerk.
125 Minuten lang leuchtet das Stadion im Schein hunderter Scheinwerfer, Effektstrahler und Laserbatterien, hallt es wieder von Kanonenschlägen. Es flackern acht riesige Monitore. Klotzen statt Kleckern steht als Motto in unsichtbarer Schrift über dem „Stadium Techno Inferno“, das auch als Livestream im Internet übertragen wurde.
Leider hat niemand H.P. Baxxter gesagt, dass der Stream nur in Deutschland abgerufen werden kann. Und so begrüßt er fröhlich und auf Englisch die Scooter-Fans in aller Welt. Naja, aus norddeutscher Perspektive ist Bayern ja auch irgendwie Ausland.