An der Hamburgischen Staatsoper hatte Händels Opern-Erstling „Almira“ Premiere, den er 1705 für die Gänsemarkt-Oper komponiert hatte. Das pure, ungetrübte Barockopern-Glück stellte sich nicht ein.

Hamburg. Für gute Aufführungen von Barock-Opern gibt es eine wichtige Regel: Je besser die Musik, desto überdurchschnittlicher müssen die Sänger sein; und: ist die Musik nur durchschnittlich, braucht man erst recht überragende Interpreten auf der Bühne und im Graben. So gesehen, hatte sich die Staatsoper mit der Wiederbelebung einer historischen Hamburgensie die Sache extrem schwer gemacht.

Händels „Almira“ stand bei der Premiere am Sonntag auf dem Spielplan, seine erste Oper, die er, noch keine 20 Jahre jung, 1705 für das Opernhaus am Gänsemarkt schrieb. Bei weitem noch kein Meisterwerk, eher ein hier und da noch sehr ungeschliffenes Gesellenstück. Alessandro De Marchi, seit Jahren der Mann fürs Historische an der Dammtorstraße, mühte sich in bewährter Weise, das kleine Ensemble im Graben von Konventionsabfertigung abzuhalten. Das gelang zunächst nur selten, die erste Hälfte des Abends zog sich und die Musik wirkte viel zu oft noch braver, als sie ohnehin war. Wäre da nicht mittendrin das herzzerreißende „Lascia ch'io pianga“ gewesen, eine Hit-Arie Händels, die – in spendabler Auslegung barocker Aufführungspraxis – aus seinem späteren „Rinaldo“ in diese Oper hineinadoptiert wurde.

Für diesen Moment hatte die Regisseurin Jetske Mijnssen sich einen optischen Aha-Effekt aufgespart, mit dem sie die ergreifend schlichte Es-war-einmal-Puppenstube ohne großes Tamtam verzauberte.

Nach der Pause fanden Ensemble und Orchesterchen mehr und mehr zusammen; Händels Musik tat ein übriges, weil sie gehaltvoller wurde und ausdrucksstärker, Duette und instrumentale Dekorationen (Flöten, Pauken und Trompeten) ließen mehr und mehr ahnen, wie sich der Opern-Azubi schon wenig später steigern würde. Das pure, ungetrübte Barockopern-Glück stellte sich aber dennoch nicht ein, dafür war der Großteil des Ensembles stimmlich zu beliebig. Robin Johannsen in der Titelpartie der jungen Königin kam erst spät in Einklang mit ihrer Rolle, spontan beeindruckender: Mélissa Petit als ihre Widersacherin Edilia. Der Schlussapplaus war nicht enorm, aber dankbar, vor allem wohl für eine Nachhilfestunde in Sachen lokaler Musikgeschichte.

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