Kleists “Käthchen von Heilbronn“, die letzte Schauspielhaus-Premiere dieser Saison, langweilte im Leerlauf auf Stadttheater-Niveau.
Hamburg. Kleists "Käthchen von Heilbronn" ist ein schöner Traum von der Liebe, der einzigen, wahren, unbeirrbaren Liebe. Wenn man dann aber, wie zur Premiere des Stückes am Donnerstag Abend im Deutschen Schauspielhaus, gar nichts von dieser Liebe spürt, wenn Leidenschaft, Verrücktheit, Sinnlichkeit vollkommen fehlen und die Liebe immer nur behauptet wird, dann muss diese Aufführung als misslungen gelten. Roger Vontobel, einer der jungen Regisseure, der gern als Talent gehandelt wird, hatte das Stück über die junge Frau, die sich im Traum in den Grafen Wetter vom Strahl verliebt und diesem Traum so lange folgt, bis er Wirklichkeit geworden ist, als karge, schwarz/weiß gehaltene Versuchsanordnung inszeniert. Mit der sehr burschikosen Jana Schulz in der Titelrolle, die sich durch vielerlei Rumgeturne und -gerenne sichtlich schinden muss. Sie erinnert eher an ein Kind, das mit dem Kopf durch die Wand will, wenn sie immer wieder von Liebe spricht, als an eine Frau voller Leidenschaft, der es egal ist, ob man sie für hörig hält. Graf Wetter vom Strahl, Objekt ihrer hündischen Liebe, ist bei Guntram Brattia kein strahlender Ritter, sondern ein Mann, der viel zu lange bei seiner Mutter (Irene Kugler) lebt. Von der Anbetung Käthchens ist er genervt und schreit sie an. Oder er reagiert auf sie wie ein Lehrer, der einer bockigen Schülerin gut zureden will. Ihre Konkurrentin ist Kunigunde von Thurneck, die der Graf eigentlich heiraten will. Julia Nachtmann spielt sie als schöne, temperamentvolle Frau, die so viel aufregender ist als das Käthchen, dass man überhaupt nicht verstehen kann, warum der Graf sich am Ende für Käthchen entscheidet und nicht für sie. Bei Kleist ist sie eine böse Fee, die falsch spielt. Hier gibt uns der Regisseur dagegen zu verstehen, dass die Liebe manchmal einfach seltsame Wege geht.
Gar nicht seltsam sondern beinahe schon Routine ist es, dass der Rest des Schauspielhaus-Ensembles wieder einmal auf unterstem Mittelmaß spielte, hölzern, nichtssagend, lahm – mit Ausnahme von Michael Prelle als Käthchens Vater. So, als sei dies nicht das Deutsche Schauspielhaus sondern das Stadttheater Augsburg. Wann wird es endlich besser? In diese Spielzeit sicher nicht. Dies war die letzte Premiere vor der Sommerpause.