Im Debütantensalon geht es um den Kühne-Preis
Wahrscheinlich sind literarische Debüts eher nicht die besten Bücher ihrer Autoren; es soll welche geben, die peinlich berührt sind, wenn sie auf ihre Erstlinge angesprochen werden. Das erste Buch ist wichtig. Manchmal legt es nur Spuren, manchmal trägt es das Thema eines Erzählers schon formvollendet in sich. Debütanten machen stets neugierig, und manchmal sind ihre Romane so gut, dass sie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises landen.
Astrid Rosenfelds Roman "Adams Erbe" zum Beispiel. Er erzählt die skurrile Geschichte der Berliner Cohen-Familie. Im Mittelpunkt steht Adam Cohen, der in den Wirren der Nazi-Herrschaft eine dramatische Liebesaffäre erlebt. Sein Enkel Edward lebt im Hier und Jetzt, er vertieft sich in das Leben seines Großonkels. Er findet eine Liebesgeschichte, die fiebrig ist und tragisch, weil die Liebenden zur falschen Zeit am falschen Ort leben.
Rosenfeld ist mit ihrem Buch im Debütantensalon des Harbour Front Festivals zu Gast. An fünf Abenden lesen zehn Autoren auf der "Cap San Diego", sie konkurrieren um den Klaus-Michael-Kühne-Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist. Eine Jury, der Literaturredakteure von Spiegel Online, NDR Kultur, ZEIT Campus, "Stern" und Hamburger Abendblatt angehören, entscheidet am Ende über den Sieger des Wettbewerbs. Den gewann im vergangenen Jahr die Berlinerin Inger-Maria Mahlke mit ihrem düsteren Roman "Silberfischchen".
Einen ersten Erfolg auf dem literarischen Markt hat auch Antonia Baum, sie ist 26 Jahre alt, aufzuweisen: Sie las in Klagenfurt einen Auszug aus "Vollkommen leblos, bestenfalls tot". Der Text hat es in sich: Eine junge Frau zetert und schimpft in einer endlosen Suada, sie rotzt ab über ihre Männer, Eltern und das Leben, als wäre sie keine Anfang- oder Mittzwanzigerin in Berlin, sondern Thomas Bernhard in Wien. Auch anno 2011 gibt es junge Menschen, die über unglückliche und orientierungslose junge Menschen schreiben, das zeigt das Beispiel Baums. Darüber hinaus gilt für die in Hamburg lesende Auswahl der Debütanten: Ihre Sujets sind vielfältig, die Schreibstile auch. Wer vielversprechende neue Stimmen in der deutschsprachigen Literatur hören will, dem sei die Cap San Diego ans Herz gelegt.
Debütantensalon Termine 15.9. (mit Astrid Rosenfeld und Judith Taschler), 16.9. (mit Odile Kennel und Nicole Balschun), 18.9. (mit Monica Cantieni und Michel Bozikovic), 20.9. (mit Friedrich von Borries und Katharina Eyssen) und 22.9. (mit Antonia Baum und Albrecht Selge). Beginn jeweils 18 Uhr auf der "Cap San Diego". Eintritt 10Euro. Karten unter T. 30 30 98 98.