Berlin. Filmperle aus Tansania: Freiheitskämpfer verliebt sich auf Sansibar in eine Halb-Inderin. Das Drama erinnert an einen großen Regisseur.

Wenn nachts in Sansibar die Polizisten mit ihren markanten, roten Hüten die Laternen löschen, dann geht im Stadtteil Stonetown in den Bars der britischen Besatzer das Licht an. Dann feiern die Kolonialisten noch in den 1950er-Jahren ihre Überlegenheit über die Schwarzen.

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Die arbeiten offiziell höchstens als Bedienstete oder landen höchst illegal des Nachts mit dem Motorboot aus Tansania kommend am Strand mit kommunistischen Flugblättern an Bord, auf denen die Befreiung der Gewürzinsel von den Besatzern gefordert wird.

„Die Liebe in ungleichen Zeiten“: Wie ein Film von Wong Kar-Wai

So macht es der idealistische Freiheitskämpfer Denge (Gudrun Columbus Mwanyika), der nach einem Anschlag auf eine dieser britischen Bars in Stonetown bei einer Freundin untertauchen muss. Dort trifft er auf die Halb-Inderin Yasmin (Ikhlas Gafur Vora), die sich nach ihrer Flucht aus einer Zwangsehe von dem nervösen Mann mit dem großen Freiheitswillen angezogen fühlt.

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So verschränken sich in dem Drama „Die Liebe in ungleichen Zeiten“ von Amil Shivji Revolution und Romanze, die Brutalität der Kolonialisten und die Zartheit einer verbotenen Liebesgeschichte vor der pittoresken Kulisse eines exotischen Landes zu einem ungewöhnlichen Film, der mit seiner Erzählung entlang wichtiger Details (roter Schal), seiner schwülen Atmosphäre und seiner ausgeklügelten Farbgebung an Filme Wong Kar-Waiserinnert.

„Die Liebe in ungleichen Zeiten“: Verfilmung eines Swaheli-Romans

Man sollte Tansanias diesjährigen Oscar-Beitrag, die Verfilmung eines in Tansania berühmten Swaheli-Romans von Adam Shafi, vor allem aufgrund dieser stilistischen Finesse genießen. Und weniger wegen seiner unausgegorenen Inszenierung, die keinen Rhythmus findet und sich treiben lässt wie die Menschen in den Straßen Sansibars.

Drama Tansania/Südafrik/Deutschland/Katar 2023, 88 min., von Amil Shivji, mit Gudrun Mwanyika, Ikhlas Gafur Vora, Siti Amina