Diese dänische Tragikomödie mit „Kommissarin Lund“ Sofie Gråbøl unterläuft geschickt alle Erwartungen: „Rose“.

Der Filmtitel „Rose - Eine unvergessliche Reise nach Paris“ klingt so stereotyp idyllisch, dass man schon vor Beginn der Reise Postkartenbilder vor den inneren Augen und Edith Piaf im Ohr hat. Weshalb man die Irritation auf den Gesichtern der dänischen Reisegruppe im Bus nur zu gut verstehen kann, als Inger (gespielt von „Kommissarin Lund“ Sofie Gråbøl) sich kurz nach Abreise im Bus per Mikrofon vorstellt. Sie sei schizophren, sagt die 40-jährige.

„Manchmal geht es mir ganz ok, manchmal aber auch richtig schlecht. Ich hoffe wir haben eine schöne Reise“. Der Applaus der Busreisenden fällt zögerlich aus. Vor allem der Lehrer Andreas (Søren Malling), der mit Frau und Sohn dabei ist, schaut skeptisch. Für ihn ist die unberechenbare Frau eine Zumutung, die ihm schon jetzt die Reise verhagelt. Und in gewisser Weise wird er recht behalten.

Nichts läuft glatt - Rose ist für ihre Umgebung eine ständige Überforderung

Tatsächlich erfüllt Niels Arden Oplevs Film keine der Erwartungen, die der Titel vielleicht weckt. Statt dessen liefert er etwas anderes, im Grunde viel Bereicherndes: Verständnis und Einblick in den Umgang mit einer schwierigen psychischen Erkrankung. Nichts läuft ganz glatt. Inger – Gråbøl spielt sie als vulnerable, in ihren Stimmungen auch sehr wankelmütige und dann wieder sture Person – ist eine ständige Überforderung für ihre Umgebung. Ihre Schwester Ellen (Lene Maria Christensen) und deren Mann Vagn (Anders W. Berthelsen) kümmern sich aufmerksam und liebevoll, aber sie kommen eben manchmal an ihre Grenzen.

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Besonders an dieser mangelnden Bereitschaft zur süßlichen Auflösung lässt sich ablesen, dass der Regisseur hier aus eigener Erfahrung erzählt. Der Film basiert einer Busreise, die seine zwei Schwestern, eine davon mit Schizophrenie diagnostiziert, 1997 kurz nach Prinzessin Dianas Tod unternahmen.

Nur an ganz wenigen Stellen macht der Film auf Feelgood-Komödie

Oplev verpackt seine authentische Geschichte nur an wenigen Stellen in ein wenig Feelgoodmovie-Watte. Wenn etwa Inger, die das beste Französisch in der Reisegruppe spricht, im ersten Pariser Restaurant eine Runde Crémant und Wein ausgibt, kommentiert Andreas das im Hintergrund noch säuerlich: „Wenn es aus ihrer Erwerbsunfähigkeitsrente kommt, bezahlen wir es ja doch.“

Später aber rettet Inger den Tag, als sie die Angestellten im „D-Day-Museum“, dem ersehnten Reisehöhepunkt der männlichen Mitreisenden, überreden kann, etwas länger zu öffnen. Übrigens mit dem geflüsterten Hinweis, dass Andreas an Schizophrenie leide und man ihm einen Gefallen tun müsse.

Tragikomödie, Dänemark 2022, 106 min., von Niels Arden Oplev, mit Sofie Gråbøl, Lene Maria Christensen, Anders W. Berthelsen