Eine knurrige Buddy-Komödie, die ganz von ihrem Gegensatzpaar lebt: „Die einfachen Dinge“ mit Lambert Wilson und Grégory Gadebois.

Wenn gleich in der ersten Szene des Films „Die einfachen Dinge“ der smarte Geschäftsmann Vincent (Lambert Wilson) nach einer Autopanne vom grobschlächtigen Bergbauern Pierre (Grégory Gadebois) aufgelesen wird, glaubt man fast zu gut zu wissen, wohin das Ganze führt: Was wie ein Zusammenprall unversöhnlicher Temperamente aussieht, wird als beste Männerfreundschaft enden, wobei der hektische Großstadtmensch seinen Geschmack an Beschaulichkeit und so „einfachen Dingen“ wie gutem Rührei wiederfinden wird. Aber dann kommt doch alles ziemlich anders.

„Die einfachen Dinge“ erweisen sich doch nicht als so einfach wie erwartet

Bald stellt sich nämlich heraus, dass Vincents Autopanne mehr oder weniger fingiert war und Pierre gar kein Bergbauer ist, sondern ein berühmter Meeresbiologe. Seine epochemachenden Forschungen zu Plankton hat er vermeintlich wenige Jahre zuvor aufgegeben, um in den Bergen beim Holzhacken Erfüllung zu finden. Vincents Auftauchen ist alles andere als Zufall, der Unternehmer will das Vertrauen des Forschers gewinnen, ihn aus dem selbstgewählten Exil locken und zum Leiter einer seiner Stiftungen machen. Es ist also in Wahrheit alles gar nicht so einfach.

Lambert Wilson und Grégory Gadebois geben ein wunderbares Gegensatzpaar ab. Drahtig und beweglich wirkt der 65-jährige Wilson hier oft sogar jünger als der schwerere, 47-jährige Gadebois, der sich über weite Strecken vor allem in Nuancen des mürrischen Schweigens übt.

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Wenn Vincent beständig plappernd dem stoischen Bauern in dessen Alltag immer wieder ungeschickt in die Quere kommt, fühlt man sich an die herrlich-komische Dynamik zwischen Jacques Brel als nervenden Neurotiker und Lino Ventura als kaltblütigen Auftragsmörder im Klassiker „Die Klette“ von 1973 erinnert. Nur dass es in „Die einfache Dingen“ dann doch nicht um Leben und Tod geht.

Aber um was dann? Regisseur Éric Besnard, dessen „Birnenkuchen mit Lavendel“ 2015 ein kleiner Arthouse-Hit war, scheint sich in seinem neuen Film nicht wirklich festlegen zu wollen. Einerseits werden Vincent die üblichen Lehren erteilt: Statt zwischen Mailand und New York hetzen, immer dem steigenden Börsenkurs hinterher, lernt er die Beschaulichkeit eines Bades im See zu genießen.

Die Kunst des feinen Lächelns

Auch fühlt er sich als Sohn eines Schreiners hingezogen zur Sinnlichkeit des Arbeitens mit Holz. Andererseits stellt sich heraus, dass Pierre sein Leben weniger gut im Griff hat, als es angesichts seiner beeindruckenden handwerklichen Fähigkeiten den Anschein hat.

Die Frau, die er liebt – und die offenbar das Motiv seines Umzugs in die Berge bildet –, jedenfalls hat keine Ahnung von seinen Gefühlen und wendet sich vor seinen Augen einem anderen zu. In solchen Dingen kennt sich wiederum Vincent bestens aus, und so kann er am Ende dem neuen Freund seinerseits eine wichtige Lektion erteilen. Allein für die Szene, in dem er dem dauermürrischen Gadebois die Kunst des feinen Lächelns beibringt, verzeiht man dem Film so einiges.