Sprechende Fische, schwebende Tanten: Eine junge Serbin erlebt in „Der Sommer, als ich fliegen lernte“ magische Ferien – in Kroatien.
Wenn ein frisch gefangener Wolfsbarsch mit Dir zu reden anfängt, die ständige Spinne im Schlafzimmer einen förmlich zu scannen scheint und die Großtante beim gemeinsamen Wäscheaufhängen plötzlich in die Luft fliegt – nun, dann könnte es sich um drogenbedingte Halluzinationen handeln. Oder viel stärker: um kindliche Magie.
Getier im Schlafzimmer statt cooler Campingurlaub
Und davon hat die zwölfjährige Serbin Sofia (Klara Hrvanovic) mehr als genug. Oder vielmehr muss sie haben, für das Überleben im Urlaub. Denn anstatt dass sie mit ihren Freunden coole Camperferien mit noch cooleren Selfies machen darf, muss sie mit ihrer Oma Marija (Olga Odanović) in deren Heimatdorf auf der kroatischen Insel Hvar fahren.
Dort warten statt WiFi und Strand dann allerlei Getier im Schlafzimmer, Gartenarbeit in praller Hitze und die unvermeidliche Sonnencreme, die Oma Marija Sofia stets ins Gesicht drückt.
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Als der einzig gut aussehende Junge sich auch noch als ihr Cousin und dahinter ein düsteres Familiengeheimnis entpuppt, scheinen die Ferien gelaufen. Bis es zur Schlüsselszene an der Wäscheleine kommt, als mit den Textilien im Wind auch Marijas Schwester Luce davonzufliegen scheint. Geht es doch um die Kunst des Loslassens – von Erwartungen, To-Do-Listen und Vorurteilen.
Nachklänge aus dem Jugoslawien-Krieg
„Der Sommer, als ich fliegen lernte“ ist ein sympathisch-verrückter Jugendfilm mit viel Balkan-Charme. Die Sonne brennt, die Fantasie spielt verrückt – und die große Politik mitten hinein. So bricht sich der Jugoslawien-Krieg aus den 90er-Jahren in den Liebeswirren der Alten und wird ganz neu erfahren in den unschuldigen Augen eines Kindes, das im Licht der Glühwürmer seinen ersten Kuss erlebt. Schön!