Mit der Adaption von Thees Uhlmanns Erfolgsbuch legt Schauspieler Charly Hübner sein Spielfilm-Regiedebüt vor. Und spielt selbst mit.

Mit kuriosen Wesen, die an der Tür klingeln und dann nicht mehr von seiner Seite weichen wollen, hat Dimitrij Schaadja Erfahrung. In den „Känguru Chroniken“ war es das vorlaute titelgebende Beuteltier, jetzt stehen erst die Zeugen Jehovas vor der Tür. Und dann auch noch ein recht bleicher Kerl, der behauptet, der Tod zu sein und ihn mitnehmen zu wollen. Er habe nur noch drei Minuten. Schaads Reiner versteht erst mal gar nix. Er ist doch noch jung und kerngesund! Der Tod aber lässt nicht mit sich handeln.

Dann klingelt es erneut. Diesmal ist es Reiners Ex Sophia (Anna Maria Mühe). Die herrscht ihn gleich an. Weil es der Geburtstag seiner Mutter ist, die sie gemeinsam besuchen wollten. Was er wohl wieder vergessen hat.

Es gibt nicht nur einen Tod, sondern viele bleiche Gesellen - und die bekriegen sich auch

Auf ihren impulsiven Auftritt ist auch Gevatter Tod (Marc Hosemann) nicht vorbereitet. Das bringt die göttliche Ordnung durcheinander. Die drei Minuten sind um, der Tod verliert plötzlich seine überirdischen Kräfte. Und als Reiner mit Sophia Richtung Bahnhof rennt, rennt der bleiche Typ einfach hinterher.

Aufschub vom Tod. Davon handeln viele Filme, Fritz Langs „Der müde Tod“ etwa oder Ingmar Bergmans „Das siebte Siegel“. Echte Klassiker, aber doch recht düster. „Sophia, der Tod & ich“ aber, die Verfilmung von Thees Uhlmanns erfolgreichem Romandebüt, ist saukomisch.

Mehr zum Thema: „Wenn’s sonst keiner macht, mach’ ich das“: Charly Hübner über sein Spielfilm-Regiedebüt

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Und alles ist hier etwas anders. Die letzten Dinge werden nicht im Himmel geregelt, sondern auf dem leeren Dach eines Parkhauses. Da gibt es nur die Imbissbude „Michaela’s“, und in der gibt es keine Wurst, es geht um selbige. Weil Erzengel Michaela (Lina Beckmann) hier die Todeslisten verwaltet.

Ein makabrer Spaß - bei dem Hübner auch selbst mitspielt. Und vor allem seine Frau

Und es gibt auch nicht nur einen Tod, sondern viele der bleichen Gesellen. Und da Morten de Sarg (Hosemann) mal wieder versagt hat, schickt Michaela einen zweiten hinterher: Morck Mortus (Carlo Ljubek). Es ist wie im realen Berufsleben: Sowie einer mal schwächelt, scharrt schon der nächste mit den Füßen, um den Posten zu übernehmen.

Ein makabrer Spaß: Ein Tod rennt seinem Job nach, um ihn nicht zu verlieren. Ein zweiter Tod verfolgt sie. Und dann ringen die Jenseitsbeförderer Matrix-mäßig miteinander, während Sophia und dann auch noch seine Mutter Lore (Johanna Gastdorf) Reiner den Kopf waschen.

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Der Himmel hängt nicht voller Geigen: Er ist hier nur ein ödes Parkdach, mit Erzengel Michaela (Lina Beckmann) und Gott ().
Der Himmel hängt nicht voller Geigen: Er ist hier nur ein ödes Parkdach, mit Erzengel Michaela (Lina Beckmann) und Gott (). © DCM

Schließlich fliehen sie zu viert vor Tod Numero Zwo, damit Reiner in den letzten Stunden, die ihm bleiben, zumindest eins noch tun kann: seinen Sohn aus einer älteren Beziehung besuchen, den er seit sieben Jahren nicht gesehen hat.

Ein makabrer Spaß. Und ein Film, der zwischen allen Genres wandelt und mit immer neuen verrückten Wendungen überrascht. Und dabei doch auch tiefgründige existenzielle Fragen aufgreift. Charly Hübner, als Schauspieler bestens bekannt, gibt hier sein Debüt als Spielfilmregisseur. Und ist auch in einer kleinen Rolle zu sehen.

Keine Angst vor dem Tod! Ist doch lustig, wie sich alle hier so durchwurschteln

Erzengel Michaela wird von seiner Frau Lina Beckmann gespielt. Und die hat die komischsten Auftritte. Eine feine Liebeserklärung. Dass sie Hübners Figur als Nächstes auf die Todesliste setzt, ist auch eine Pointe für Insider. Aber keine Angst vor dem Tod! Ist doch lustig, wie die sich hier alle so durchwurschteln. Und Gott hat hier auch noch einen sehr bizarren Auftritt.

Komödie, Deutschland 2023, 98 min., von Charly Hübner, mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann, Lina Beckmann