Bewusstseinserweiterung im Hafen, viel Kunst sowie Jazz im Ex-Beatles-Club – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Mit Jeff Mills kommt eine Techno-Ikone aus Detroit in die Elbphilharmonie, es laufen gleich drei ungewöhnliche Ausstellungen in der Frise, am Großen Burstah und in den Colonnaden, das Schanzenkino zeigt Open Air ein kaum bekanntes Kapitel DDR-Historie, und auf dem Spielbudenplatz ist an diesem Sonnabend Inklusion mit viel Livemusik und mehr zu (er-)leben. Nur eine kleine Auswahl.

„Verein Grenzen sind relativ“ macht Spielbudenplatz zur Festival-Zone

Als Verein für interdisziplinäre Kultur, gesellschaftliche Inklusion, Dialog und Miteinander versteht es „Grenzen sind relativ“, Menschen unterschiedlicher Milieus und Metiers zu vernetzen. Insbesondere beim eigenen Festival mit freiem Eintritt an diesem Sonnabend, 19. August. Live zu erleben auf dem Spielbudenplatz ist auch Projektleiter Mischa Gohlke: Der von Geburt an fast taube Gitarrist spielt seinen Mix aus Blues, Funk, Rock und Pop mit Band ab ca. 17 Uhr auf der Bühne. Zuvor und danach sind etwa das inklusive Profi­theater Minotauros Kompanie, Songwriter Kieper, die Gruppe Body Rhythm Hamburg sowie das Schlagzeug-Perkussion- und Gesangsduo Oded Kafri/Christian v. Richthofen zu erleben. In der Abend-Session (ab 18.30 Uhr) spielen die Indie-Rocker Pensen Paletti, Sänger Volkan Baydar und Band sowie das Funk-Disco-Quintett Superbad, ehe es ab ca. 22.15 Uhr bei einer Jamsession rundgehen soll: Die „Art(ist) Cla­shes“ verspricht neue Kollaborationen von Mitwirkenden und der Spielbudenplatz zu einer „Network-Area“ zu werden.
„Grenzen sind relativ Festival“ Sa 19.8., 14.00–23.00, Spielbudenplatz (U St. Pauli), Eintr. frei; www.grenzensindrelativ.de

Pianist und Komponist Dirk Bleese lädt zur jazzigen Saisoneröffnung ins Indra

Das Indra auf St. Pauli ist der Musikclub auf St. Pauli, in dem 1960 für die Beatles alles richtig begann – mit Rock-’n’-Roll-Coverversionen aus den 50ern. Zum Saisonstart fast genau 63 Jahre später spielt dort am 22. August das Some Day Night Octett. Dahinter steckt der umtriebige Hamburger Modern-Jazz-Pianist Dirk Bleese. Der Komponist will als Gastgeber seine im Mai gestartete Reihe „Indra Jazz Club Session“ dort an jedem Dienstag etablieren. Zu seinen sieben Mitmusikern zählen ab 20.30 Uhr etwa Ralph Reichert (Tenorsaxofon) und Schlagzeuger Moritz Hamm sowie Tadeusz Jakubowski. Der Altsaxofonist ist sowohl in Deutschland als auch in seiner Heimat Polen eine feste Größe des Jazz. Ab 21.30 Uhr sollte die Session dann Fahrt aufnehmen.
„Indra Jazz Club Session“ mit Some Day Night Octett Di 22.8., ab 20.30, Indra (S Reeperbahn), Große Freiheit 64, Eintritt frei, Spenden willkommen

Wenn Komponist Dirk Bleese am Klavier sitzt, bleibt er nicht lange allein. Der Hamburger ist Gastgeber der „Indra Jazz Club Session“.
Wenn Komponist Dirk Bleese am Klavier sitzt, bleibt er nicht lange allein. Der Hamburger ist Gastgeber der „Indra Jazz Club Session“. © Kevin Winiker

Haus Frise in Ottensen zeigt Arbeiten von Künstlerin Frauke Gerhard

Seit 20 Jahren besteht der Verein Frise, hervorgegangen aus dem Künstlerhaus Hamburg und dem Abbildungszentrum, in Ottensen. Bereits seit 30 Jahren arrangiert Frauke Gerhard Fotografien und Bilder unterschiedlicher Herkunft. Die in Köln lebende Künstlerin verdichtet Presseausschnitte, eigene Farbfotos, Dias, Prints und Bilddateien zu modellierbaren Massen und experimentiert mit verschiedenen Bildträgern. „Wolkenbildung“ nennt sie ihre Motivsammlungen zum vielschichtigen „Betriebsklima zwischen Himmel und Erde“ und transportiert so umweltfreundliche Themen oft in den öffentlichen Raum. Einsteckalben, Layouts, Leporellos und Selbstverlegtes zeigen, was die Künstlerin mit wem und wo bewegt. So enthalten ihre Naturstudien zugleich amüsante bis ernste Lesezeichen. Auffallend häufig gehen durch Gerhards bildnerische Schaufenster virtuelle und reale Menschen in blauen Overalls. Ihre bis 27. August laufende Schau ergänzt Frauke Gerhard am nächsten Sonnabend (26.8.) eigens durch einen Bildvortrag.
„Some Things with Foto“: Ausstellung von Frauke Gerhard 19.–27.8., Sa/So 15.00–17.00 und nach Vereinbarung, Vortag und Gespräch Sa 26.8., 17.00, Frise (S Altona + Bus 15), Arnoldstraße 26; Eintritt frei, Spenden möglich; www.frise.de

Neue Atelier- und Ausstellungsfläche in der Innenstadt aufgepoppt

Die Galeristin Evelyn Drewes ist eigentlich in Rothenburgsort ansässig. Nun hat die Kunstpionierin, die sich auf die Förderung von künstlerischem Nachwuchs auf dem Sprung spezialisiert hat, einen Ausflug in die Innenstadt gemacht und just ihre neue Ausstellung „Mixed Media #2“ im studio eröffnet, einer Pop-up-Fläche am Großen Burstah. In dem außergewöhnlichen Raum mit 1650 Quadratmeter Fläche können Kunstschaffende frei von kommerziellen Zwängen ihre künstlerischen Visionen erforschen und neue Wege erkunden. Seit August teilen sich sechs Künstlerinnen und Künstler die Atelierfläche im ersten Obergeschoss – reingucken erwünscht!
„Mixed Media #2“ bis 9.9., studio (U Rödingsmarkt, Bus 3), Großer Burstah 32, Mi–Fr 15.00–19.00, Sa 12.00–16.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei; www.evelyndrewes.de

Die schönsten Objekte des Sommers gibt’s in den Colonnaden

An diesem Sonnabend eröffnet die Sommerausstellung der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg, kurz ADK, mit Freigetränken, Tombola, Musik von Duo Macchiato und Drehkursen mit der Künstlerin Nele Zander. Viele der teilnehmenden Designerinnen und Designer sind mittlerweile durch vorhergehende Ausstellungen bekannt, etwa die „Inspiration Hamburg“- und „Inspiration Geschichte“-Schau (2020 und 2022) im Museum für Hamburgische Geschichte. Nun präsentieren die Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker ihre schönsten Objekte aus Glas und Keramik, Textil und Papier, Holz und Silber in der Galerie Arts & Crafts in der City. Alle Stücke sind käuflich zu erwerben.
„Sommerausstellung“ Sa 19.8., ab 11.00, bis 24.9., Di–Sa 11.00–18.00, Galerie Arts & Craft (U Gänsemarkt), Gustav-Mahler-Platz 1/Colonnaden, Eintritt frei; adk-hamburg.de

In der Elbphilharmonie: Prabhu Edouard, Jeff Mills, Jean-Phi Dary (v. l.).
In der Elbphilharmonie: Prabhu Edouard, Jeff Mills, Jean-Phi Dary (v. l.). © AXIS

Bewusstseinserweiterung durch Mills’ Musik in der Elbphilharmonie

Als Ikone der Detroiter Techno-Szene hat Jeff Mills (60) seinen Platz in der Musikgeschichte längst sicher. Dennoch sonnt er sich nicht etwa im Ruhm der Vergangenheit, sondern ist über die Jahrzehnte immer wach geblieben, hat immer wieder neue Wege eingeschlagen. Auch mit seinem aktuellen Projekt, das er beim Internationalen Sommerfestival mit Keyboarder Jean-Phi Dary und Tabla-Virtuose Prabhu Edouard am 19. August in den Großen Saal der Elbphilharmonie bringt. Eine Melange aus Jazz, Electro und World Music, die helfen soll, „ein höheres Level von Bewusstsein durch Sound zu erreichen“, so Mills. Das Album „Tomorrow Comes The Harvest“, dessen Kompositionen zu hören sind, macht jedenfalls große Lust auf das Live-Erlebnis.
Jeff Mills: „Tomorrow Comes The Harvest“ feat. Jean-Phi Dary & Prabhu Edouard Sa 19.8., 20.00, Elbphilharmonie (U Baumwall, Bus 112), Platz der Deutschen Einheit, Karten ab 12,- im Vvk.

Open-Air-Kino, das den Blick auf eine weithin unbekannte DDR richtet

In der DDR war alles grau? Ein Vorurteil, das revidieren muss, wer den Spielfilm „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ von Regisseurin Aelrun Goette gesehen hat. Darin geht es um die aufgekratzte, oft geradezu widerständige Ostberliner Underground-Modeszene, die legendäre Zeitschrift „Sibylle“, um eine 17-Jährige, die bei den Parteibonzen in Ungnade fällt und sich fortan als Arbeiterin in einem Kabelwerk „bewähren“ soll, dann aber als Model entdeckt wird. Ein atemberaubender Film, stark gespielt, der ein kaum bekanntes Kapitel der DDR-Geschichte beleuchtet. Zu sehen am 22. August beim Schanzenkino Open Air.
„In einem Land, das es nicht mehr gibt“ Di 22.8., 21.00, Schanzenkino Open Air, (U/S Sternschanze), Schanzenpark, Eintritt 10,-; https://schanzenkino.de

Marlene Burow als Suzie und Sabin Tambrea als Rudi in einer Szene des Films
Marlene Burow als Suzie und Sabin Tambrea als Rudi in einer Szene des Films "In einem Land, das es nicht mehr gibt". © dpa | Peter Hartwig

„Pas de deux“ von zwei Pianisten zum Feierabend im Oberhafen

Mehr als 30 erfahrene Musiker und Theaterschaffende zählt der Hamburger Kammerkunstverein. Zwei von ihnen, Nicholas Ashton und Frank-Thomas Link, geben am 23. August ein Feierabendkonzert im Oberhafen. In der dortigen Halle 424, aber auch anderswo sind seit Jahren immer wieder neue Aufführungsformen und interdisziplinäre Projekte entstanden. An diesem Mittwoch ist das Programm recht klassisch: Die beiden genannten Pianisten spielen Mozarts Sonate F-Dur für Klavier KV 497 und Debussys „Six Epigraphes antiques“ sowie Francis Poulencs Sonate für Klavier“ (1918), unter dem Motto „Pas de deux IX“ jeweils zu vier Händen.
„Pas de deux IX“ Mi 23.8., 18.00, Halle 424 (U Steinstraße), Tor 24, Stockmeyerstr. 43, Karten zu 15,- (Vvk.) und 20,- (Ak.); https://kammerkunst.de