Hamburg. Der Stargeiger kam mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker. Die Stimmung war ungewöhnlich entspannt – mit Luft nach oben.

Er ist einer der heutigen Geigenstars: Ray Chen (34), geboren in Taiwan, aufgewachsen in Australien, Sieger unter anderem beim renommierten Queen-Elisabeth-Wettbewerb Brüssel. Vermutlich weil das Leben als Solist ziemlich einsam ist, und es auch nur die halbe Wahrheit über die Musik erzählt – es gibt ja ein bisschen mehr Musik als Violinkonzerte –, hat er mit drei „ziemlich besten“ Freunden ein Streichquartett gegründet. Erstklassige Musiker, alle bei den Berliner Philharmonikern: „Made in Berlin“ gab beim Musikfest Hamburg einen spannenden Kammermusik-Abend.

Geiger Ray Chen und Freunde in der Elbphilharmonie: Weltklasse mit Abstrichen

Wann hört man schon mal eine Sonate für zwei Violinen solo in einem Saison-Recital? Ray Chen und Noah Bendix-Balgley, Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, boten aus der Sonate a-Moll Op. posth. von Eugène Ysaÿe einen Satz. Voll und satt, schwelgerisch im Ton, mit viel virtuosem Zauber! Die zweite Rarität: ein Streichtrio von Jean Françaix, klingt (neo-)klassisch mit einiger Spielfreude.

Da stimmten sich Bratschist Amihai Grosz und Cellist Stefan Koncz exzellent mit Ray Chen ab. Immer wieder verzauberte besonders der warme und charakteristische Bratschen-Ton von Amihai Grosz. Wiener Charme blitzt bei diesem Streichtrio durch, folkloristische Momente, ein bisschen Blues.

Überhaupt war die Stimmung an diesem Abend entspannt wie selten bei Klassik-Konzerten. Ray Chen begrüßte und erzählte, dass sich dieses Musiker-Kleeblatt doch recht selten trifft, aber wenn, dann hätten sie einfach Spaß. Das war locker und kam gut an. Am Ende gab es Standing Ovations.

Elbphilharmonie: Die „Italienische Serenade“ von Hugo Wolf wurde „weggefetzt“

Und wenn man jetzt ein wenig „jammert“, dann ist das auf ganz hohem Niveau. Wie gesagt, alle vier sind Weltklasse. Aber es wurde halt doch deutlich, dass die Formation (zu) selten zusammenspielt. Interpretatorisch, wie ein so großartiges Stück wie das Streichquartett F-Dur von Maurice Ravel gespielt werden soll, war doch Luft nach oben.

Wirklicher Zauber entstand eigentlich nur in der atemberaubenden klanglichen Abstimmung im langsamen Satz. Da hörte man den typisch leicht schwebenden, duftenden Zauber des französischen Impressionismus. Ansonsten setzte „Made in Berlin“ mehr auf gut funktionierende Virtuosität als auf die schillernde Magie von Ravel.

„Adagio und Fuge c-Moll“: Es dominieren ruppige Töne

Und klar, die „Italienische Serenade“ von Hugo Wolf zur Eröffnung des Konzerts hat etwas Beschwingtes und Ausgelassenes, und es beeindruckte, wie brillant die vier das herüberbrachten. Aber eine Serenade hat auch etwas Elegantes und Leichtes. Ursprünglich war es dezente Musik im Hintergrund bei Gartenfesten. „Made in Berlin“ griff da doch recht „dolle“ in die Saiten und „fetzte“ das charmante Stück einfach so weg.

Auch bei „Adagio und Fuge c-Moll“ von Mozart dominierten richtig ruppige Töne. Zärtlicher war dann die Zugabe mit Saties „Gymnopédie“, um dann mit „Waltzing Matilda“ mit australischem Folk wieder aufzudrehen.