Hamburg. Mit den letzten Vorstellungen verabschiedete sich Deutschlands dienstältestes Kabarettduo im Lustspielhaus. Petersen bleibt Leiter.

Was folgt nach der letzten Bühnenshow? Gewiss ein Umtrunk, so manche Träne – aber auch eine Bildershow. Mit jener überraschte das Team des Lustspielhauses die Hausherren Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen, nachdem beide unter Langhaar-Perücken zum rhythmischen Klatschen des Publikums als musikalische Zugabe noch einmal die „Volle Dröhnung“ gegeben hatten.

Die seit 1984 unter dem Namen Alma Hoppe firmierenden Hamburger Kabarettisten haben an zwei ausverkauften Abenden in Folge ihre letzten beiden Vorstellungen hinter sich gebracht – noch mal mit spürbarem Spaß an der Sache und gegenseitigen Kabbeleien. Deutschlands dienstältestes Satire-Duo ist damit Geschichte, nicht aber sein 1994 eröffnetes Kabarett-Theater in bester Eppendorfer Randlage. Nur Loenicker hört auf.

Kabarett Hamburg: Das Duo Alma Hoppe ist nun Geschichte

Mit „Finale Arrabbiata“, so der Titel des Abschiedsprogramms, hatte Alma Hoppe seit September im eigenen Haus sowie im Großraum Hamburg noch mal ein Kaleidoskop seines satirischen Schaffens geliefert. Auch die letzten beiden Heimspiele boten die bewährte Mischung aus politischem Nummernkabarett und Komik mit Haltung, mal aktuell, mal zeitlos, stets garniert mit Hoppe-typischen Kalauern.

„Fünf Strack-Zimmermann entspricht einem Scholz – das ist das neue Habermas“, macht Petersen als „Anonymer Pazifist“ eine philosophisch angehauchte Gleichung in Zeiten des Ukraine-Krieges auf. Und bastelt Loenicker kurz darauf im „Querdenker-Shop“ noch einen Alu-Hut.

Alu-Hut tut nur auf der Bühne gut: Nils Loenicker (l.) hat als komische Hälfte des Duos Alma Hoppe aufgehört, Kabarett-Partner Jan Peter Petersen macht weiter.
Alu-Hut tut nur auf der Bühne gut: Nils Loenicker (l.) hat als komische Hälfte des Duos Alma Hoppe aufgehört, Kabarett-Partner Jan Peter Petersen macht weiter. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Der in jeder Hinsicht biegsame Komödiant des Duos wehrt sich nach Kräften. In der bis heute köstlich-amüsanten Nummer „Speisekarte“ (von der es im Repertoire aus 65 Programmen sogar zwei gibt) nervt Loenicker als Restaurantkritiker den Kellner Petersen mit immer neuen Fragen und Sonderwünschen.

Zum Abschluss necken die beiden Kabarettisten einander ordentlich

Im zweiten Teil gibt es dann mehrmals Raum für persönliche Zwischentöne: Als Richter in „Schlanke Justiz“ fordert Loenicker den Angeklagten Petersen hämisch zu Liegestützen auf, nachdem dieser das zuvor mit seinem auf der Yoga-Matte ruhenden Noch-Kompagnon getan hatte. So etwas sei mit Regisseur Henning Venske nicht abgesprochen gewesen, fällt Loenicker aus seiner Rolle.

Und Petersens als „Abschiedsgeschenk“ avisierte Ansprache gleiche doch eher einer Grabrede, moniert Loenicker. „39 lange Jahre habe ich es mit dir ausgehalten“, sagt er und provoziert an dieser Stelle noch mal Extra-Applaus des Publikums. „Und dann das!“

Die Lust am Blödsinn, sie gehört bei Alma Hoppe bis zum Schluss zum Programm. Wie schon am Anfang des mehr als zweieinhalbstündigen Abends reden die beiden Spötter nicht nur durcheinander, sondern nebeneinander her.

Kabarett Hamburg: Jan-Peter Petersen betreibt das Lustspielhaus weiter

Doch die finale Treppenlift-Nummer aus dem vier Jahre alten Duo-Programm „Immer Ärger mit den Nachbarn“ ist ein treffendes und ein im Kabarett selten zu erlebendes versöhnliches Ende: Auf zwei Bürostühlen mit Rollen sitzend lässt der eine (Petersen) den anderen (Loenicker) auf dem Weg nach unten vorbei.

Vorbei ist es nun auch mit Alma Hoppe. Dreimal noch an diesem Wochenende tritt Loenicker in seiner Paradefigur Bauer Hader im Lustspielhaus solo auf, bei der Geburtstagsgala des Theaters am 25. März wird er verabschiedet. Petersen wird das Lustspielhaus allein weiterbetreiben und seinen ältesten Sohn Max Beier (30) als Stammgast protegieren: Der in München ausgebildete Schauspieler, Ex-Seriendarsteller („Sturm der Liebe“) und jetzige Solo-Kabarettist darf am 24. März das Kabarett-Fest eröffnen. „Er soll ein neues, jüngeres Publikum anlocken“, hofft Petersen.

Im Doppel-Schaukasten vor seinem Theater hing bis Donnerstagabend neben dem finalen Alma-Hoppe-Plakat schon jenes für Beiers Premiere „Love & Order“.

„Nils Loenicker ist Bauer Hader“ noch 17.-19.3., Fr/So jew. 20.00, So 19.00.Kabarett-Fest 24.3–30.4., Lustspielhaus, Karten und Programm: T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de