Hamburg. Das plattform-Festival am Ernst Deutsch Theater feiert mit 250 Jugendlichen sein 20. Jubiläum. Leiterin Mia Massmann weiß, wie es geht.

Als das Ernst Deutsch Theater (EDT) 1951 eröffnete, hieß es noch das Junge Theater – außer einer Bühne für zeitgenössische Dramatik sollte es eine für die Nachwuchs sein. Auch daran dachte Intendantin Isabella Vértes-Schütter, als sie 2003 die Jugendsparte „plattform“ ins Leben rief. Das gleichnamige Festival gehört seitdem zum fest EDT-Spielplan, „plattform“ hat seit 2008 eine eigene Bühne an der Mundsburg, zudem wurde das Festival für die Saison 2019/20 mit dem Barbara-Kisseler-Preis ausgezeichnet. Das 20. Jubiläum bietet von Mittwoch bis zum Sonnabend Theater, Tanz, Performance, Präsentationen und Workshops. Fragen an plattform-Festival-Leiterin Mia Massmann.

Hamburger Abendblatt: Wie sind Sie eigentlich selbst zum plattform-Festival gestoßen? Haben Sie als Schülerin mal mitgewirkt?

Mia Massmann: Leider nein, wobei es mir als Jugendliche mit Sicherheit viel Freude bereitet hätte. Ich bin auf die Jugendsparte innerhalb einer Regieassistenz am EDT aufmerksam geworden. Ich war so fasziniert, dass ich mich für eine plattform-Assistenz beworben habe und kurzerhand meine Bachelorarbeit über das Thema Kulturvermittlung geschrieben habe.

„Wer fehlt?“, lautet diesmal das plattform-Motto Thema Diversität. Was fehlte dazu bisher in der künstlerischen Auseinandersetzung für junge Menschen an Hamburger Bühnen und womöglich auch am EDT?

Zugang, Zeit, Zaster. Oft fehlt es jungen Menschen leider an Zugängen. Wir müssen uns anschauen, welche Geschichten auf der Bühne erzählt werden und von wem. Zeit ist auch ein großer Faktor, viele junge Menschen sind überfordert von dem, was sie leisten müssen. Und ein großer Faktor ist das Geld. Kulturelle Bildung braucht finanzielle Unterstützung, um Angebote für Jugendliche kostenlos anbieten zu können. Am Ernst Deutsch Theater sind alle Angebote kostenfrei – das ist leider nicht selbstverständlich.

250 Jugendliche sind diesmal auf allen Bühnen des Hauses beteiligt. Wie haben Sie diese fürs plattform-Festival gewonnen, und was kann das Publikum vom Jugendgroßprojekt „europa flieht nach europa“ am Sonnabend auf der Hauptbühne erwarten?

20 Jahre Theaterarbeit mit Jugendlichen hinterlassen Spuren in der Stadt. Die Jugendlichen finden ihren Weg zu uns, weil Freundinnen und Freunde ihnen von einem Projekt erzählen, sie durch die Schule auf uns aufmerksam geworden sind oder durch das Internet. „europa flieht nach europa“ wird ein bunter Ritt durch die europäische Geschichte. In vielen starken Bildern betrachten wir unsere Vergangenheit, auch kritisch, und stellen die Frage nach dem, was Europa ausmacht und ausmachen sollte.

Vor 15 Jahren hatte Stella Roberts bei plattform als Schülerin ihre Liebe zum Theater vertieft, 2018 spielte sie in Henrik Ibsens „Nora“ dann ihre erste Titel- und Hauptrolle am EDT, 2021 erhielt die Schauspielerin hier den Barbara-Kisseler-Preis. Ist plattform auch ein Sprungbrett

Hierfür gibt es tatsächlich viele Beispiele, und das ist toll, zu sehen. Genauso wichtig ist es uns aber, dass alle Beteiligten für ihre weitere Zukunft aus der Theaterarbeit Stärke ziehen. Ich denke, Theater bewegt etwas in jeder Person. Und wir wollen ein Theater für alle sein.

20 Jahre plattform-Festival 22.-25.2., Eröffnung Mi 22.2., 19.00, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 10,-/(erm. 5,-); T. 22 70 14 20; Programm: www.ernst-deutsch-theater.de