Die dritte Verfilmung des Kinderbuchs von Otfried Preußler ist toll besetzt (Olli Dittrich!), aber leider auch reichlich übertrieben.
„Der Räuber Hotzenplotz“ ist gar kein richtig böser Mann. „Die kleine Hexe“ ist auch gar keine garstige Alte. Und „Der kleine Wassermann“ eher ein normaler Junge mit Schwimmhäuten, der nur Abenteuer erleben will und bestraft wird, wenn er mal etwas Unartiges getan hat.
Das Reizvolle an den Figuren in der Kinderbuchwelt von Otfried Preußler ist die versteckte Magie, die hinter den scheinbar so typisierten Figuren steckt. Und es müsste der Reiz jeder Verfilmung sein, diese Magie zu wecken und Kinderaugen leuchten zu lassen – gerade an Weihnachten.
Kino Hamburg: Ofczarek als Hotzenplotz, Olli Dittrich als Wachtmeister
Nun, das ist der dritten Verfilmung der „Räuber Hotzenplotz“-Bücher nur halb gelungen. Ja, es gibt nach dem unvergessenen Gert Fröbe und dem tapsigen Armin Rohde mit dem Österreicher Nicholas Ofczarek einen ganz wunderbaren Zottelbart-Räuber, der garstig der Großmutter (Hedi Kriegeskotte) die geliebte Kaffeemühle stiehlt und in seiner Räuberhöhle den Seppel (Benedikt Jenke) gefangen hält. Aber er ist eher ein einfacher Arbeiter, der nur seinem Job nachgeht. Eine perfekte Besetzung für den melancholischen Räuber im Preußlerschen Sinne.
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Ganz im Sinne des Autors sollte auch die pittoreske Ausstattung des sehr familiengerechten Märchenfilms von Michael Krummenacher sein. Omas Garten, der Wald des Räubers oder das Schloss des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann (August Diehl) sehen aus, als seien sie frisch aus der Augsburger Puppenkiste geschlüpft. Überzeugend gerät auch der Auftritt von Olli Dittrich, der mit der Interpretation seines allzu beamtigen Polizisten Alois Dimpfelmoser eine starke Performance liefert. Wie er schluckend darauf wartet, dass der Minutenzeiger der großen Uhr in der Amtsstube endlich feierabendlich auf 17 Uhr rückt – einfach köstlich.
Kino Hamburg: Die Schauspieler haben Spaß – doch viel Magie geht verloren
Ja, die Schauspieler haben sichtbar Spaß an diesem teilweise übermütigen Märchen – und da beginnt schon das Problem. Denn es wird teils chargiert und overacted, dass die Lederhose kracht. Bei August Diehl wird der böse Zauberer so zur lauten Zerrfigur mit schlechten Zähnen, spitzem Hut und heftigen Grimassen in Nahaufnahme. Überhaupt gefällt sich die Kamera gern in optischen Gags, die sich eben ergeben, wenn Menschen in extremen Close-Ups durch Brillen und Lupen schauen, auf dass die Augen furchterregend groß erscheinen. Saxofon und Streicher quieken und juchzen.
Schade, dass hier die Macher nicht auf die Fantasie der Kinder vertrauen, sondern auf vordergründige Effekte setzen. Dabei ist alles für ein großes Filmfest zur Weihnachtszeit bereitet. Ein bekannter Stoff, motivierte Schauspieler, liebevolle Ausstattung. Doch zu viel Albernheit treibt manch Magie aus.
„Der Räuber Hotzenplotz“, 106 Min., läuft in den Hamburger Cinemaxx und den UCI-Kinos, in der Koralle, im Abaton und im Zeise