Ausstellung zeigt “nur“ virtuelle Realität statt echter Werke von Claude Monet. Was das besondere Erlebnis ausmacht.
- „Monets Garten“ – Ausstellung wegen des Andrangs bis Ostern verlängert
- Ausstellung auf etwa 1000 Quadratmetern basiert auf Virtual Reality
- Auch in New York und Wien ist „Monets Garten“ zu sehen
Blautöne erfüllen den Raum und werden zu blassem Grün, rosa Blüten tanzen über den Boden. Bis das Gemälde „Seerosen“ von Claude Monet (1840-1926) alle Wände einnimmt. Dazu kommt Musik von Ravel, Debussy und anderen Komponisten vom Band. Impressionistische Stücke, wie sie vielleicht auch der Maler Monet bei der Arbeit hörte.
Die neue Ausstellung „Monets Garten“ soll Besucherinnen und Besucher in die Gemälde des Künstlers eintauchen lassen, ihnen seine Arbeit und seine Biographie nahe bringen. Wegen des immensen Ansturms ist die Ausstellung, die eigentlich nur bis Ende Januar laufen sollte, bis Ostern verlängert worden. Mehr als 60.000 Tickets seien schon verkauft worden, teilten die Veranstalter mit.
Monets Garten in Hamburg lässt Besucher in Gemälde eintauchen
Und dabei ist kein einziges gerahmtes Bild in den Räumen an der Gaußstraße zu sehen. Denn die Ausstellung auf etwa 1000 Quadratmetern basiert auf Virtual Reality – und erstellt mit Videos und Projektionen ein sogenanntes „immersives Erlebnis“. Bei einem Rundgang durch die insgesamt drei Bereiche können die Besucher Monets Werke so mit allen Sinnen wahrnehmen.
„Unser Ziel ist es, die Menschen zu berühren und ihnen Monets Kunst nahezubringen“, sagt Nepomuk Schessl, Produzent der Ausstellung der Alegria Konzert GmbH. Gleichzeitig spreche der virtuelle und interaktive Rundgang nicht nur typische Museumsgänger an. „Wir hoffen, auch bei Menschen das Interesse für Kunst zu wecken, die sich sonst nicht damit beschäftigen“, so Schessl.
Monets Garten: Großer Erfolg schon in Berlin
In Berlin und Mühlheim sei das bereits gelungen. Auch in New York und Wien ist „Monets Garten“ gerade zu sehen. Und warum Claude Monet? Die Werke des Malers hätten sich für die Ausstellung besonders gut geeignet: „Er selbst wollte schon damals, dass der Betrachter ins Bild eintaucht und keinen Horizont sieht.“
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Gleich zu Anfang des Rundgangs betritt man „Das Atelier“, wo mehrere impressionistische Werke auf großen und kleineren Bildschirmen gezeigt werden. Die Wände sind schwarz, erleuchtet wird der Raum nur durch die bunten „Gemälde“. Im Hintergrund läuft „Claire de lune“, die Atmosphäre ist beruhigend, fast meditativ.
Monets Garten in Hamburg: Virtual Reality und Animationen
Anstatt nur starr an der Wand zu hängen, bewegen die Bilder sich im Takt der Musik, werden in verschiedene Farbpixel aufgeteilt, bis sie am Ende vollständig zu erkennen sind. „Monet hat keine Farben gemischt, sondern sie Schicht für Schicht aufgetragen“, erklärt Marketingleiterin Silke Sasse. Die Animationen sollen also auch darstellen, wie der Künstler sich Schritt für Schritt seinen Motiven näherte.
Eine besondere Spielerei ist das Bild „Frühstück im Grünen“, mit einem eigenen QR-Code. Wer ihn mit dem Smartphone scannt, kann sich mit Instagram selbst in das Bild einsetzen und ein Foto von sich machen. Ein Stück weiter reagiert eine Kamera darauf, wenn sich zwei Menschen umarmen und lässt ihre Abbildung auf einer Leinwand mit einem bunten Knall „explodieren“.
Monets Garten: Japanische Brücke nachgebaut
Effekte, die nach einmaligem Ausprobieren für viele wohl den Reiz verlieren. Gerade Kinder dürften sich jedoch daran erfreuen. Auch ein umfassender Zeitstrahl zu Monets Leben hängt in diesem Raum – es ist der einzige Leseanteil der gesamten Ausstellung.
Eine andere Perspektive bekommen die Besucher im „Garten“, der optisch besonders viel zu bieten hat: Hier wurde die berühmte japanische Brücke in Monets Garten lebensgroß nachgebaut. Von der Brücke wächst täuschend echt aussehender Blauregen, es duftet nach Lavendelöl. Der Boden ist mit Kunstrasen ausgelegt. Der „digitale Teich“ unter der Brücke birgt eine besondere Funktion: „Kinder können hier ihre eigenen Seerosen ausmalen, einscannen und dann erscheinen sie im ,Wasser’“, sagt Sasse begeistert.
Monets Garten: Beeindruckende visuelle Darstellungen
Der Höhepunkt des Rundgangs ergibt sich im letzten Saal: In einem riesigen, fast leeren Raum mit einigen Sitzsäcken läuft eine 45-minütige Show, die Monets gesamtes Leben erzählt. Der Film ist geprägt von beeindruckenden visuellen Darstellungen – und klassischer Musik.
„Musik ist sehr wichtig für die Ausstellung, unterstreicht das Visuelle und kitzelt die Emotionen hervor“, erläutert Co-Produzent Nick Hellenbroich, der auch die Musik zusammengestellt hat. Als Filmleinwand dient bei der Show der gesamte Raum. Hier taucht man tatsächlich ein in die Gemälde des französischen Genies, Details der Werke rücken plötzlich in den Fokus.
Auch über Monets Leben lernen die Besucher hier eine Menge. Zum Beispiel, dass er lieber die Natur malte, als Menschen – und dabei unbedingt „Licht, Schatten, Wind und Wasser“ erfassen wollte. Oder, dass er zwischenzeitlich finanzielle Probleme hatte, sodass er seine Familie kaum mehr ernähren konnte. Die Stimme nimmt einen mit auf eine farbenprächtige Reise – gerade für diesen Part lohnt „Monets Garten“ sich.
„Monets Garten“ bis 10. April, United Scene, Gaußstraße 190a (Bus 2, S Altona), Mo-So, 10 bis 21 Uhr, , Eintritt 18,- bis 25,-, Kinder bis 6 J. frei, www.monets-garten.de