Hamburg. Dieses Thema beleuchtet Mohamed Amjahid in seinem Buch „Let’s Talk About Sex, Habibi“. Große Buchvorstellung auf Kampnagel.

Wenig ist peinlicher für Pubertierende, als gemeinsam mit den Eltern fernzusehen, und plötzlich unterbrechen Kuss- oder gar Sexszenen die Filmhandlung. Dann schaltet man ganz schnell um, zu einer Spielshow. Oder, so erzählt Mohamed Amjahid, zum Tele-Imam, der im Marokko der Neunziger allgegenwärtig war. Amjahid allerdings habe das despektierlich „Haram-TV“ genannte Programm zumindest beim Alleinschauen vorgezogen – gespielter Sex war einfach interessanter als die Ehetipps des alternden Geistlichen.

Amjahid, der heute als Journalist und Autor in Berlin lebt, stellt auf Kampnagel sein Buch „Let’s Talk About Sex, Habibi“ vor – eine anekdotenhafte Sammlung über das (nicht zuletzt queere) Sexualleben in Nordafrika.

Kampnagel Hamburg: Buch sollte „Sex and the Nafri“ heißen

Und erweist sich im Gespräch mit Moderatorin Natali Bhalchandra Abhyankar, Geschäftsführerin der Buchhandlung im Schanzenviertel, als charmanter Plauderer, der sich warmherzig an Recherchegespräche mit seiner Mutter erinnert, mit dem Publikum flirtet, erzählt, wie ihm der Verlag den ursprünglichen (und eigentlich ganz lustigen) Buchtitel „Sex and the Nafri“ ausgeredet hätte, immer wieder kurze Passagen aus dem Buch anreißt, um dann mit verschmitztem Lächeln auf den Büchertisch zu verweisen.

Und der es sich nicht nehmen lässt, freundlich über Hamburg zu spötteln: Die Stadt sei ihm immer vorgekommen wie ein riesiges Großraumbüro, erinnert er sich an die Jahre, während der er als Redakteur der „Zeit“ regelmäßig in die Hansestadt pendelte. Freundliches Kichern im Publikum.

Kampnagel Hamburg: Buch soll etwas ändern

Und plötzlich wird Amjahid ernst. Als er von den Repressionen gegen queere Personen in Nordafrika erzählt, dass die Vorurteile gegen Queerness von den Regimes als Ablenkungsmanöver eingesetzt würden, dass die sexistischen Gesetzgebungen Überbleibsel der Kolonialzeit seien. Da ist Schluss mit Flirten, da wird dieser freundliche, humorvolle Mensch laut und wütend.

Gegen Ende, beim langen, intensiven Publikumsgespräch, ist aber alles wieder gut. „Das Problem ist nicht, dass die Menschen nicht viel wissen über die Region“, beschreibt Amjahid sein journalistisches und schriftstellerisches Credo, „das Pro­blem ist, dass die Menschen lästern, ohne sich Wissen anzueignen“. „Let’s Talk About­ Sex, Habibi“ ist ein Versuch, das zu ändern.

Mohamed Amjahid im Netz: mamjahid.net