Hamburg. Das Erfolgsmodell in einem neuem Stadtteil: Von Freitag an sind im Hamburger Osten an 16 verschiedenen Orten 40 Bands zu erleben.
Seit 13 Jahren ist das Festival 48h Wilhelmsburg ein Paradebeispiel für musikalische Vielfalt und nachbarschaftliches Miteinander. Bands, Chöre und solo Musizierende spielen direkt vor der eigenen Haustüre – in Clubs, Cafés, Imbissen, Läden und Behörden, auf der Straße und in Gärten. Initiatorin Steph Klinkenborg und ihr Team transportieren dieses Erfolgsmodell am ersten September-Wochenende in einen weiteren Stadtteil: nach Jenfeld.
Von Freitag bis Sonntag sind im Osten Hamburgs an 16 verschiedenen Orten 40 Bands zu erleben – Swing und Rock ’n’ Roll, Folk und Hip-Hop, Klassik und Jazz. Ein Gespräch über kulturelle Entdeckungen und die Kraft der Musik.
Hamburger Abendblatt: Was waren die Beweggründe, 48h Wilhelmsburg nun nach Jenfeld zu bringen?
Steph Klinkenborg: Wir haben in Wilhelmsburg sehr gute Erfahrungen sammeln können, wie wir die Nachbarschaft über die Musik ins gemeinsame Machen bringen können. Wir haben gelernt, wie kraftvoll die Musik Sprachbarrieren überwinden kann. Wie sie Menschen, Kulturen und Szenen zueinanderbringt. Die Menschen und Institutionen vor Ort aktiv einzubeziehen, war nicht immer einfach, aber immer auf seine eigene Weise wertvoll. Während der Corona-Zeit wurde uns noch einmal bewusst, wie wichtig hyperlokale Bezüge sind. Also Kultur, die direkt vor der Haustüre stattfindet. Und die nicht nur konsumiert, sondern aktiv gestaltet wird. So entsteht eine Kultur, die Begegnungen schafft und die im Alltag nachhallt. Davon kann es – insbesondere in Zeiten wie diesen – gar nicht genug geben.
Warum haben Sie sich für Jenfeld als zweite Station entschieden?
Klinkenborg: Ich bin in Jenfeld aufgewachsen und meine Eltern leben immer noch dort. Ich wusste, dass die Jenfelderinnen und Jenfelder neugierig und aufgeschlossen sind. Es gibt in den verschiedenen Ecken ganz viel Musik und eine Menge engagierter Menschen und Institutionen, die sich für mehr Lebensqualität im Stadtteil einsetzen. Jenfelds Bevölkerung ist super divers, was immer ein guter Indikator für die Vielfalt der Musik ist. Auch wenn die Sozialindizes an den Jenfelder Schulen hamburgweit die niedrigsten sind, pflegt zum Beispiel die Otto-Hahn-Schule eine lange Tradition in musikalischer Bildung. Das ist natürlich Humus für unser Projekt.
Welche soziale Funktion hat das gemeinsame Musizieren an verschiedenen Orten in der Nachbarschaft?
Klinkenborg: Von Anfang an organisieren die Menschen vor Ort sowie ansässige Institutionen das Festival gemeinsam. So fließen ortskundiges Wissen und persönliche Kontakte direkt in das Projekt ein. Eine Atmosphäre, die einlädt zu Begegnungen, Kooperationen und Freundschaften. So werden Brücken gebaut, die auch im Alltag begehbar sind und die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Wir nennen das: musikalisches Communitybuilding.
- Festival auf der Alster: Was für ein geiles Geschenk!
- Die Ärzte in Hamburger Schule: Ein legendäres Konzert
- Gehen in der Elbphilharmonie bald die Lichter aus?
Können Sie uns Highlights aus dem
Programm nennen?
Klinkenborg: Es gibt 40 Highlights, denn es geht ja
darum, sich treiben zu lassen und dabei die Musik der Nachbarschaft zu entdecken. Wie zum Beispiel die von Helmut Voss: Er ist 1937 in Jenfeld geboren. Als waschechtes Urgestein präsentiert er im Jugendzentrum Antikriegs-, Protest- und Liebeslieder. Oder die Musik von Django Forever: Die drei Brüder Jeffrey, Marcel und Mirano Weiss sind in Jenfeld aufgewachsen und bereits mit Größen wie Stochelo Rosenberg, Wawau Adler und Giovanni Weiss aufgetreten. Bei 48h Jenfeld spielen sie Interpretationen der Songs von Django Reinhardt. Die Bands der Otto-Hahn-Schule wiederum treten open-air auf, vor dem Jugend- und Familientreff Jenfelder Kaffeekanne, während an der Autowaschanlage gerappt wird. Zum Abschluss am Sonntag rockt die russisch-
ukrainische Band Stary Ikarus den Moorpark. Und natürlich gibt es auch Mitmachangebote wie den Trommelkreis und die Jenfelder Jamsession. Alle Angebote sind übrigens kostenlos, aber wir freuen uns über Spenden.
48h Jenfeld Fr 2.9. bis So 4.9. an verschiedenen Orten in Jenfeld, Eintritt frei, Eröffnung: Fr 18.00, Haspa-Filiale, Bei den Höfen 82 h, Infos und Programm: www.musik-aus-jenfeld.de