Hamburg. Natja Brunckhorst spielte als Kind Christiane F. in dem Drogendrama – nun bringt sie ihren neuen Film ins Kino. Worum es geht.

Als Natja Brunckhorst zum Film kam, war sie erst 13 Jahre alt. Sie wurde auf dem Schulhof entdeckt und spielte damals die Hauptrolle im Drogendrama „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ als Christiane F. Nun schließt sich ein Kreis: Gut 40 Jahre später bringt sie am Donnerstag ihren ersten eigenen Film als Regisseurin ins Kino: „Alles in bester Ordnung“ ist eine hintersinnige Komödie über Menschen mit oder ohne Ordnungsfimmel.

Marlen (Corinna Harfouch) sammelt gern. Das machen ja viele Menschen, aber Marlen sammelt ein bisschen zu viel. Ihre Wohnung ist so vollgestopft mit ihren Fundstücken, dass sie die von ihr geschätzten Podcasts lieber auf der Fensterbank ihres Treppenhauses hört.

Kino Hamburg: Film ist eine Hommage an verstorbene Mutter

Und dann bekommt sie einen neuen Nachbarn. Fynn (Daniel Sträßer) zieht über ihr ein und ist ganz anders drauf. Er möchte seine Wohnung möglichst übersichtlich gestalten. Als er einen Wasserschaden erleidet, muss er bei ihr Unterschlupf suchen. Zwei Welten prallen aufeinander. Einige der Dialoge sind ausgesprochen originell.

Der Film, erzählt Brunckhorst, sei eine Hommage an ihre verstorbene Mutter, eine ehemalige Balletttänzerin. „Sie hatte zu viele Dinge und hätte einen Typ wie Fynn gut gebrauchen können.“ Die Dreharbeiten für ihren Film gestalteten sich schwierig, weil sei eine coronabedingte Unterbrechung überbrücken mussten. Die Zeit haben sie und ihre Hamburger Ausstatterin Zazie Knepper genutzt, um Marlens Wohnung mit zahlreichen Requisiten aufzufüllen. Wie in einer Tropfsteinhöhle türmten sich am Set schließlich die Gegenstände wie Stalaktiten (von oben) und Stalagmiten (von unten). Dafür haben die beiden Frauen zahlreiche Flohmärkte unsicher gemacht unter dem Motto: „Immer nur eine Farbe pro Tag.“

Brunckhorst von Erfolg überfordert

Autorin und Regisseurin Natja Brunck­horst lebt seit vier Jahren in Hamburg.
Autorin und Regisseurin Natja Brunck­horst lebt seit vier Jahren in Hamburg. © picture alliance /

Seit ihrem fulminanten Leinwanddebüt hat Brunckhorst, die jetzt 55 Jahre alt ist, als Schauspielerin und Drehbuchautorin gearbeitet. Einen frühen Erfolg konnte sie 2001 mit dem von ihr geschriebenen Politdrama „Wie Feuer und Flamme“ erzielen. „Aber Regisseurin ist das, was ich ab jetzt machen will“, sagt sie. Eine Geschichtenerzählerin sei sie schon als Kind gewesen.

Kürzlich ist eine DVD von „Christiane F.“ auf den Markt gekommen, digital restauriert und erstmals mit Bonusmaterial. Brunckhorst floh damals nach dem Kinostart ins Ausland, der Erfolg hatte sie etwas überfordert. Der Film von Regisseur Uli Edel wurde von Bernd Eichinger produziert und hatte mehr als vier Millionen Zuschauer. Seit vier Jahren lebt sie nun in Hamburg, der Heimatstadt ihres Vaters, der Bluesmusiker war.

„Ich hatte damals noch keine Platten"

Spektakulär waren in dem Werk aus dem Jahr 1981 Szenen mit David Bowie, der darin „Heroes“ singt. Brunckhorst wusste kaum, wer das war. „Ich hatte damals noch keine Platten und nur zwei Musikkassetten. Und die waren von Vivaldi.“ Die Konzertszenen wurden zunächst in Deutschland bei zwei Auftritten von ­AC/DC gedreht. Dann flog das Kernteam nach New York, um Bowie mit ins Boot zu holen.

In einem Theater wurde eine Bühne eingerichtet, aber am Tag, an dem der Dreh mit Bowie geplant war, wurde John Lennon erschossen. Bowie wollte zuerst nicht kommen. „Bernd Eichinger hat aber dann noch lange mit ihm geredet, und er kam. Wir haben das professionell durchgezogen.“ Später wurden dann noch Fotos von beiden gemacht – sie auf seinem Schoß sitzend. Heute sieht Natja Brunck­horst den 2016 gestorbenen Musiker mit anderen Augen. „Er war ein Ausnahmekünstler, der sich immer wieder gewandelt hat.“

Kino Hamburg: Brunckhorst stellt Film im Zeise vor

Ihren neuen Film will sie am Freitag im Zeise, Koralle und Abaton vorstellen. In Hamburg fühlt sie sich wohl, nicht nur weil man hier ihren angelsächsisch angehauchten Humor schätzt, sondern auch, weil es in Stellingen einen Brunckhorstweg gibt, der nach ihrem Ururgroßvater Hans-Hinrich benannt worden ist, einem Getreidehändler und Vorbesitzer des Geländes. In die Kinos will die Regisseurin einige Requisiten aus der Filmwohnung mitbringen und verschenken.

Nach Drehschluss fand das Team es zu schade, die Wohnung einfach auseinanderzureißen, die Sachen zu entsorgen. Kurzerhand wurde ein Virtual-Reality-Team bestellt, das die kunstvolle Unordnung einfing. Im Abaton wird man sich Teile davon mit den entsprechenden Brillen ansehen können. Ansonsten hält es Natja Brunckhorst mit dem bayerischen Komiker Karl Valentin, der gesagt haben soll: „Die Dinge haben drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“ Die Regisseurin sagt: „Ich will die komische.“ Ihr nächster Film soll auch wieder humorvoll werden.

„Alles in bester Ordnung“ ab 26.5. im Abaton, Blankeneser, Koralle, Zeise. Kinotour mit Regisseurin am Fr 27. 5.: Koralle (16.00), Zeise (18.00), Abaton (20.00).

„Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, DVD, Eurovideo, ab 16 J., 131 Min.,