Hamburg. Intendant Axel Schneider blickt optimistisch auf die Spielzeit 2022/2023 und hofft auf ein Leben nach Corona.

Die Pandemie lähmt den Kulturwillen des Publikums. Das gilt auch für die noch laufende Saison im Altonaer Theater. Künstlerisch sei er sehr zufrieden, so Intendant Axel Schneider. Aber das Theater hätte wie alle Häuser unter Verschiebungen, Absagen und kurzfristigen Umbesetzungen bei Vorstellungen gelitten. Ab Januar hätte zudem die Omikron-Variante für Verunsicherung unter den Zuschauern und eine Zurückhaltung im Vorverkauf gesorgt. Bei nur 60 Prozent Belegungsmöglichkeit lag man im Herbst bei ungefähr 80 Prozent Auslastung.

Ohne Bundeshilfen hätte das Theater das nicht auffangen können. „Von daher hoffen wir auf ein Leben nach Corona. Oder stellen uns auf ein Leben mit Corona ein“, so Axel Schneider. „Wir müssen die Normalität wieder erzwingen, damit wir eine Chance haben, auch im Zuschauerraum zu einer Normalität zu finden, zu einer Auslastung, die wir dringend brauchen.“ Nicht hilfreich, aber nötig aufgrund der allgemeinen Preissteigerung: Das Altonaer Theater wird seine Kartenpreise um zehn Prozent anheben.

Altonaer Theater: Spielzeit 2022/2023 mit vielen Männern

Der Intendant blickt mittlerweile auf 28 Jahre und damit sein halbes Leben am Theater zurück. Seit 16 Jahren lautet das Motto: Wir spielen Bücher. Und entgegen mancher Befürchtung finden sich mühelos immer wieder neue Stoffe, die sich für die Bühne eignen, so Axel Schneider, der bei der Präsentation der Spielzeit 2022/2023 optimistisch in die Zukunft blickte.

Beim Betrachten des Spielplanes fällt dabei jedoch eines auf: Unter den Regisseuren und Autoren findet sich bis auf die Ko-Regie von Anne Schieber mit Hans Schernthaner bei „Pettersson bekommt Weihnachtsbesuch“ für Kinder ab drei Jahren bislang nur eine noch nicht namentlich genannte Regisseurin, die „Die drei ???“ inszenieren soll. Die Wiederaufnahme des Solos „Finsternis“ in der Regie von Carolina de A. Cesconetto ist auf der kleinen Foyerbühne geplant – mehr weibliche Regiearbeit nicht.

Musical „The Addams Family“ ab 11. September im Altonaer Theater

In vier von sieben Stücken stehen aber immerhin Frauenfiguren im Zentrum. Damit wolle das Theater einem „gewandelten Frauenbild in der Gesellschaft“ Rechnung tragen, so Schneider. Das klingt nach einem guten Anfang, aber da ginge sicherlich noch mehr. Und es würde das Programm noch zeitgemäßer und attraktiver gestalten.

Bereits vor drei Jahren brachte Schneider das Musical „The Addams Family“ in der Regie von Franz-Joseph Dieken nach dem Buch von Marshall Brickman und Rick Elice bei den Burgfestspielen Jagsthausen heraus. Nun kommt es in leicht veränderter Form ab dem 11. September ans Altonaer Theater, unter anderem besetzt mit dem prominenten TV-Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss („Der Alte“).

Theater Hamburg: Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss wird im Musical „Addams Family“ auf der Altonaer Bühne gastieren.
Theater Hamburg: Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss wird im Musical „Addams Family“ auf der Altonaer Bühne gastieren. © picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Prominenter Gastdarsteller im Altonaer Theater: Ingolf Lück

Christian Nickel inszeniert ab 13. Oktober Nick Hornbys skurril-humorvollen Roman „A Long Way Down“ über vier Lebensmüde, die in der Silvesternacht auf dem Dach eines Londoner Hochhauses aufeinandertreffen. Als prominenter Gastdarsteller ist Moderator Ingolf Lück dabei. Beschwingt geht es weiter ab dem 20. November mit Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“, das Benjamin Hille ausdrücklich nach dem Roman und nicht nach der bekannten Verfilmung mit Audrey Hepburn als New Yorker Bohemienne Holly Golightly inszenieren wird.

Mit „Die Verwandelten“ kommt ein Roman von Thomas Brussig zur Uraufführung. Die Geschichte klingt skurril. Die Jugendlichen Fibi und Aram gehen in eine Waschstraße – und kommen als Waschbären wieder heraus. Das hat weitreichende Folgen für ihre Familien und die Umwelt. Wie in der Pandemie scheint hier wohl die Natur die Regie in der Hand zu halten. Ralph Bridle, der schon an den Hamburger Kammerspielen arbeitete, inszeniert den mit bösem Humor unterlegten Stoff im Januar 2023.

Georg Münzel bringt „Der Spieler“ von Dostojewski auf die Bühne

Das Thema Ukraine-Krise beschäftigt auch Axel Schneider. Nachdem er Autoren wie Alexander Solschenizyn verworfen hat, wird Georg Münzel nun den biografisch angelegten Roman „Der Spieler“ von Fjodor Dostojewski ab dem 10. April 2023 in einer eigenen Fassung auf die Bühne bringen.

Weniger politisch geht es weiter. Bestseller-Autor Janne Mommsen – aka Volkmar Nebe – wird zu seinem vor drei Jahren bei Rowohlt erschienenen Roman „Die Bücherinsel“ eine Stückfassung erarbeiten, die Axel Schneider zur Aufführung bringen wird. In dieser Hommage ans Lesen stößt eine Putzfrau zu einem Literaturzirkel auf einer Insel dazu, in dem vom Horror- bis zum Arztroman jedes Genre vertreten ist. Nach und nach offenbart sich ein Geheimnis der Frau. „Das Stück soll Spaß bringen, aber es gibt auch sehr große Fallhöhen“, so Mommsen bei der Präsentation. Premiere ist am 20. Mai 2023. Die Hauptrolle der Putzfrau Sandra spielt Nadja Wünsche, Mitglied im offenen Ensemble des Theaters.

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Altonaer Theater greift allgemeinen Krimi-Trend auf

Ein Coup ist dem Altonaer Theater gelungen mit der erstmaligen Sicherung der Rechte der Reihe „Die drei ???“ – nicht zu verwechseln mit der „Die drei ??? Kids“-Reihe. Ab dem 3. März kommt „Signale aus dem Jenseits“ nach dem Buch von André Minninger heraus. Dem bekannten Ermittlertrio stehen dabei zwei verdächtige Frauen gegenüber. Das Ganze soll von einer Regisseurin auf die Bühne gebracht werden, die Verabredung ist allerdings noch nicht fix.

Den allgemeinen Krimi-Trend greift das Altonaer Theater auf mit dem Bestseller „Achtsam morden“ von Karsten Dusse, den wiederum Axel Schneider inszenieren wird – mit Theresa Horeis, Dirk Hoener und Georg Münzel, die insgesamt 19 Rollen übernehmen werden.

Unter den Wiederaufnahmen ragen vor allem „Grimms sämtliche Werke...leicht gekürzt“ ab dem 2. September heraus. Die stark nachgefragte Inszenierung steht zusätzlich noch einmal am 10. Und am 11. Mai in dieser Spielzeit auf dem Programm. Am Wochenende vom 12. Bis 15. Februar 2023 gibt es Gelegenheit, alle vier Teile von „Die Kempowski Saga“ noch einmal zu sehen. Als Weihnachtsmärchen ist zudem „Die kleine Hexe“ nach Otfried Preußler in der Version von John von Düffel geplant.

Die bisher geltenden Corona-Regeln (also auch die Maskenpflicht) werden im Mai am Altonaer Theater noch erhalten bleiben. Ab dem 1. Juni sollen dort die Auflagen wegfallen.

Programm und Karten unter www.altonaer-theater.de