Hamburg. Hafen-Historie im Museum, Schotten-Rock in der Arena, Klassiker im Theater – die besten Termine und freie Tickets rund um Ostern.
Der Thalia- und „Tatort“-Star Jens Harzer spielt, die Simple Minds feiern mit Verspätung in der Arena Jubiläum, dazu ungewöhnliche Filme und Ausstellungen - am und auch nach dem langen Wochenende ist einiges los.
Kultur in Hamburg: Theater im Thalia
Volles Programm für (ausdauernde) Bühnenfreunde bietet zu Ostern das Thalia Theater. Am Alstertor kommt am Sonntag, 17. April, noch mal „Die Wildente oder Der Kampf um die Wahrheit“ auf die große Bühne geflogen – frei nach Henrik Ibsen. In surrealen Bildwelten schafft Regisseur Thorleifur Arnarsson zwei Stücke in einem, ein komplexes, vieldeutiges Kaleidoskop radikaler Sinn- und Wahrheitssuche in mehr als zwei Stunden.
Am Ostermontag ist noch mal „Der Idiot“ zu erleben. Johan Simons inszeniert den Dostojewski-Klassiker als Geschichte, welche die intrigante Natur des Menschen offenbart. Im Strudel aus Verzweiflung, Liebe und Hass gibt Iffland-Ring-Träger und „Tatort“-Kommissar Jens Harzer den Fürst Myschkin, vier Stunden lang, hier immerhin unterbrochen von einer Pause.
Ausstellung: Oliver Dohrs in der Fabrik der Künste
Der Hamburger Oliver Dohr ist ein Künstler, der überwiegend ungegenständlich malt. In seiner neuen Ausstellung „(Walk) The Line“ in der Fabrik der Künste in Hamm zeigt er auch, wie in Holzschnitten und Siebdrucken aus unruhigen Bahnen der Linie Formen werden, die seinen Figuren einen emotionalen Ausdruck geben. Zur Vernissage am Ostersonnabend (19 Uhr) führt Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, in die Schau ein, Saxofonist Philipp Rücker spielt.
Am Mittwoch (20.4., 20 Uhr) geben die Sänger und Schauspieler Jon Flemming Olsen und Lea Sophie Salfeld im Rahmenprogramm der Ausstellung einen konzertanten Lese-Abend zugunsten des Hamburger Hilfskonvoi e. V. – alle Einnahmen fließen an ukrainische Geflüchtete. Karten zu 12 Euro gibt es an der Abendkasse.
Hafen-Kino: NDR-Doku zeigt ehemaligen Beruf des Festmachers
Nach langer Winterpause meldet sich Flexibles Flimmern, Hamburgs mobiles Kino an besonderen Orten mit besonderen Filmen, gleich nach Ostern zurück. Im Schuppen 50A, dem derzeitigen Standort des Deutschen Hafenmuseums, nehmen die Macher um Ober-Flimmerer Holger Kraus die Gäste an drei Abenden mit in eine Zeit, als im Hamburger Hafen Handarbeit noch großgeschrieben wurde.
Die NDR-Dokumentation „Die Festmacher“ (1971) taucht ein in den gleichnamigen ehemaligen Beruf, zeigt die harte Arbeit an der Wasserkante bei rauen Bedingungen, ohne dass der Schnack im Film und im Schuppen zu kurz kommt. Vor der Filmvorführung erzählen zwei Festmacher von der damaligen Arbeit, und das Museum lässt sich jeweils mit einem Hafen-Senior erkunden. Speisen und Getränke gibt es außerdem.
Jochimsen als Kabarettist und Romanautor
Seit fast 30 Jahren tourt Jess Jochimsen durch die deutsche Kleinkunst-Landschaft. Fast genauso lange pflegt der Comedian, Fotograf und Musiker seinen eigentümlichen Mix aus Kabarett, Gitarrensongs und skurrilen Dias. Nach seinem Programm „Heute wegen gestern geschlossen“ gastiert der gebürtige Freiburger, Kind von 68er-Eltern, erstmals mit „Meine Gedanken möchte ich manchmal nicht haben“ in Hamburg.
Wer trotzdem teilhaben möchte, ist am Freitag im Polittbüro beim auch als Romanautor („Abschlussball“) erfolgreichen 51-Jährigen richtig. Schon tags zuvor (21.4.) spielt der vielfach ausgezeichnete komische Chansonnier Sebastian Krämer in St. Georg noch mal „Liebeslieder an deine Tante“ – musikalische Satire außerhalb der gängigen Schubladen.
Drei sehenswerte Ausstellungen im Endspurt
Gleich drei sehr sehenswerte Ausstellungen enden am 24. April, also hin! Da wäre „Klasse Gesellschaft. Alltag im Blick niederländischer Meister“ in der Kunsthalle: Zeitgenössische Werke von Schauspieler-Fotograf-Multitalent Lars Eidinger und Künstler Stefan Marx begegnen im Hubertus-Wald-Forum Gemälden von Pieter de Hooch, Jan Steen und Adriaen Brouwer. Im Bucerius Kunst Forum ist „Minimal Art. Körper im Raum“ zu erleben.
Die Kunstströmung, die im Amerika der 1960er-Jahre durch reduzierte Formsprache und die Verwendung industriell gefertigter Materialien für Aufsehen sorgte, inspirierte auch deutsche Künstlerinnen und Künstler und wirkt bis heute nach. Einen Künstler der Extraklasse präsentiert die Sammlung Falckenberg mit „Tomi Ungerer – It’s all about Freedom“. Anhand von 400 Exponaten ist ein umfassender Querschnitt durch neun Jahrzehnte künstlerisches Schaffen – von Zeichnungen aus den 1930er-Jahren bis hin zu Objekten aus den 2010er-Jahren – in Harburg zu sehen.
The Tallest Man on Earth im Mojo Club
Der Songwriter Kristian Matsson, der mit Band unter dem Künstlernamen The Tallest Man on Earth auftritt, steht seit Jahren für melancholischen Indie-Pop mit originellen Folk-Einflüssen. Nicht erst seit Erscheinen seines Albums „I Love You. It’s a Fever Dream“ (2019) wird er von seinen Fans mit Musikgrößen wie Bob Dylan verglichen. Am Dienstag spielt der in den USA lebende Schwede auf seiner Europatour im Mojo Club.
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Simple Minds auf Jubiläumstour in Hamburg
Mit Hits wie „Don’t You (Forget About Me)“ und „Belfast Child“ hat die schottische Band Simple Minds in den 80ern und 90ern international Bekanntheit erlangt. Mit ihrem Mix aus klassischem Pop, Avantgarde-Rock und facettenreichen Instrumentals begeistert sie bis heute. So macht die Band um Jim Kerr auch auf ihrer (verspäteten) Jubiläumstour zum 40-jährigen Bestehen in Hamburg Halt – alte (und ein paar neue) Fans dürfen sich auf einen bunten Mix von Hits aus guten alten Zeiten freuen. Zugleich wird die Gruppe Songs aus ihrem jüngsten Album „Walk Between Worlds“ aus dem Jahr 2018 darbieten.
Kultur Hamburg: Sondervorführung im Abaton
Wie geht man mit dem materiellen und kulturellen Erbe um, das einem der eigene Großvater hinterlassen hat? Und wie, wenn einem bewusst wird, dass jener ein Kriegsgefangener während des Zweiten Weltkriegs war? Filmemacher gehen dieser Frage nach – und begeben sich auf eine Radtour durch Deutschland und Frankreich, um die Stationen des Großvaters nachzuvollziehen. Am Donnerstag kommen Regisseur Mark Pedri, Produzentin Carrie McCarthy und der Hamburger US-Generalkonsul Darion Akins zu einer Sondervorführung ins Abaton.
Wie überzeugt man Interessierte, die sich noch nicht für Musik aus der englischen Renaissance interessieren, dass diese die Entdeckung lohnt? Vielleicht einmal anhören lassen, wie Sting „Come Again“ von John Dowland singt. Am Mittwoch gibt’s einen ganzen Abend lang Best of Dowland: In der Laeiszhalle präsentiert Cembalist und Dirigent Skip Sempé mit seinem Capriccio Stravagante Renaissance Orchestra Dowlands „Lachrimae Or Seven Tears“. Eine schon damals berühmte Sammlung von Instrumentalstücken, die zeigt, dass dieser Zeitgenosse Shakespeares auf Augenhöhe mit ihm komponierte. Sempé serviert all das nicht nur auf Sparflamme.