Hamburg. Die Impro-Comedyserie „Das Begräbnis“ des Hamburger Regisseurs Jan Georg Schütte kommt ohne Drehbuch aus – und bietet viele Stars auf.

Beerdigungen sind normalerweise nicht gerade Horte der Heiterkeit. Hier ist das anders. In der sechsteiligen Impro-Comedyserie „Das Begräbnis“ ziehen Familienangehörige, die sich nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen, übereinander her, bis die Schwarte kracht.

Der Anlass ist natürlich traurig. Wolff-Dieter Meurer, Chef einer Klempner-Dynastie ist gestorben. Er hinterlässt seinen Angehörigen die Firma und nicht unerheblichen Grundstücksbesitz. Aber wer soll das erben? Der Hamburger Schauspieler und Regisseur Jan Georg Schütte hat das Buch zur Serie geschrieben, einer Mischung aus Slapstick und Familiendrama. Seine Schauspieler sollen und dürfen improvisieren, was das Zeug hält.

„Das Begräbnis“ im Ersten: Charly Hübner und ein schräger Kirchenchor

Der Verstorbene, darauf können sich immerhin seine Nachfahren einigen, war ein Sprücheklopfer vor dem Herrn. So sagt er zum Beispiel ganz gern: „Was, du Schwein, du willst noch röcheln? Soll ich dich noch töter stöcheln?“ Natürlich läuft diese Beerdigung total aus dem Ruder. Lustig ist es, als Charly Hübner an den Keyboards am offenen Grab den Puhdys-Song „Alt wie ein Baum“ anstimmt und der total schräge Kirchenchor mitzieht.

Überhaupt zeigt Hübner, der eigentlich den stolzen Firmennachfolger seines Vaters geben sollte, in seiner Verunsicherung mal wieder seine Bandbreite. Sorgfältig achtet er in seiner Rolle darauf, dass sich niemand auf den Platz setzt, den vorher sein Vater belegt hatte. Ein anderes Kaliber ist da schon sein Zwillingsbruder Thorsten, gespielt von Devid Striesow. Notorisch unzuverlässig, kehrt er für die Beerdigung zum ersten Mal nach 25 Jahren in sein Heimatdorf zurück und versucht sich dort als erfolgreicher Geschäftsmann zu verkaufen. Glaubt nur keiner.

Zum Eklat kommt es nach der Testamentseröffnung. Die von Catrin Striebeck gespielte letzte Lebensgefährtin des Klempnermeisters verliest seinen letzten Willen, wonach aber auch alles an sie fällt. Die Familie ist natürlich empört und überlegt, wie man das noch ändern kann. Die Angehörigen denken über körperliche Gewalt nach und setzen das Vorhaben dann auch um.

Anja Kling und Martin Brambach zählen zu den Highlights

Ab und zu werden Witze erzählt: Was bekommt man, wenn man einen Ossi mit einem Wessi kreuzt? Einen arroganten Arbeitslosen. Zu den Highlights des Films zählen das von Anja Kling und Martin Brambach gespielte Paar. Sie brauchen Geld, sie brauchen Jobs, und sind doch von der Realität noch Lichtjahre entfernt. Um die Besetzung muss sich Schütte nie Sorgen machen. Die Kollegen stehen quasi Schlange, um mitzuspielen. Diesmal sind es Charly Hübner, Catrin Striebeck, Devid Striesow, Anja Kling, Claudia Michelsen, Christine Schorn, Martin Brambach. Sie zeigen Spielfreude pur.

Gedreht hat der Regisseur die Folgen in nur zwei Tagen am Schaalsee. Mit seiner Frau hatte er den See und seine Nachbargewässer erkundet und war von der landschaftlichen Schönheit geblendet. „Hier will ich mal begraben werden“, habe er gedacht. Von da war es zum „Begräbnis“ nur ein Katzensprung. Schütte hat das Treiben seiner 20 Schauspieler mit 54 Kameras aus unterschiedlichen Blickwinkeln eingefangen. Es gab kein Drehbuch, dafür bekam jeder Darsteller ein 40-seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen über seinen jeweiligen Charakter. Jede Folge erzählt die Ereignisse aus der Perspektive eines anderen Protagonisten.

Regisseur Jan Georg Schütte hat sich auf Impro-Filme spezialisiert

„Das war mein aufwendigstes Projekt“, erzählte der Filmemacher, der alle Folgen der Serie am Sonntag im Rahmen einer Matinee im Zeise präsentierte. Einmal mussten sie den Beginn der Dreharbeiten verschieben, aber vor 15 Monaten konnten sie loslegen und dann war alles „randvoll mit Adrenalin“.

Schütte bezeichnet sich selbst als „Nischenschauspieler“. Man kennt ihn eher aus kleinen Rollen, etwa als Sidekick Inspektor Kadeg aus der „Kommissar Dupin“-Reihe. Zuletzt konnte man ihn in der Eheberatungsserie „Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“-Reihe in der windigen Hauptrolle sehen.

Seit 16 Jahren hat sich Schütte als Regisseur auf Impro-Filme spezialisiert. Den ersten drehte er noch im heimischen Wohnzimmer und präsentierte ihn anschließend beim Max-Ophüls-Festival. „Ich habe damals geschlottert vor Aufregung“, erinnert er sich. Mittlerweile stapeln sich bei ihm die Auszeichnungen. Für Filme wie „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ gab es zwei Grimme-Preise. Der 1962 Geborene wundert sich selbst augenzwinkernd darüber, wie aus ihm ein „Degeto-Entertainer“ geworden ist.

In der Pause zwischen beiden Vorführungsblöcken gab es im Zeise übrigens Butterkuchen vom Blech – wie sich das für eine ordentliche norddeutsche Beerdigung gehört.

„Das Begräbnis“ alle Folgen in der ARD-Mediathek