Hamburg. Zwei Grimme-Preise hat Schütte schon – vielleicht kommt für “Kranitz – bei Trennung Geld zurück“ der nächste nach Altona.
Es gibt nicht so viele Filmemacher, die von sich behaupten können, zwei Grimme-Preise nach Altona geholt zu haben. Jan Georg Schütte kann das. Der Schauspieler hat als Regisseur eine besondere Leidenschaft: improvisierte Filme. Zehn hat er schon gedreht, am erfolgreichsten (siehe oben) war „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“.
Jetzt legt Schütte sein neues Werk vor. Der windige Paartherapeut Klaus Kranitz macht Menschen, die zusammenleben, folgendes Angebot: Sie kommen für drei Sitzungen zu ihm, die 1500 Euro kosten. Bleibt der Erfolg aus, erhalten sie ihr Geld zurück. Die Serie ist mit Lisa Hagmeister, Charly Hübner, Bjarne Mädel, Anna Schudt, Angela Winkler und Günther Maria Halmer hochkarätig besetzt. „Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“ entstand nach einer Hörspielserie von Radio Bremen. Am Mittwoch läuft im NDR die erste von sechs Folgen.
Sie haben Teile Ihrer Serie „Kranitz“ auf dem Filmfest gezeigt. Wie ist es gelaufen?
Jan Georg Schütte: Super. Zum ersten Mal trete ich als Schauspieler in meiner eigenen Produktion mehr in Erscheinung. Das ist für mich spannend. Die Premiere beim Hamburger Filmfest hat großen Spaß gemacht. Im Moment fuchse ich mich gerade in die Mechanismen von Instagram hinein. Für Schauspieler ist das die neue Währung und hat die Quote abgelöst. Weil man da viel Rückmeldung bekommt, macht es auch Spaß. Man hat uns schon mit „jerks.“ verglichen. In der Ecke bin ich gern. Offenbar haben wir jetzt Leute erwischt, die das „normale“ Fernsehen etwas ermüdend finden. Das war meine Hoffnung.
Haben Sie Erfahrungen mit Paartherapien?
Jan Georg Schütte: Ich bin sehr Therapie-affin. Meine Regiekarriere habe ich aufgrund einer systemischen Therapie, einer sogenannten „Aufstellung“, gemacht. Ich hing damals beruflich komplett fest und bin dann zu einem tollen Typen gegangen, der übrigens nachher auch in meinem Film „Wellness für Paare“ mitgespielt hat. Er hat dafür gesorgt, dass es in meinem Leben einen Ruck gegeben hat. Plötzlich wurden ungeahnte Kräfte frei. Seitdem halte ich Therapie für eine tolle Sache.
Sie haben erzählt, dass Sie beim Regieführen neidisch auf die Schauspieler werden. Funktioniert das auch andersherum?
Jan Georg Schütte: Gar nicht. Ich finde den Regieberuf wahnsinnig anstrengend und freue mich, wenn ich als Schauspieler einfach nur drehen kann. Da bekomme ich mein Kostüm hingehängt, kann maulen, wenn mir der Wohnwagen nicht gefällt. Das finde ich sehr entspannt – im Gegensatz zu dem Riesenberg an Arbeit und Verantwortung, den man als Regisseur hat.
Was ist dieser Kranitz für ein Typ?
Jan Georg Schütte: Er ist eher halbseiden, auch Immobilienmakler. Eine solide Therapie würde nicht zu solchen Lösungen kommen. So konnten wir leicht in die Komik gehen.
Sie haben mal gesagt, im Grunde sei Improvisieren kinderleicht. Wieso?
Jan Georg Schütte: Für mich hat Improvisation etwas Kindliches. Ich spiele jemanden, der ich nicht bin. Diese kindliche Freude wieder hervorzuholen bringt eine Leichtigkeit. Für viele ist das nicht mehr herzustellen, weil ihnen die Leichtigkeit abhandengekommen ist. Die müssen sie sich dann wieder schwer erarbeiten. Aber für manche bleibt der Weg auch verbaut.
Der Hund, der in der ersten Folge hereinkommt, gehört doch Charly Hübner, oder?
Jan Georg Schütte: Genau. Bei diesem Paar wussten wir nicht, wie wir die Situation auflösen sollten. Da haben wir dann gesagt: Wir brauchen ein Tier. Wir haben dann eine Anfrage an Charly und seine Frau Lina Beckmann wegen des Hundes gestellt und zuerst eine ganz harte Absage bekommen: „Wir wollen das Kind nicht versauen“, hieß es aus dem Hause Hübner/Beckmann. Aber dann haben wir sie mit viel Geld und Ruhm gelockt. (lacht)
Lars Jessen, Charly Hübner und Sie arbeiten immer häufiger unter dem Schirm der Florida Film zusammen. Wollen Sie ein norddeutsches Rat Pack werden?
Jan Georg Schütte: Warum nicht. Das ist eine sehr amüsante, kraftvolle und kreative Verbindung.
TV-Zuschauer kennen Sie auch als Sidekick Kommissar Kadeg aus der „Kommissar Dupin“-Reihe mit bretonischen Krimis ...
Jan Georg Schütte: Erstaunlicherweise haben wir damit auch viel Erfolg in Asien. Das liegt meiner Meinung nach am extrem gut filmbaren Ambiente. Die großartige bretonische Landschaft, Felsen, Küste, diese grauen Häuser – das bietet einfach dem Auge viel. Der Tourismus boomt übrigens in der Bretagne. Inzwischen werde ich in Frankreich auch schon auf der Straße angesprochen. Mittlerweile bin ich dort als Schauspieler bekannter als in Deutschland.
„Kranitz“ 22.30 Uhr, NDR, ARD Mediathek