Hamburg. Installationen aus Kohlestaub, Animationsfilme mit Knetfiguren, Konzert im Oberhafen: Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.
Ein Schweizer Gesamtkünstler namens Meier auf der Leinwand und leibhaftig im Kino, eine vielschichtige japanische Künstlerin, Polka ’n’ Roller aus Stuttgart und der (immer noch recht junge) Altmeister der deutschen Poetry-Slam-Szene – in dieser Woche werden trotz Corona Persönlichkeiten in Hamburg erwartet, die es zu erleben lohnt.
Kultur Hamburg: Peter Sempel im Abaton
Der Hamburger Peter Sempel ist einer der ungewöhnlichsten Filmemacher unserer Zeit: In der Regel arbeitet er jahrelang an mehreren Projekten gleichzeitig, und immer ist seine Arbeit von einer großen, ganz unmittelbaren Liebe zum Sujet getragen.
Das gilt für seine Dokumentationen über Lemmy Kilmister (Motörhead) und Free-Jazz-Ikone Peter Brötzmann ebenso wie für sein Filmessay „Dieter Meier – Ein Zufall“. Das präsentiert Sempel am 25. Januar mit seinem Hauptdarsteller, der extra aus Zürich anreist, im Abaton.
Als großer Fan von Meiers stilprägender Band Yello („The Race“) konnte Sempel den Schweizer überzeugen, ihn einfach „machen zu lassen“. Und so reisten die beiden gemeinsam nach Marrakesch, an den Ganges und in den Himalaja – eine teils lebensgefährliche Unternehmung.
„Dieter Meier – Ein Zufall“ Di 25.1., 19.30, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 9,-/ermäßigt 8,- unter abaton.de
Ausstellung in Hamburg: „Black and Green“
Eine Insel mit Palmen, die von einer dicken schwarzen Schicht aus Kohlenstaub bedeckt ist – ein dystopisches Szenario der japanischen Künstlerin Naho Kawabe (45). Ebenso wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen war und ist auch die Absolventin der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) während der Pandemie auf sich selbst zurückgeworfen.
Skizzen und Zeichnungen nicht realisierter Projekte zeugen davon; kurzerhand hat Kawabe sie zum Gegenstand ihrer Ausstellung ,„Black and Green“ bei Tom Reichstein Contemporary im Oberhafenquartier gemacht: surreal anmutende Stillleben, die mit Versatzstücken aus Büchern, Pflanzen und Tieren arbeiten, Hinterglasarbeiten und Videos.
Die Bodeninstallationen mit Kohlenstaub, die wie ein ungewisses Bild der Zukunft erscheinen, sind so etwas wie das Markenzeichen der Künstlerin. Sie bestehen lediglich für den Moment der Ausstellung und verflüchtigen sich dann. Könnte man das doch bloß von der Pandemie auch sagen ...
„Black and Green“ bis 19.3., Tom Reichstein Contemporary (U Steinstraße), Stockmeyerstraße 41, Halle 4J, Mi-Fr 15.00–19.00, Sa 12.00–15.00 und nach Absprache, www.tomreichstein.com
Hiss-Konzert im Knust
Seit mehr als 15 Jahren gehören Auftritte der Stuttgarter Polka ’n’ Roller Hiss zum regelmäßigen Rumtata im Hamburger Knust. Das Konzert zum 25. Bandjubiläum des 1995 gegründeten Quintetts hat bereits viele Monate auf sich warten lassen.
Am 27. Januar starten die „Zeugen des Verfalls“ den nächsten Versuch unter ungewohnten Umständen: Das Knust ist an diesem Abend bestuhlt. Aber mit „Tränen, Tabak und Tequila“ funktioniert ’ne Polka zu „Komm, tanz mit mir“ auch im Sitzen – vor Ort oder im Knust-Livestream.
Hiss Do 27.1., 20.30, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 19,90 im Vorverkauf, 2G-plus-Veranstaltung; www.knusthamburg.de
„Der Animationsfilm in Hamburg hat viele Gesichter“
Unter dem Motto „Der Animationsfilm in Hamburg hat viele Gesichter“ zeigt das Metropolis an diesem Sonntag eine Matinee mit Filmen ausgezeichneter Hamburger Künstlerinnen und Künstler. Gezeigt werden Kurzfilme in verschiedenen Techniken und Längen.
Als Gäste werden unter anderen Mariola Brillowska, Hanna Nordholt & Fritz Steingrobe sowie Jim Lacy erwartet. Moderiert wird die Matinee von Till Penzek, der auch die Ausstellung „Trickkiste und Wolkentheater“ im Altonaer Theater kuratiert hat; sie ist dort noch bis zum 18. Juli zu sehen. Die gesamte Programmdauer beträgt etwa 100 Minuten.
„Der Animationsfilm in Hamburg hat viele Gesichter“ So 23.1., 11.00, Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 7,50; www.metropoliskino.de
Fortsetzung von „Sing – Die Show deines Lebens“
Nachdem Koala Buster Moon mithilfe seiner tierischen Freunde im ersten Teil von „Sing“ sein Theater vor der Schließung rettete, können sich Klein und Groß nun über die Fortsetzung des musikalischen Kino-Hits freuen, in dieser Woche in zahlreichen Häusern. In dem neuen Animationsabenteuer „Sing – Die Show deines Lebens“ möchte Koala Buster Moon eine einzigartige Bühnenshow veranstalten.
Es gibt nur zwei kleine Probleme: Die Bühne des Moon Theaters ist zu klein, und das Crystal Tower Theater, das perfekt wäre, gehört dem boshaften Wolf Jimmy Crystal. Um ihn zu überzeugen, verspricht das Schwein Gunther kurzerhand, die Rocklegende Clay auftreten zu lassen.
Aber Clay hat sich vor langer Zeit aus dem Showbusiness zurückgezogen, und niemand kennt den Löwen. Damit ihr Traum Realität wird, müssen sie zusammen anpacken, um die spektakuläre Show rechtzeitig auf die Beine zu stellen.
„Sing – Die Show deines Lebens“110 Minuten, ohne Altersbeschränkung, läuft in der Astor FilmLounge, im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa-Studio, Koralle, Savoy, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek
„Feierabendkonzerte im Oberhafen“
Noch ist Januar, und noch sind im (langen) Schatten der Elbphilharmonie weitere Konzerthäuser geöffnet. So startet die kleine feine Reihe „Feierabendkonzerte im Oberhafen“ am 26. Januar mit einem „Neujahrskonzert“ 2022.
Beethovens Klaviersonate op. 10 Nr. 3 und George Gershwins „Rhapsody in Blue“ bilden den musikalischen Auftakt, in pandemischen Zeiten erst recht im bewährten einstündigen Format. Schauspieler, Sprecher und Sänger Ulrich Bildstein sowie Franck-Thomas Link (Klavier) denken über die Bedeutung von Jahreswechseln nach und wagen mit einem Text von Arie Goral-Sternheim den Sprung von Hamburg in die USA.
In der um die Hälfte auf 100 Sitzplätze reduzierten Halle 424 verspricht das mit ausreichend Abstand eine entspannte musikalische Dämmerstunde mit einem Hauch von Hafenatmosphäre.
Neujahrskonzert im Oberhafen Mi 26.1. 18.00, Halle 424 (U Steinstraße), Stockmeyerstraße 43/Tor 24, 2G plus, Karten: zu 15,-, bis 18,- (Ak.); www.kammerkunst.de
Krimi im Imperial Theater
Das Imperial Theater lädt wieder zum zeitlosen Krimi-Vergnügen „Die Tür mit den sieben Schlössern“. Inspiriert von Edgar Wallace’ gleichnamigem Roman, hatte Intendant, Regisseur, Ausstatter und Übersetzer Frank Thannhäuser die Geschichte um die adlige Familie Selford im März 2020 herausgebracht – und bereits im ersten Lockdown umgeschrieben. Damit die acht Darsteller die Hygiene- und Sicherheitsauflagen pandemiegerecht einhalten können.
So oder so ist „Die Tür mit den sieben Schlössern“ eine von Thannhäusers gelungensten Wallace-Adaptionen seit Jahren. Nach dem Tod des exzentrischen Vaters Lord Selford soll dessen Sohn John Selford das Erbe antreten. Bereits an seinem 25. Geburtstag kann die Gruft geöffnet werden, der Selford-Schatz wird ihm übergeben. Aus Missgunst verweigern die Besitzer der Schlüssel allerdings die Herausgabe an den Sohn. Eine heimtückische Familienfehde nimmt ihren Lauf.
„Die Tür mit den sieben Schlössern“, Do 27.1. Fr 28.1. jew. 20.00 Imperial Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, 2G plus, Karten ab 21,- www.imperial-theater.de
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Gsella und Sebastian 23 – Satire im Polittbüro
Zwei Männer, bei denen das satirische Wort Gewicht hat und zur zeitgemäßen Poesie taugt, geben sich dieser Woche im Polittbüro beinahe die Klinke in die Hand (natürlich unter 2G-plus-Regeln und mit Abstand). Am Mittwoch lädt Thomas Gsella, ehemaliger Chefredakteur des Fachblatts „Titanic“ und inzwischen auch Hauslyriker des „Stern“, zu seinem neuen Lese-Programm: Für „Ich zahl’s euch reim“ rezitiert der Träger des Robert-Gernhardt-Preises nicht nur aus jenem gleichnamigen Buch und drei seiner Gedichtbände, er wird sich auch zur „Corona-Lehre“ und weiteren aktuellen politischen Themen äußern.
Tags darauf kommt mit Sebastian 23 ein Bestsellerautor („Endlich erfolglos!“) nach St. Georg, der mit seinen 42 Jahren schon als Altmeister des deutschen Poetry-Slams gilt. Der gebürtige Duisburger Sebastian Rabsahl geht dabei auch dem dem Phänomen Dummheit auf den Grund. Mit komischen Gedichten, Geschichten und Liedern.
T. Gsella: „Ich zahl’s euch reim“ Mi 26.1. Sebastian 23: „Cogito ergo dumm“ Do 27.1., jew. 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 15,-/10,- unter T. 28 05 54 67; www.polittbuero.de