Hamburg. „Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern“: Eine aktuelle Graphic Novel des kroatischen Künstlers widmet sich dem berühmten Maler.

Wie nähert man sich einem weltberühmten Künstler wie Vincent van Gogh? Immerhin ist der schon häufig in den unterschiedlichsten Werken thematisiert worden. Man denke nur an die Darstellung von Kirk Douglas in Vincente Minnellis „Vincent Van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft“ (1955) oder an den legendären Auftritt des Malers in der britischen Kultserie „Dr. Who“ (2010). Der kroatische Comic-Künstler Danijel Žeželj hat diese faszinierende Persönlichkeit nun in „Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern“ in Form einer Graphic Novel porträtiert (Insektenhaus Verlag, 24,95 Euro).

Von der Farbintensität, die sich auf Van Goghs Bildern findet, ist dieser Comic weit entfernt. Damit gelingt dem Autor bereits die erste Überraschung. Statt Van Goghs ausdrucksstarken Farben bietet Žeželj dem Leser ausschließlich Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Keines der Bilder wird mit Sprache untermalt. Nur Van Gogh selbst kommt am Ende jedes Kapitels in Form von zitierten Briefen zu Wort.

Danijel Žeželj: Vincent van Gogh als Graphic Novel

Ansonsten bleiben die Bilder stumm. Diese Kombination aus düsteren Bildern und visualisierter Stille erzeugt beim Lesen eine bedrückende Atmosphäre. Wir folgen einem schweigsamen Vincent Van Gogh in kurzen, aufeinanderfolgenden Szenen durch unterschiedliche Stationen seines Lebens. Wanderungen des Malers wechseln sich mit Momenten ab, in denen Van Gogh einsam in seinem Zimmer sitzt. Dabei erscheinen in Vincents Alltag zuweilen bedrohliche Fantasiegestalten vor seinem inneren Auge. Darstellungen bekannter Motive, wie etwa das Schlafzimmer in Arles, vermischen sich mit traumartig wirkenden Szenerien.

Wer mit dem Leben des Malers nicht vertraut ist, wird über dieses vor allem durch biografische Daten im Anhang informiert, die Handlung des Comics verrät wenig darüber. Žeželj erzählt nicht den ohnehin vielen bekannten Lebenslauf des meisterhaften Künstlers, vielmehr scheint er eine bestimmte Stimmung einfangen zu wollen. Seine Graphic Novel wirkt wie der Versuch, ein Psychogramm des leidenden Menschen Van Goghs zu gestalten und sich in dessen Wahrnehmung der Welt hineinzuversetzen.

„Van Gogh – Fragmente eines Lebens in Bildern“ ist weit von einer herkömmlichen Biografie entfernt, stattdessen präsentiert Danijel Žeželj eine experimentelle Graphic Novel, deren großformatige Bilder beeindrucken. Zugleich entfalten die bewegenden Passagen aus Van Goghs Briefen eine starke Wirkung. Das Werk wird womöglich Leser enttäuschen, die sich einen Comic über Vincent van Gogh farbenfroher vorstellen, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass Žeželj sich dem Künstler auf eine außergewöhnliche Art genähert hat.