Hamburg. Kleine lokale Anbieter haben es nicht leicht. Zwar sind ihre Hygienestandards in der Pandemie hoch – trotzdem kommen weniger Zuschauer.

Für viele Sparten des Kulturbetriebs herrschen derzeit schwierige Zeiten. Die Kinobranche macht da keine Ausnahme. Auch der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) malt die Zukunft eher in düsteren Farben. Aber wie sehen eigentlich Hamburger Kinobetreiber ihre Zukunftsperspektiven?

„Bei den Besuchern, die ins Kino kommen, gibt es angesichts der aktuellen pandemischen Lage keine Akzeptanzprobleme“, sagt HDF-Chefin Christine Berg. „Da die Kinos aufgrund ihrer umfassenden Hygienestandards und sonstigen Maßnahmen alles für die Sicherheit ihres Publikums tun, haben wir den Eindruck, dass sich die Gäste sehr wohlfühlen. Das Problem der Akzeptanz liegt ja eher bei den Menschen, die aktuell nicht ins Kino kommen.“

Kinos Hamburg: Wie überleben sie die Corona-Krise?

Bis zu 60 Prozent hätten die Umsatzeinbrüche in der jüngeren Vergangenheit ausgemacht. „Das ist natürlich verheerend“, so Berg. Sie fordert eine Fortsetzung der Überbrückungshilfen. Acht bis zehn Häuser, beispielsweise in Berlin und Süddeutschland, hätten bisher schließen müssen. Weniger pessimistisch sieht sie die Lage in Bezug auf das Filmangebot. „Wir sind im sehr engen Kontakt mit den Verleihern und tauschen uns regelmäßig zur aktuellen Lage aus.“

Die Multiplex-Kette UCI kommentiert die aktuelle Situation optimistisch: „Wir haben bislang immer gutes Feedback von unseren Gästen zu den Sicherheitsmaßnahmen und dem konsequenten Umsetzen der behördlichen Vorgaben erhalten. Da 2G nicht nur bei uns, sondern so gut wie überall gilt, ist die Akzeptanz gut.“ UCI musste aktuell zwei Kinos schließen, Ursache sei laut Konzern aber nicht die Pandemie gewesen. Und die Kundennachfrage scheint positiv: „Obwohl wegen der aktuellen Entwicklungen Filme verschoben wurden, sind wir mit den Vorverkäufen von ,Spiderman – No Way Home‘ mehr als zufrieden. Und jetzt startet auch der Vorverkauf von ,Matrix‘, da erwarten wir auch großes Interesse.“ Als Teil einer internationalen Kinokette sieht man sich bei UCI zurzeit gut gerüstet.

Verständnis für Corona-Maßnahmen in Kinos – trotzdem kommen weniger

Im Winterhuder Programmkino Magazin sieht man die Dinge etwas anders: „Grundsätzlich erfahren wir eine hohe Akzeptanz bezüglich der 2G-Regeln, merken jedoch, dass der Mehraufwand dem Publikum nicht gut aufstößt“, sagt Kinoleiter Jakob Rademacher. „Leider scheint es, trotz allem Verständnis, doch vielen eine zu große Hürde, die Kontrollen beim Ticketkauf auf sich zu nehmen.“ Er setzt stark darauf, auch im neuen Jahr eine Überbrückungshilfe zu bekommen.

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Zeise-Chef Matthias Elwardt sagt: „Wir betreiben unser Kino seit dem 14. Oktober nach 2G-Regeln, neben jedem Sitz bleibt links und rechts ein Platz frei. Das wurde in den ersten vier Wochen sehr gut angenommen. Seit Mitte November kommen aber deutlich weniger Besucher durch die sorgenvolle Gesamtlage. Inzwischen gilt auch für Besucher ab sieben Jahren wieder Maskenpflicht am Platz.“

Kinobetreiber: „Wir müssen irgendwie durch den Dezember kommen“

Einige Filme sind vorerst auf Eis gelegt, zum Beispiel „Wunderschön“ von Karoline Herfurth, der eigentlich heute in die Kinos kommen sollte. Auch der neue Film von Pedro Almodóvar, „Parallele Mütter“, ursprünglich für den 6. Januar geplant, startet verspätet. „Der Nachname“ von Sönke Wortmann verspätet sich und hat noch keinen neuen Starttermin.

Überbrückungshilfe bekomme man erst, wenn man die Besucherzahlen aus dem Jahr 2019 um 30 Prozent unterschreitet, erläutert Elwardt. Das sei derzeit noch nicht abzusehen. „Ich hoffe immer noch, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen. Wir müssen irgendwie durch den Dezember kommen. Ab Februar können wir dann hoffentlich die Oscar-Filme wie ,Licorice Pizza‘ von Paul Thomas Anderson, ,Nightmare Alley‘ von Guillermo del Toro und ,Belfast‘ von Kenneth Branagh zeigen“, so Elwardt. „Das lässt mich hoffen.“