Hamburg. Der Sänger eröffnete als Stargast die neue Saison. Ein Gespräch über Spaß und die Besonderheit von Varieté-Bühnen.

„Samba si, Arbeit no“ ist zwar ein Lied von Roberto Blanco, aber ganz sicher nicht seine Einstellung. Wird sein Alter von 84 Jahren eingerechnet, ist der mit seiner Frau und Managerin Luzandra in der Schweiz lebende Sänger und TV-Entertainer der James Brown des Schlagers: „The hardest working man in Showbusiness.“ Am Donnerstag war er Gaststar der Spielzeit-Premiere im Hansa-Theater, vorab trafen wir ihn zum Gespräch im Hotel Reichshof. Ein bisschen Spaß muss schließlich sein.

Herr Blanco, ist Ihr Lied „Ich bin ein glücklicher Mann“ die beste Selbstbeschreibung?

Roberto Blanco: Ja, was denn sonst? Schauen Sie, ich bin jetzt 84 Jahre alt, seit 65 Jahren im Showbusiness und habe etwas erreicht, was sich viele erträumen. Ich bin glücklich, ich bin gesund. Ich bin ich: ein glücklicher Sänger.

Begonnen hat Ihre Karriere in Deutschland als Schauspieler. Sie haben sich in der Pandemie viele Ihrer alten Filme und Shows angeschaut. Ist Ihnen aufgefallen, wie Ihr Filmdebüt „Der Stern von Afrika“ 1957 ihre Karriere vorzeichnete? Der fröhliche „dunkelhäutige Exot“, wie man es damals nannte, tanzte zum Vergnügen der Deutschen, in diesem Fall Hitlers Jagdflieger.

Roberto Blanco: Und gespielt hat der Film in Nordafrika, wo ich in Tunis geboren wurde, gedreht wurde aber in Spanien, wo ich neben Beirut aufgewachsen bin. Ja und? Ich wollte unbedingt Entertainer werden und nicht Medizin studieren, wie mein Vater es wünschte. Dieser Film, für den mich Regisseur Alfred Weidenmann zufällig in einem Flugzeug entdeckte, war ein Riesenerfolg und sehr wichtig für meinen Karrierestart.

Wenn man sieht, welche Erfolge als Sänger und TV-Entertainer folgten, haben Sie alles richtig gemacht. Wie hat sich das Schlagergeschäft in der Zeit verändert?

Roberto Blanco: Alles verändert sich im Leben. Aber Schlagermusik ist immer noch da. Alles hatte seine Höhen und Tiefen, aber ich hatte selber nie das Gefühl, in einem Tief zu stecken. Kämpfen musste ich immer, ich hatte es nicht leicht, aber das Publikum war immer für mich da.

Neue Stars wie Helene Fischer und Ben
Zucker, aber auch langgediente Künstler wie Roland Kaiser füllen große Hallen und Arenen. Wäre das auch noch etwas für Sie?

Roberto Blanco: Was Helene Fischer, Andrea Berg oder Roland Kaiser auf die Beine stellen, bewundere ich wirklich. Aber solche großen Tourneen sind nicht meine Welt. Meine Stärke waren und sind die Galas. Da werden meine drei wichtigen Ziele erfüllt: Ich bekomme eine feste Gage, kann singen und Spaß haben.

Ihre Eltern waren seinerzeit Varieté-Stars, und jetzt sind Sie Premierengast beim Start der diesjährigen Hamburger Varieté-Saison im Hansa-Theater, schließt sich da ein Kreis?

Roberto Blanco: Ja, sehr sogar. Schon mein erster Besuch in Hamburg 1953 ergab sich, weil mein Vater ein einmonatiges Gastspiel im
Allotria-Varieté auf der Reeperbahn hatte. Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten, es war noch vieles zerstört nach dem Krieg.

Varieté-Theater wie das Hansa in Hamburg sind eine Rarität mittlerweile. Was macht sie so besonders?

Roberto Blanco: In den 50er-Jahren, als es noch wenig Fernsehen und keine Diskotheken gab, waren sie die beste Möglichkeit für ganze Familien auszugehen. Nachmittags gab es die Matinees mit Jongleuren und Artisten und vielen Kindern im Publikum und abends das erwachsene Programm. Heute ist das Publikum älter geworden, aber es sind immer noch Familien: Enkelkinder mit ihren Eltern und Großeltern, die zusammen einen besonderen Abend erleben. Einen Abend voller schöner Erinnerungen.

„Wenn ich an früher denke“, singen Sie in „Ich bin ein glücklicher Mann“. Sie haben Schlager, Gospel, Jazz, Swing, lateinamerikanische Lieder und vieles mehr gesungen, sogar in Wacken sangen sie 2011 vor Tausenden Metalfans „Ein bisschen Spaß muss sein“. Was würden Sie gern noch ausprobieren, ein Duett-Album vielleicht?

Roberto Blanco: Nein, so was würde nur in Amerika funktionieren, so wie Lady Gaga und Tony Bennett. Die Single „Warum hast du nicht nein gesagt“ von Roland Kaiser und Maite Kelly fand ich sehr gut, aber ganze Alben? Dafür sind deutsche Schlagerstars zu sehr auf sich selbst fixiert.

Sänger Roberto Blanco und Udo Lindenberg auf dem roten Teppich vor der Premiere des Varietes im Hansa-Theater.
Sänger Roberto Blanco und Udo Lindenberg auf dem roten Teppich vor der Premiere des Varietes im Hansa-Theater. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Mit einem Ihrer bekanntesten Lieder will ich auch abschließen: „Du lebst besser, wenn du lachst“.

Roberto Blanco: Das ist meine Botschaft. Die Zeiten sind sehr schwer für sehr viele Menschen, es gibt sehr viel Angst, Wut und Streit. Diesen Menschen möchte ich etwas sagen mit einem Song, der im Februar als Ankündigung für mein neues Doppelalbum erscheinen wird: „Lass dir die Freude nicht verderben“.

Varieté im Hansa-Theater Di bis Fr jew. 19.30, Sa 15.30, 19.30, So 14.30, 18.30, Vorstellungen bis 20.2. sowie 30.3. bis 24.4., Hansa-Theater (U/S Hbf.), Steindamm 17, Karten zu 41,90 bis 68,90 Euro in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18-32, unter der Ticket-Hotline T. 30 30 98 98 und unter www.hansa-theater.com