Hamburg. „Nordlied“-Festival will mit Mischformen klassische Liederabende lebendiger werden lassen. Abschlusskonzert in der Elbphilharmonie.
„Ich habe immer Lieder gemocht, bevor ich überhaupt wusste, wovon sie handeln. Schubert habe ich als Teenie in dem schlechtesten Deutsch gesungen, das es gibt und dabei intuitiv einen Zugang gefunden“. So erinnert sich der gebürtige Australier Samuel Penderbayne an seine ersten Begegnungen mit der Gattung Lied. Diese Faszination hat den 32 Jahre alten Komponisten, der heute in Altona lebt, nicht mehr losgelassen. Jetzt widmet er dem Genre ein eigenes Festival, geleitet von ihm und der Pianistin Henriette Zahn.
„Nordlied“ lautet die Überschrift des Festivals, die erste Ausgabe steht unter dem Motto „Hybride“ und setzt auf Mischformen: „Wir verbinden die Tradition des Liederabends mit anderen Sparten. Mit Film, mit Poetry Slam und Schauspiel“, sagt Penderbayne. „Damit wollen wir die Tür öffnen zu einer medialen Gestaltung, ohne dass es Musiktheater wird.“ Nicht, dass er was gegen Musiktheater hätte, im Gegenteil. Penderbayne komponiert oft und gern für die Oper, auch in Hamburg. Aber Lied ist doch nochmal ein anderer Schnack, intimer, ohne die große Bühnenshow.
Konzerte: „Nordlied“-Festival endet in der Elbphilharmonie
Diese besondere Nahbarkeit möchte er jetzt weiter vermitteln und aus ihrer oft klischeebehafteten Form herausschälen. „Ein gesetzter, alter Mann im Frack, in einem neobarocken Saal: das war für mich früher Liedgesang. Und das hat mich nicht besonders angesprochen“, gesteht Penderbayne. Beim „Nordlied“-Festival wird dieses klassische Format nicht ausgeschlossen: „Wir finden das auch toll, aber es hört da nicht auf!“.
Um den Liedgesang lebendig zu halten, haben sich die Festivalgründer vor allem zwei Vorsätze auf die Fahnen geschrieben: „Experimentierfreudig und verspielt zu sein.“ Diese Haltung spiegelt sich etwa im Abschlusskonzert am 2.12. im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Unter dem Titel „Winterreise+“ vereint der Abend eine Aufführung von Schuberts Liedzyklus mit dem großartigen Bass Tareq Nazmi mit einer visuellen Performance der Künstlerin Miriam Endrulat. Für Penderbayne „eine der spannendsten Filmemacherinnen in Hamburg. Sie nimmt 16-Zoll-Filme und kratzt und brennt und übermalt sie. Faszinierend, was da an Bildern entsteht!“
Anne Sofie von Otter tritt bei Eröffnungskonzert auf
Ein Konzert im KörberForum verkuppelt U und E zu „Ü-Liedern“, mit verpopter Klassik und verklassiktem Pop; für ein Programm im Miralles-Saal hat Penderbayne mit Schülerinnen und Schülern der Sophie-Barat-Schule neue Lieder komponiert, die sich aktuellen Themen wie der Klimakrise widmen.
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Das Gesamtkonzept hat verschiedene Stiftungen und auch eine wichtige Galionsfigur überzeugt. Die schwedische Weltklassesängerin und Lied-Ikone Anne Sofie von Otter tritt nicht nur selbst im Eröffnungskonzert auf, sondern ist auch Schirmherrin des Festivals – weil die „Nordlied“-Macher sie mit ihren Ideen begeistern konnten.
Nordlied-Festival 25.11.-2.12.; nordlied.de