Hamburg. In der Gruppenausstellung „Große Himmel, gekröntes Blau“ ist die norddeutsche Landschaft der Star.

„Sie rührt an etwas Vollkommenes, weil sie nicht mehr sein will, als sie von Natur ist.“ Dass die norddeutsche Landschaft eigentlich keine Landschaft ist (wegen angeblich fehlender Hügelig- und Lieblichkeit) oder zumindest keine, die sich idealerweise zu Papier oder auf Leinwand bringen lässt (wegen angeblich fehlender Farb- und Formkontraste) – beiden Klischees treten gleich mehrere Künstlerinnen und Maler in der Ausstellung „Große Himmel, gekröntes Blau“ bei Felix Jud entgegen. Und unterstreichen damit die eingehenden Worte des berühmten Kunsthistorikers Max Sauerlandt, die dieser zu Erich Heckels Aquarell „Das rote Haus“, vermutlich an der Flensburger Förde 1922 entstanden, formulierte.

30 Positionen gilt es in der Ausstellung zu entdecken: in der Buchhandlung am Neuen Wall die historischen, neben Klaus Fußmann (dessen Blumenarrangement „Zinnien“ vom Fleck weg verkauft wurde) Max Pechstein, Emil Nolde, Ernst Eitner, Arthur Illies und Johann Hermann Carmiencke, der mit der feinen Federzeichnung „Segelboot am Elbstrand“ vertreten ist. Eigens angemietet für diese Schau auf norddeutsche Landschaften wurde außerdem eine Fläche in der Amelungstraße, die gegenwärtige Arbeiten präsentiert. Die Brücke dorthin schlägt der Zeitgenosse Clemens Tremmel mit seinem magisch anmutenden Ölgemälde „das Meer“ (2021).

Die Kohlfelder Dithmarschens, alles andere als öde

So eindringlich, wie der Hamburger Jochen Hein seine „Seestücke“ inszeniert oder Christopher Lehmpfuhl eine urbane Landschaft auf die Leinwand wirft, so zart tuscht Carola Pieper eine Steilküste, charakterisiert Berthold Steinhilber die typischen Kohlfelder Dithmarschens mit seiner Kamera.

Im Ausstellungskatalog versammeln sich Literatinnen, Dichter und Autorinnen mit mal kürzeren, mal längeren Beiträgen zu jeweils einem Werk – ein besonders schönes Aperçu, das die beiden Felix-Jud-Sparten – Kunst und Literatur – miteinander verbindet. So schreibt Eva Manesse über Ulrich Moritz’ Kunst als eine „flirrend utopisch oder dystopische“, erkennt Mirko Bonné in Jochen Heins Bildern das „Wesen der See“, „so verstörend wie tröstlich“. Zu Friedel Andersons Werk gesellt sich „Mein Ort“ von Botho Strauß: „Hier ist nicht Einsamkeit – hier ist das Ende des Wegs der Verführerin, dort, wo sie nicht mehr verführt. Wo man neben ihr angelangt ist, nach beschwerlicher Wanderung neben ihr stille steht.“

„Große Himmel, gekröntes Blau“bis 27.11. bei Felix Jud, Neuer Wall 13, Mo–Sa 10.00–18.00, Amelungstraße 5, Mo–Sa 13.00–18.00, Eintritt frei, www.felix-jud.de