Hamburg. Die Hamburger Autorin liest beim Krimifestival aus ihrem neuen Roman. In “Tod an der Alster“ geht es um einen recht verzwickten Fall.
Der Hahn kräht auf Seite 299. „Das musste einfach sein“, sagt Anke Küpper, streicht sich die vom Wind verwehten Haare aus der Stirn und blickt auf die Außenalster, „an irgendeiner Stelle meines Romans musste ein Hahn krähen.“ Den Hahn gibt es tatsächlich, er heißt im wirklichen Leben Ernie und stolziert im Garten eines Reihenhauses in Bahrenfeld, wo die Autorin Anke Küpper wohnt.
Während des ersten Lockdowns hat ihr Mann, er ist Tischler von Beruf, ihr einen Hühnerstall zum Geburtstag gebaut. Dann kam Ernie. Und Agathe, Bertha, Käthe und Daphne. Die Hühner.
"Tod an der Alster" heißt der zweite Krimi von Anke Küpper
Die Kommissarin in Anke Küppers zweitem Kriminalroman „Tod an der Alster“ heißt Svea Kopetzki. Wie ihre Autorin stammt Kopetzki aus Dortmund, ist von dort nach Hamburg gegangen, jetzt lebt sie am Osdorfer Born und hat als Ruhrgebietskind – wie bereits in ihrem ersten Fall – so ihre Probleme mit den Reichen und Schönen der Hansestadt. „Da meine Kommissarin sich über viele Dinge mokiert, die sie in der hanseatischen upper class beobachte, kann ich selbst damit gelassener umgehen“, sagt Anke Küpper und lacht.
In „Tod an der Alster“ bekommt es Kopetzki mit einem recht verzwickten Fall zu tun. Während ein Feuerwerk den Himmel über der Alster in einen Farbenrausch verwandelt, läuft eine Frau vor einen mit Touristen besetzten Bus und stirbt. Was wie ein Unfall aussieht, stellt sich schnell als Mord heraus, die Tote war eine stadtbekannte Schönheitschirurgin. Doch wer hatte ein Motiv für die Tat? Hat die Tote bei einer Operation gepfuscht?
- Hamburger Krimifestival wird 2G-Veranstaltung
- Hamburg-Krimi: Ein Mordfall in einem sehr speziellen Milieu
Anke Küpper steckt das Rätseln, das Tüfteln gewissermaßen im Blut. Als sie vor 30 Jahren nach Hamburg kam, begann sie, Frage-und-Antwort-Spiele zu entwickeln. Ein von ihr konzipiertes Quiz über Frankreich, wo sie auch studiert hat, lehnte der Verlag zwar ab, aber in der Folge entstanden dann ein Hamburg-Quiz, ein Berlin-Quiz, ein Denk-Olympiade-Quiz mit Streichholzrätseln und einiges mehr. Und hin und wieder schrieb Anke Küpper auch ein Pixie-Buch.
Kommissarin ermittelt dort, wo in Hamburg das Geld wohnt
Bis zum ersten Kriminalroman war es da noch ein weiter Weg. „Ich trage mich seit zehn Jahren mit einem Romanprojekt, das aber einfach nicht fertig wird“, erzählt sie, während dunkle Wolken tief über der Alster hängen. „Dann habe ich eines Tages an einer Zwangsversteigerung eines Hauses teilgenommen, was sehr spannend war.“ Die Atmosphäre aber beschreibt sie als „irgendwie semi-kriminell“, alles kam ihr ein wenig seltsam vor, als stimmte irgendetwas nicht. „Ich habe da immer eine Leiche im Keller vermutet …“
Dieses Gefühl hatte Folgen. So begann Anke Küpper, unterstützt von einem Stipendiumsaufenthalt in Italien, schließlich ihren ersten Kriminalroman zu schreiben, 2019 erschien „Der Tote vom Elbhang“. Darin werden am Falkensteiner Ufer auf einem zur Zwangsversteigerung ausgeschriebenen Grundstück menschliche Knochen gefunden …
Bislang lässt Anke Küpper ihre Kommissarin immer dort ermitteln, wo das Geld wohnt, die Villen in Blankenese, die Stadthäuser an den Alsterwiesen. „Mir gefällt an Hamburg das Gediegene und das Zurückhaltende der Hanseaten, das Neureiche gefällt mir nicht.“ Auch deshalb will sie sich in ihrem dritten Kriminalroman von dieser glamourösen Welt verabschieden, die Geschichte soll im Hafen spielen. Da bekommt es Svea Kopetzki dann mit einem ganz anderen Menschenschlag zu tun. Und ein Hahn kräht dort wohl auch nicht.
Die Autorin liest: 3.11., 19 Uhr, Kampnagel, 2G, 14 Euro; www.krimifestival-hamburg.de Anke Küpper: „Tod an der Alster“, erschienen bei HarperCollins, 334 Seiten, 11 Euro