Hamburg. Die Theater und Konzerthäuser dürfen mit Masken- und Testpflicht wieder für Publikum öffnen. Im Museum ist bald kein Test mehr nötig.

Die Staatsoper reagierte am schnellsten. Kaum hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD) im Rathaus verkündet, dass Bühnen und Konzerthäuser vom 28. Mai an unter bestimmten Voraussetzungen wieder spielen dürfen, stand auch schon die erste große Doppelpremiere fest: Direkt am Freitag der kommenden Woche startet der Opernbetrieb mit einer Neuproduktion von Georg Friedrich Händels „Agrippina“ in der Inszenierung von Barrie Kosky unter der musikalischen Leitung von Riccardo Minasi.

Am Sonnabend, 29. Mai, folgt das Hamburg Ballett mit der Premiere von John Neumeiers „Beethoven-Projekt II“ unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano. Der Vorverkauf für beide Produktionen beginnt bereits an diesem Donnerstag. Für die Bühnen endet damit eine Schließzeit, die weit mehr als ein halbes Jahr andauerte.

Anhaltend positive Entwicklung der Inzidenzzahlen

Er habe sich auch an der Premierenplanung der Theater orientiert, hatte Tschentscher angedeutet, ein durchaus bemerkenswerter Vorgang. In manchen Häusern waren zuletzt zwar Gespräche über einzelne Modellprojekte geführt worden, die für Ende dieses Monats geplant waren, aber die meisten Bühnen hatten wohl erst mit einer Öffnungserlaubnis für Anfang Juni gerechnet.

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Dass es nun für alle schneller gehen darf, dafür ist die anhaltend positive Entwicklung der Inzidenzzahlen verantwortlich: „Das ist ein großer Erfolg für uns alle, dass die Infektionszahlen schon jetzt weitere Öffnungen ermöglichen“, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Die Bühnen haben es geschafft, über die lange Durststrecke hinweg die künstlerische Produktion aufrechtzuerhalten, sodass der Betrieb gleich mit hochkarätigen Premieren aufgenommen werden kann. Jetzt öffnen sich wieder die Türen für einen großartigen Sommer mit viel, viel Kultur!“

Test ist Voraussetzung für einen Besuch

Man wolle „auf Grundlage der guten Erfahrungen im Herbst“ noch in dieser Woche besprechen und entscheiden, wie genau die Sitzordnungen und die Kapazitätsvorgaben in den Theatern und Konzerthäusern jeweils aussehen werden, hieß es weiter aus der Kulturbehörde. Damals, nach dem ersten kulturellen Lockdown, war in der Regel jede zweite Reihe frei geblieben, am Schauspielhaus und im Ernst Deutsch Theater wurden im Parkett sogar Reihen und Sitze ausgebaut.

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft

Sicher hingegen ist schon jetzt die Testpflicht: Wie auch in den Schleswig-Holsteiner Modellprojekten wird die Voraussetzung für einen Theater- und Konzertbesuch entweder der tagesaktuelle negative Schnelltest sein oder die Vorlage eines Genesenen-Nachweises oder eines Impfnachweises (als geimpft gilt, wer seine Zweitimpfung vor mindestens zwei Wochen hatte). Eine Maskenpflicht besteht – anders als im Herbst – auch auf dem Platz und auch während der gesamten Vorstellung.

Thalia Theater will vom 30. Mai an wieder für Publikum spielen

Das Thalia Theater will vom 30. Mai an wieder für Publikum spielen. Auf dem Spielplan sollen sowohl Premieren im Großen Haus stehen als auch Open-Air-Veranstaltungen, unter anderem die Wiederaufnahme von „Opening Night“ im Hof der Gaußstraße ab 2. Juni. Am Alstertor steht unter anderem die lange verschobene Premiere von „Mittagsstunde“ nach dem Bestseller von Dörte Hansen (Regie: Anna-Sophie Mahler) an.

Läuft wieder an: „Opening Night“ im Gaußstraßen-Hof.
Läuft wieder an: „Opening Night“ im Gaußstraßen-Hof. © Krafft Angerer | Krafft Angerer

Auch am Deutschen Schauspielhaus sind die Planungen für die ersten Premieren, zu denen Karin Beiers bereits angekündigte Jelinek-Uraufführung gehören dürfte, schon weit, der Spielbetrieb soll „Ende des Monats, Anfang Juni“ starten. Genaueres will man erst nach weiterer Rücksprache mit der Kulturbehörde bekannt geben. „Wir freuen uns sehr, dass es nun nach sieben geschlossenen Monaten mit rein digitalen Angeboten endlich so weit ist“, so Geschäftsführer Peter Raddatz.

Freude auch an Hamburgs großen Privattheatern

Freude über die unerwartet frühe Erlaubnis für den Neustart herrschte gestern auch an Hamburgs großen Privattheatern. Ohnsorg-Intendant Michael Lang hatte „mit ein bisschen Puffer“ zuvor den 6. Juni festgelegt: Im Großen Haus hat dann die Zwei-Personen-Komödie „Laat uns Frünnen blieven“ von Laurent Ruquier Premiere. Dabei bleibt es. Im Ohnsorg-Studio beginnt der Spielbetrieb bereits am 1. Juni mit Wiederaufnahmen von „Goot gegen Noordwind“, ebenfalls ein Zwei-Personen-Stück. Schon in der letzten Mai-Woche startet das Ohnsorg im Freien sein neues Schulhoftheater „Dree in een Boot“.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Das St. Pauli Theater hatte das Gastspiel-Doppel von Gerburg Jahnke mit Katie Freudenschuss, geplant vom 29. bis 31. Mai, aber schon verlegt, bevor die Freigabe des Senats kam. Am 5. und 6. Juni sollen zur Wiedereröffnung nun die im April abgesagten Balladen-und Gedichtabende mit Ulrich Tukur und Christian Redl nachgeholt werden.

Ernst Deutsch Theater hat ein temporäres Corona-Testzentrum

„Wir setzen aufs Pferd Privattheatertage“, formulierte Friederike Barthel, Sprecherin des Altonaer Theaters und des bundesweiten, in Hamburg etablierten Festivals. Es soll in Altona am 8. Juni mit „Ach, diese Lücke“ vom Jungen Theater Göttingen eröffnet werden. Der Vorverkauf für die insgesamt zwölf verschiedenen Produktionen auf mehreren Hamburger Bühnen beginnt am 25. Mai.

Tschentscher zündet Lockerungs-Stufe 2 - was jetzt gilt:

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Das Ernst Deutsch Theater hat seit dem 10. Mai im Foyer auch ein temporäres Corona-Testzentrum. „Wir haben sichergestellt, dass Spielbetrieb und Testzentrum Seite an Seite gut funktionieren“, sagte Intendantin Isabella Vértes-Schütter. Vom 3. bis 6. Juni kann es unter dem Titel „DisTanz“ auf der Bühne mit dem Bundesjugendballett losgehen.