Hamburg. Das Thalia Theater zeigt Haußmanns Inszenierung „Der Geizige oder Die Schule der Lügner“ als Stream – ein Stück, das zum Lachen bringt.

Die Theaterschaffenden leiden im Lockdown. Und man kann sagen, dass dem Regisseur Leander Haußmann besonderes Pech widerfahren ist. Seine äußerst vergnügliche und präzise Inszenierung von Molières „Der Geizige oder Die Schule der Lügner“ mit Iffland-Ring-Träger Jens Harzer in der Titelrolle hatte das Zeug zum dauerausverkauften Bühnenhit am Thalia Theater. Doch seit der Premiere im September vergangenen Jahres mussten die Theater nach nur wenigen Aufführungen erneut schließen. Seitdem herrscht Stille.

„Ich hätte eigentlich alle Theater in Schwarz gehüllt und in Tiefschlaf versetzt. Man wird ja wirklich nicht erwähnt, ist als Problem gar nicht da“, sagt Leander Haußmann hörbar verärgert über das Verhalten der Politiker durchs Telefon. „Dabei sind wir die Pufferzone zwischen all den Unfreundlichkeiten im Land, denen man ausgesetzt ist.“ Nun hat Haußmann sich nach eigener Aussage „breitschlagen lassen“, und richtet in diesen Tagen in Hamburg für den 6. März (19 Uhr) einen Livestream seiner Inszenierung „Der Geizige oder Die Schule der Lügner“ ein.

Leander Haußmann will Leute zum Lachen bringen

Auch mit diesem Medium kennt er sich als erfahrener Theater- und Film-Regisseur (u. a. „Sonnenallee“) bestens aus. Auf der Bühne kommen sieben Kameras zum Einsatz. „Ich werde mich nicht lumpen lassen und ein paar Ideen entwickeln, die auch in dem Medium lustig sind“, verspricht er. „Das Allerwichtigste ist ja, dass wir die Leute wieder zum Lachen bringen. Ich muss einsehen, dass ich zu albern für diese ernsthafte Welt bin. Ich kann nicht auf die Dinge gucken, ohne zu lachen.“ Abgesehen von ärgerlichen oder wirklich tragischen Ereignisse natürlich.

In dem „Geizigen“ sieht er eine Blaupause, die uns mit den Missverständnissen, den Zufällen und den hohen Zielen der Figuren immer an uns selbst erinnert. In Haußmanns Regie läuft das Ensemble um Jens Harzer als Geizkragen Harpagon, dessen Herz von allem an einer Geldkassette aber auch am Stiften von vermeintlich einträglichen Liebesbeziehungen hängt, zur Hochform auf. Haußmann meint: Wenn wir nur an uns denken, wie Harpagon im Stück, schaden wir letztlich dem gesellschaftlichen Gefüge - und damit uns selbst.

Deutschland in der Pandemie: Regisseur zieht Vergleich zur DDR

Dem Regisseur bereitet die aktuelle Entwicklung Sorge. „Ich möchte nicht die Dächer abheben wie der hinkende Teufel und sehen, was darunter gerade passiert. Das ist etwas, was wir sehr unterschätzen.“ Umso wichtiger sei es, über die menschlichen Schwächen zu lachen.

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Was Pandemie-Deutschland betrifft, zieht der 1959 in Quedlinburg geborene Regisseur, der 30 Jahre in der DDR gelebt hat, inzwischen Vergleiche zu jener Zeit. „Man hört nichts, was einen an die Zukunft denken lässt, hoffen lässt. Man spürt gar keine Empathie. Wir schreien hier rum, hämmern mit Fäusten an die Türen.“

Haußmann sieht große Unzufriedenheit bei Künstlern

Die DDR sei im Ton und in der Stimmung nicht anders gewesen. Es herrsche eine große Unsicherheit, dass man zur Kasse gebeten werde, wenn alles vorbei ist. Dringend geboten sei eine „anständige“ Kommunikation und vor allem eine große Geste, die sagt: Macht Euch keine Sorgen, wir kümmern uns. „Es ist eine große Unzufriedenheit da. Nicht, weil wir nicht einsehen würden, dass die Maßnahmen der Gesundheit unserer Mitmenschen dienen, sondern wir Künstler sehen nicht ein, dass man uns so schlecht behandelt.“

Livestream „Der Geizige oder Die Schule der Lügner“ 6.3., 19.00, 17.3., 19.00, Tickets und Stream unter www.thalia-theater.de