Hamburg. Die Aus- und Wieder-Einladung der umstrittenen österreichischen Kabarettistin sorgt für eine hitzige Debatte.

Festivalleiter Nikolaus Hansen fühlte sich an „Weimarer Verhältnisse“ erinnert, Kommentatoren beklagten eine „Cancel Culture“, die die Freiheit bedrohe, doch inzwischen ist klar, dass es gar keine konkreten Drohungen in Bezug auf den umstrittenen Auftritt von Kabarettistin Lisa Eckhart beim Harbour Front Literaturfestival gab.

Die Veranstalter haben der Künstlerin, der antisemitische Ressentiments vorgeworfen werden, ein Angebot unterbreitet, wie eine Festivalteilnahme möglich wäre, doch die Österreicherin und der Zsolnay-Verlag lehnten die erneute Einladung ab: Bei allem Verständnis für den Vorstoß des Festivals - nun sei es zu spät, sagte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Wien.

„Aufgabe eines Verlags ist auch, seine Autoren und Autorinnen zu schützen.“ Das Hin und Her der vergangenen Wochen sei an der 27-Jährigen nicht spurlos vorbeigegangen. „Sie steht unter enormem Druck“, sagte Ohrlinger.

Kultursenator Brosda: "Kein gutes Signal für die Freiheit der Kunst"

„Wir haben sicher Fehler gemacht und uns von den Sorgen des Nochtspeichers zu sehr anstecken lassen“, sagte Festivalorganisator Nikolaus Hansen auf Abendblattanfrage. Im Nochtspeicher an der Bernhard-Nocht-Straße hätte Eckhart auftreten sollen. Die Betreiber hatten vor möglichen linksautonomen Aktionen wegen des Auftritts von Eckhart gewarnt.

Auch Kultursenator Carsten Brosda, der zuletzt den Kontakt zum Festival gesucht hatte, äußerte sich erneut: „ Es darf nicht sein, dass aus Sorge vor Gewalt Kultur eingeschränkt wird. Dies ist kein gutes Signal für die Freiheit der Kunst und dieser Vorgang darf sich nicht wiederholen.“

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Weiter Streit um Aus- und Wieder-Einladung von Lisa Eckhart

Gleichzeitig wird im Internet weiter heftig und sehr kontrovers diskutiert. Auf Twitter schrieb etwa Autorin Olga Grjasnowa, als Teilnehmerin des diesjährigen Festivals, ehemalige Gewinnerin des Michael-Kühne-Preises „und nicht zuletzt als Jüdin“ sei sie „unendlich froh, nicht mit Lisa Eckhart auf einem Festival aufzutreten“.

Autorin Sophie Paßmann, ebenfalls aktuelle Festivalteilnehmerin, schrieb: „Es ist halt der verdammte Job von Veranstaltern ein Programm zu machen und nicht erst im Nachhinein darüber nachzudenken, wen sie wirklich dabeihaben wollen, weil dann erst das Internet und andere Autorinnen die dazugehörige Recherche für sie übernommen haben.“ Kabarettist Dieter Nuhr hatte sich bereits vehement vor Eckhart gestellt.