Hamburg. Das Hamburger Musik-Comedy-Trio Bidla Buh gibt sein drittes Sommer-Gastspiel in Folge im Ohnsorg. Und tut alles für die Sicherheit.

Beschränkungen auf der Bühne sind immer misslich. Noch dazu, wenn jemand wie Hans Torge Bollert bei der Arbeit im Frack steckt. Doch Sicherheit geht in diesem für Künstler so verflixten Corona-Sommer über alles. Und so nahm der Frontmann des Trios Bidla Buh am Dienstag einen Zusatztermin am Heidi-Kabel-Platz wahr – in Zivil.

Bollert traf sich mit Lars Müller, dem Technischen Leiter des Ohnsorg-Theaters, und der Sicherheits-Ingenieurin Kerstin Budde im Großen Haus zur Besprechung. Sie empfiehlt, was zu tun ist, um Livekultur auch in geschlossenen Räumen wieder zu ermöglichen. Die Abnahme des Sicherheitskonzepts obliegt dem jeweiligen Theater.

Bidla Buh: Playback singen kommt nicht in Frage

Im Ohnsorg hat Bidla Buh, bereits 2011 mit dem renommierten Rheingau-Musikpreis ausgezeichnet, in den vergangenen beiden Sommern mehrtägige gefeierte Gastspiele abgeliefert. Mit seinen beiden Mitstreitern, dem versierten Gitarristen Olaf Klindtwort und dem virtuosen Schlagwerker Jan-Frederick Behrend, erzeugte Bollert hier sogar Partystimmung. Bidla Buhs stilistische Bandbreite von Oper über Funk bis zu Schlager von gestern und heute gepaart mit hanseatischem Humor traf bei Jung und Alt den Nerv. Und nu?

„Bidla Buh: Der Name ist Programm“, lautet der Titel des Heimspiels vom 30. Juli bis 9. August, jeder Abend ist komprimiert auf 75 Minuten. Playback zu singen, wie kürzlich vier Schauspielerinnen in der erfolgreichen Karaoke-Komödie „Tussipark“, kommt für Bollert und Co. nicht infrage. Das Trio war immer eine Live-Band. Zudem würde sich Sänger, Parodist und Pfeifkünstler Bollert seiner Stärken berauben. „Ich muss jetzt daran denken, dass ich nicht wie sonst die Nähe zum Publikum suche“, ermahnt sich der Conférencier selbst. Mindestens 2,5 Meter Abstand müssen es sein.

Die Gage bleibt auf einem Level wie zu Studentenzeiten

Anders als bei Ohnsorg-Theatervorstellungen bleiben im Saal jetzt auch die ersten beiden Reihen frei, die Kapazität reduziert sich noch mal auf höchstens 110 Besucher bei insgesamt 410 Sitzplätzen. Dass die Musikkomödianten beim Gastspiel 2020 wie sonst auch nur gut die Hälfte der Kartenerlöse erhalten, steht auf einem anderen (Noten-)Blatt.

Bidla Buhs Gage liegt damit auf einem Level wie zu Studentenzeiten vor 20 Jahren an der Hamburger Musikhochschule. „Wir freuen uns dennoch, wieder auftreten zu können“, sagt Bollert, der mit den Ex-Kommilitonen zuletzt Anfang März im Elbeforum in Brunsbüttel vor Publikum gespielt hat. „Uns liegt daran, dass alle Besucher einen fröhlichen Abend verbringen, ohne ein mulmiges Gefühl oder gar Angst haben zu müssen. Wir nehmen die Abstands- und Hygieneregeln sehr ernst.“

Wegen Corona: Kein „Blasebalg-Fitnessorchester“

Als Leitfaden dient Bidla Buh die Handlungshilfe für Bühnen und Studios (Stand: 9. Juli), ein Papier von neun DIN-A4-Seiten. Demnach sollen Musiker mit Blasinstrumenten mindestens drei Meter Abstand in Blasrichtung zur nächsten Person einhalten. Bollert, auch ein famoser Multi-Instrumentalist, möchte sein populäres Medley auf sieben Trompeten und einer Posaune spielen, indem er dabei noch mal drei Meter von der Bühne zurücktritt.

Auf das skurrile „Blasebalg-Fitnessorchester“ wird Bidla Buh wegen der Aerosolgefahr indes verzichten. Richtig absurd könnte es aussehen, falls alle drei singen oder zusammen agieren: In Singrichtung sind mindestens sechs Meter, zur Seite drei Meter Abstand einzuhalten. Zwischen Bollert, Klindtwort und Behrend werden zum Schutz Plexiglasscheiben errichtet.

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Corona: Bidla Buh spielt mit Handschuhen und Mundschutz

Und wenn sie zu dritt ihre „Hütchenspieler“-Nummer mit sechs Bechern vollführen, sind außer Mund-Nasen-Schutz auch Handschuhe Pflicht – wegen einer möglichen Schmierinfektion. „Wir werden auf der Bühne reinen Tisch machen“, kündigt Bollert doppeldeutig an. Auch der „Gitarren-Krake“, bei dem sich alle drei mit sechs Händen und weiteren Körperteilen um Klindtworts Sechs-Saiter scharen, scheint mit Handschuhen und Maske spielbar.

Obwohl dabei einiges von der charakteristischen Mimik der drei Komödianten verloren gehen dürfte, sollen sich die Mienen aller Beteiligten aufhellen. Mit einer neuen „Corona-Sinfonie“ und einen erneuerten Beatles-Medley will Bidla Buh auf Nummer sicher gehen. Mitklatschen ja – zum Mitsingen aber möchte Bollert diesmal nicht animieren. Sein mahnendes Motto ans Publikum: „Summen statt singen!“

Bidla Buh: Der Name ist Programm“ Do 30.7.–So 2.8. und Do 6.–So 9.8., jew. 19.30, Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz 1, Restkarten zu 28,88 bis 31,12 auch in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 30 30 98 98; www.ohnsorg.de