Hamburg. Bei der Hamburgischen Kulturstiftung können sich Künstlerinnen und Künstler jetzt wieder um Fördergelder bewerben.
Die Stimmung sei schon sehr schlecht gewesen, sagt Paul Lazare. Nicht nur, weil er wegen der Corona-Krise weder seine Trommel-Workshops durchführen noch Konzerte geben konnte (und kann!), sondern auch, weil plötzlich schlicht „das Geld zum Leben“ fehlte. Doch die 2500 Euro, die der Hamburger Musiker von der Kulturstiftung (in Zusammenarbeit mit weiteren Hamburger Stiftungen) bekam, haben die Lage verändert. Finanziell natürlich zunächst einmal, vor allem aber emotional.
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„Der entscheidende Anstoß“ sei die Förderung gewesen, sagt Lazare, denn plötzlich gab es eine Perspektive für sein aktuelles Projekt: eine Mitmachaktion im Internet, bei der mit einfachen Mitteln ein gemeinsames Musikvideo entsteht. Dabei werden Alltagsgegenstände wie Eimer, Kanister, Töpfe, Reiben oder Kaffeedosen zu Percussion-Instrumenten. Lazare gibt einen Basistrack vor und stellt ihn online, Teilnehmer entwickeln dazu eigene rhythmische Ideen, die sie per Handy aufnehmen und hochladen.
Aus allen Einsendungen wird dann ein fertiges Stück komponiert, das der 53-Jährige in einer Split-Screen-Version auf seine Website stellt. Ein Beispiel ist auf www.lazaremusic.de/mitmachaktion schon zu sehen, und das hebt sofort die Stimmung – nicht nur beim Initiator der Aktion. Einem von vielen, dem die Kulturstiftung in der Corona-Krise bereits geholfen hat.
Hilfsfonds „Kunst kennt keinen Shutdown“: 685.000 Euro eingegangen
685.000 Euro an Spenden sind für den Hilfsfonds „Kunst kennt keinen Shutdown“ bisher eingegangen, in einer ersten Runde wurden davon 380.000 Euro an insgesamt 162 Künstlerinnen und Künstler ausgezahlt. Auch an die bildende Künstlerin Franziska Nast, die per Hochdruckreiniger Kommentare auf Flächen im öffentlichen Raum hinterlässt. Eine vergängliche Kunst, die durch Regen oder Straßenstaub irgendwann bis zur Unsichtbarkeit verblasst.
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Mit dem Schriftzug „I don’t know“ („Ich weiß es nicht“) hat sie etwa im Gewerbehof Borselstraße ihren Kommentar zu diesen Zeiten gesprüht. Ungewöhnlich ist auch der Ansatz der Stimmkünstlerin Frauke Aulbert, die vom 22. bis 26. Juni (jeweils 14.30 Uhr) eine Mitmachaktion im Internet anbietet, bei der Teilnehmer mehrmals ein kurzes Lied singen und zwischendurch durch ihre eigene Wohnung rennen, wobei die erhöhte Pulsfrequenz sich direkt auf den Gesang auswirkt.
Drei Beispiele für eine freie Kunstproduktion ohne kommerziellen Druck, ermöglicht von einem Hilfsfonds, der nun in die zweite Phase der Ausschüttung kommt. Vom 25. bis zum 30. Juni können sich freischaffende Hamburger Künstlerinnen und Künstler aller Sparten um eine Förderung von bis zu 2000 Euro und Künstlergruppen um bis zu 4000 Euro bewerben. Dieses Geld, so die Kulturstiftung, „soll ihnen ermöglichen, weiterzuarbeiten, ihre Arbeit sichtbar zu machen und neue Formate auszuprobieren“. Dabei richte sich die Ausschreibung in erster Linie an jene, „deren Einkommenssituation durch die derzeitigen Einschränkungen existenzbedrohend beeinträchtigt ist“.