Hamburg. Die Ode an den Wissenschaftler tut absichtlich ein bisschen weh – ein augenzwinkerndes Liebeslied an den Virologen.

Millionen Menschen hören seine Analysen zur Coronasituation. Berichte, Cartoons und Internet-Collagen verhandeln ihn als Phänomen: Christian Drosten – der Virologe, dem die Deutschen vertrauen. Nun kommt noch ein äußerst augenzwinkerndes Liebeslied an den Forscher hinzu – und zwar made in Hamburg.

„Wenn Du sagst: Polymerase /bin ich voll in Ekstase“, singt da eine Rapperin mit reichlich Proll-Charme. In Jogging-Klamotten liegt sie auf dem Bett und betrachtet verliebt ihr Smartphone, auf dem der NDR-Podcast mit Drosten läuft. Die Dame mit dem langen weiß-blauen Haar, die den Mediziner da aus der häuslichen Quarantäne heraus anschmachtet, heißt Coco – eine Kunstfigur, die sich die Moderatorin und Sprecherin Sara Kelly-Husain ausgedacht hat.

Wahl-Hamburgerin postete Clip zu Drosten-Lied bei Facebook

„Wie vielen anderen sind auch mir durch die Coronakrise Aufträge weggebrochen“, sagt die Wahl-Hamburgerin, die normalerweise Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Musik, Film und Entertainment moderiert. Als Sprecherin für Computerspiele und Werbung kann sie zwar aus den eigenen vier Wänden heraus weiter produzieren. Dennoch bleibt im Zuge des allgemeinen Zuhausebleibens mehr Zeit als sonst, die nun in eine schlummernde Leidenschaft fließt: Comedy.

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Bevor sie nach Hamburg zog, arbeitete die ausgebildete Schauspielerin in ihrer Heimatstadt Karlsruhe sowie in Köln im Improvisations-, Kinder- und Jugendtheater. An diese Qualifikation knüpft sie nun an und erschafft zuhause kleine Satire-Videos. Den Clip zu ihrem Drosten-Lied postete sie zunächst auf ihrer Facebook-Seite und – nach positiver Resonanz – nun auf YouTube.

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„Ich bin mit Hip-Hop aufgewachsen, etwa von Cypress Hill. Viele neuere Sachen gefallen mir aber nicht so gut“, sagt Kelly-Husain. Deshalb verarbeitet sie in ihrem Drosten-Hit nicht nur die Bewunderung für den Virologen, sondern persifliert zugleich aktuelle Rap-Produktionen. Über ihre Tussi-Lyrik legt sie den Verzerr-Effekt Autotune und liefert derart orgelnd eine Corona-Variante von „Cherry Lady“. Mit jenem Coversong eines Modern-Talking-Klassikers landete Deutschrapper Capital Bra vor einem Jahr auf Nummer eins der Charts. Kelly-Husains Parodie ist sozusagen eine Referenzhölle in der Referenzhölle. Aber gute Comedy muss eben auch ein bisschen wehtun.

Dass Drosten selbst der ganze Medienrummel mittlerweile zu viel wird, kann die Moderatorin gut verstehen: „Quasi über Nacht zum Star zu werden, das passiert ja sonst eher Musikern oder anderen Künstlern.“ Und sie fügt hinzu: „Doch der Virologe per se wird jetzt nicht so der extrovertierte Typ sein.“ Kelly-Husains Songs wird womöglich nicht die letzte Ode an den Wissenschaftler sein. Das ist die Popkultur in Zeiten von Corona.