Hamburg/Kiel. Ein eigenes Soforthilfe-Programm soll der Filmbranche in Hamburg und Schleswig-Holstein in der Krise unter die Arme greifen.
Die Nachricht ist eine gute. In Zeiten, in denen es auch der Filmbranche - wie so vielen anderen Geschäftszweigen - nicht gut geht, in denen Kinos geschlossen sind und neue Filme zurzeit nicht gedreht werden können, haben Hamburg und Schleswig-Holstein ein gemeinsames Hilfsprogramm aufgelegt. Mit zusätzlichen 3,7 Millionen Euro wollen die nördlichsten beiden Bundesländer, die auch eine gemeinsame Filmförderung betreiben, den Kreativen unter die Arme greifen.
In Hamburg hat der Senat das Kinosoforthilfeprogramm „Kino Hilfe Hamburg“ in Höhe von 550.000 Euro neu ins Leben gerufen. Die Mittel stammen aus dem „Hilfspaket Kultur“ der Kulturbehörde. In Schleswig-Holstein wird der diesjährige Kinoprogrammpreis auf 150.000 Euro aufgestockt. Um langfristig auch neue Projekte zu ermöglichen, wird unter anderem außerdem das Förderinstrument „3x3“ ins Leben gerufen: Mit 1,95 Millionen Euro sollen im Norden rund 40 Drehbücher in den kommenden drei Jahren entwickelt werden.
Brosda sagt Hilfe zu: "schnell, unbürokratisch und sofort"
Kultursenator Carsten Brosda sagte Hilfe zu, die „schnell, unbürokratisch und sofort“ ankommen soll. Ein besonderes Anliegen sei ihm dabei „die Unterstützung der existenzbedrohten Kinobetreiber, damit Cineasten und Filmliebhaber auch künftig vorfinden, was sie in der Vergangenheit gelebt und geliebt haben: das gemeinschaftliche Filmerlebnis im Kinosaal“.
Hans Peter Jansen, der in Hamburg die Koralle, das Studio, Elbe und das Blankeneser sowie zwei Kinos in Plön und auf Fehmarn betreibt, wird es freuen. Seine Kunden haben zum Teil schon eigene „Soforthilfen“ auf die Beine gestellt: Jansen bekam eine E-Mail von einer Stammbesucherin der Koralle in Volksdorf: „Damit euer Kino weiter bestehen kann nach der Krise, habe ich folgenden Vorschlag“, schrieb Patricia Peulen. „Falls das Kino geschlossen bleibt, wäre ich bereit, die Anzahl der Besuche, die ich normalerweise unternommen hätte, als Spende zu bezahlen.“ Sie bietet auch gleich eine Alternative an: „Ich würde vier Monate lang nach der Krise den doppelten Eintrittspreis bezahlen. Wenn das alle machen, müsstet ihr das doch überstehen“, hofft sie.
Filmförderung: "Um alle kümmern, die im Regen stehen"
Jansen ließ die Zuschrift auf ein Banner aufziehen, das jetzt außen am Kino hängt. Und es ist nicht die einzige Kundeninitiative. „Wenn man nah am Publikum ist, bewegt sich auch etwas“, glaubt der Kinobetreiber. Er bleibt Optimist: „Ich habe noch nie ein Kino geschlossen, und will das auch nach Corona nicht tun. Wir werden die Sache schon irgendwie wuppen.“
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Man müsse sich „um alle kümmern, die jetzt gerade im Regen stehen“, betont Helge Albers, Chef der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) und ergänzt: „Gefördert werden Kreative und Firmen mit Wohn- und Firmensitz in der Förderregion.“
Kleine wie große Firmen betroffen: "Das Virus ist ein großer Gleichmacher"
Soll das die Lösung sein oder bleibt es ein Tropfen auf den heißen Stein? „Weder noch. Niemand hat momentan eine Lösung. Man kann sich in dieser Situation nur vorantasten. Wir müssen jetzt sowohl kurzfristig als auch nachhaltig agieren. Die zweite Jahreshälfte wird nicht automatisch rosig, nur weil wir dann vielleicht keine Corona-Sperre mehr haben. Es werden nicht alle Projekte, die abgebrochen worden sind, sofort wieder in Produktion gehen. Wir werden einen großen Mangel an Fachkräften haben. Wir müssen dafür sorgen, dass die Filmschaffenden, die jetzt ihre Produktionen abgebrochen haben, nicht in ihrer Existenz bedroht sind.“
Albers möchte sowohl große als auch kleine Firmen unterstützen. „Es betrifft die ganze Branche. Das Virus ist ein großer Gleichmacher. Wir können aber nicht die gesamte Branche bedienen, das übersteigt unsere Möglichkeiten. Viele Kollegen sind auch ohne Corona schon harte an der Grenze ihrer Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, dass keine strukturellen Verluste entstehen.“
"Nicht alle Filme müssen zwingend auf die Leinwand kommen"
Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein hält das Rettungspaket an dieser Stelle für ein „großartiges Signal“: „Beide Gesellschafter im engen Schulterschluss mit der Geschäftsleitung unserer gemeinsamen Filmförderung sichern mit diesen Maßnahmen den Film- und Kinostandort im Norden.“
Die FFHSH will weiter arbeiten wie bisher, um ihren Kunden Planungssicherheit zu geben. Noch keine Lösungen hat Helge Albers für den Filmstau, der sich anbahnt, wenn das Geschäft wieder anläuft: „Man muss nach innovativen Lösungen suchen. Nicht alle Filme müssen zwingend auf die Leinwand kommen. Wir wollen das gern mit den Kinos zusammen umsetzen. Es geht nicht nur um Filme, die nicht im Kino ausgewertet werden können, sondern auch um die, die noch gar nicht gedreht werden konnten. Man muss sich über alle Branchensegmente hinweg damit beschäftigen, wie das abgebaut werden kann.“