Hamburg. Lars Meier hat ein Festival ins Leben gerufen, das explizit nicht stattfindet – und trotzdem Geld in die Kulturkassen spülen soll.

Im Festivalnamen steckt schon die Idee: „Keiner kommt, alle machen mit“. Der Hamburger PR-Mann Lars Meier organisiert ein Festival, das nicht stattfindet – für das aber trotzdem Karten verkauft werden. Das Geld soll in der Kulturszene verteilt werden. Welche Idee steckt dahinter? Und wie geht das?

Bislang sind Die Beatles, ABBA, Billie Eilish, Ed Sheeran, Foo Fighters und die Rolling Stones beim „Keiner kommt, alle machen mit“-Festival NICHT mit dabei. Wann dürfen wir damit rechnen, dass Led Zeppelin, Metallica oder Udo Lindenberg auch NICHT kommen?

Lars Meier Das Line-Up steht. Es wird keine Überraschungsgäste geben, die nicht kommen. Einzig Vertreter der Hamburger Musiklandschaft können noch nicht auftreten. Udo ist also möglich, wenn er denn möchte.

Was steckt hinter dieser Festival-Idee?

Ich mag den Ansatz, das Geld der Veranstaltungen nicht zurückzufordern, wenn sie wegen Corona ausfallen und habe die Idee weitergedreht. Gespickt mit ein paar absurden Namen ein Festival zu gestalten, was immer ein Traum bleiben wird, aber Geld für die Kultur einbringt.

Wie kommt man an Karten für dieses nie stattfindende Festival und was kosten die?

22 Euro, 11 Euro für Kinder bis 14 Jahre. Die Webseite www.keinerkommt.de hält alle Infos bereit und hier können auch über unseren Partner Reservix Karten gekauft werden. Wir haben sogar VIP-Karten ab 99 Euro im Angebot.

Wem kommen die Einnahmen zugute und wie transparent wird die Verteilung gelöst?

Die Einnahmen gehen je zu einem Drittel an die Hamburger Film-, die Theater- und die Musikwirtschaft. Zunächst schauen wir mal, ob überhaupt Geld zusammen kommt oder ob die Spenden auch nicht kommen. Dann wird ein Gute-Leude-Kultur-Gremium, das wir gerade zusammenstellen, über die Vergabe entscheiden.

Die Aktion kam ja in wenigen Tagen zustande. Wie ist die Resonanz bisher?

Schlicht und einfach: überragend. Jeder schmunzelt erst über die Idee, ist fasziniert und dann ganz außer Atem, was man noch alles so machen kann. Wir bekommen gerade ganz viele tolle Ideen geschenkt, was man noch so anstellen könnte.

Wer der Kultur verbunden ist, tut sich schwer mit dem Überblick über die zahlreichen Hilferufe von Kunstschaffenden und Bühnen. Verliert hier eine ganze Generation ihre Stimme, ihre Bühne, ihren Klang?

Ich bin Optimist. Kultur hat schon immer was mit Nöten zu tun gehabt. Viele werden dann erst richtig kreativ. Das Festival wird auch dafür sorgen, dass Hamburger Kultur auf der Karte bleibt. Es gibt so viele tolle Aktionen, da sind wir nur ein kleines Licht.

Was entgegnen Sie Kritikern, die sagen könnten, dass andere Menschen Hilfe nötiger hätten als Künstler?

Keiner ist derzeit besser oder schlechter dran. Wir alle haben darunter zu leiden. Auch meine Agentur im Übrigen, aber wir machen das Beste draus und bleiben kreativ und umsetzungsstark.

Können wir zeitnah auch Festivalshirts und andere „Keiner kommt“-Fanartikel kaufen?

Eine naheliegende Idee, die ich nicht ausschließen möchte. Gibt es die T-Shirts dann wirklich oder nicht? Wir sind etwas gefangen in unserer eigenen Idee.

Wenn nicht genug Tickets verkauft werden, wird das Festival dann abgesagt?

Genau genommen muss es dann ja stattfinden. Wir ziehen das durch, auch mit nur 100 Leuten, die nicht kommen. Da sind wir sehr selbstbewusst.