Hamburg. Der preisgekrönte Schriftsteller über Corona, Netflix und seine Lesung mit Spendensammlung. Saša Stanišić kündigt Weiteres an.
Eine spontan überlegte und durchgeführte Spendenaktion, gleich doppelt im Geist der Zeit. Der Hamburger Buchpreisgewinner Saša Stanišić („Herkunft“) setzte kurzfristig, wie so manch andere auch dieser Tage, eine Internetlesung an. Dabei bat er um Spenden für Flüchtlingsinitiativen. Das Ergebnis war phänomenal.
Hamburger Abendblatt: War es Ihnen ein besonderes Anliegen, die Kultur nach der Lahmlegung des öffentlichen Lebens jetzt anderweitig zu den Leuten zu bringen?
Saša Stanisic: Nur zweitrangig. Es ging mir in erster Linie darum, in den, gerade für diejenigen, die ohnehin in Not stecken, schwierigen Zeiten, ein Zeichen zu setzen für Solidarität und auch konkretes Handeln. Ich hätte es also auch mit einem anderen Talent versucht, Literatur ist halt meins.
Glauben Sie, dass Streaming den Kulturmenschen in dieser schwierigen Zeit ein Trost sein kann?
Na ja, Trost. Es ist jetzt eben das, was noch möglich ist. Wichtig auch, aber anderes ist wichtiger; stay the fuck home zum Beispiel und Aufklärung und eben wieder: Hilfe für diejenigen, die nicht das Privileg der Informiertheit haben und der Wohlstandsgesellschaft.
Was glauben Sie: Sind Bücher jetzt, wo wir alle zu Hause bleiben müssen, das große Ding?
Moment, kann die Frage nicht hören, Netflix hat grad so laut gelacht.
Ihre Lesung war jedenfalls ein voller Erfolg - mehr als 13.000 Euro kamen bis jetzt zusammen, war zu hören. Was sagen Sie dazu?
Es waren sogar knapp 17.000 Euro. Hammer. Danke.
Planen Sie noch mehr Aktivitäten während der Corona-Krise?
Ja, denn das war gut und hat was gebracht. Also: keine symbolische Geste, sondern wirklich eine Art Arbeit für andere. Super.