Hamburg. Elbphilharmonie, Laeiszhalle, Staatsoper, Schauspielhaus, Thalia und Kampnagel stellen den Spielbetrieb ein.

Es ist ein bisher beispielloser Vorgang in der Hamburger Kulturlandschaft: Von diesem Freitag an stellen Elbphilharmonie, Laeiszhalle, Hamburgische Staatsoper, Deutsches Schauspielhaus, Thalia Theater und Kampnagel den Spielbetrieb ein und bleiben zunächst bis zum 30. April geschlossen. Grundlage dafür ist eine Allgemeinverfügung der Gesundheitsbehörde, nach der Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern wegen der Ausbreitung des Coronavirus ab sofort verboten sind. Bei den genannten staatlichen Häusern betrifft dies auch die kleinen Säle und Zweitspielstätten, die teilweise deutlich weniger Zuschauer fassen.

„Der Gesundheitsschutz der Bürgerinnen und Bürger ist in dieser Situation das Wichtigste und war ausschlaggebend für die jetzt getroffene, klare Entscheidung in unseren Häusern“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Er appelliere zudem an alle privaten Kulturveranstalter, „auch bei allen kleineren Veranstaltungen ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dabei zu helfen, Risiken weiter zu minimieren“.

Wirtschaftliche Folgen

Die möglichen wirtschaftlichen Folgen für Künstlerinnen, Künstler und andere Kreative nehme man „sehr ernst“. Klar sei, dass die Kulturbehörde nach Kräften unterstützen werde: „Wir arbeiten derzeit an Modellen, wie die wirtschaftlichen Folgen so gut wie möglich abgefedert werden können.“ Allerdings erwarte er, „dass sich dabei auch der Bund seiner nationalen Aufgabe bewusst ist und die Länder und Kommunen dabei unterstützt“.

Bevor diese Pressemitteilung verschickt wurde, hatte es bereits den ganzen Tag Absagen und Verlegungen gehagelt. Ob „Die drei ???“ oder „Disney in Concert“, ob die Sporthallen-Auftritte heute von Satiriker Serdar Somuncu oder der Hip-Hop-Truppe Deine Freunde: Teilweise kamen die „Fällt aus“-Meldungen im Minutentakt. Grundsätzlich meldete sich die Barclaycard Arena schon am Vormittag mit dem Hinweis, man müsse davon ausgehen, dass in der Arena bis zum 30. April keine öffentliche Veranstaltung mehr stattfinden werde.

Wie geht es es in den kleineren Hallen weiter?

Wie es in den kleineren Hallen, Clubs und Theatern jetzt weitergeht, ist unklar. In der Mitteilung der Kulturbehörde heißt es dazu: „Für Kulturveranstaltungen an anderen Veranstaltungsorten mit einer geringeren Teilnehmerzahl als 1000 gelten weiterhin die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für eine Risikoabwägung. Die Behörde für Kultur und Medien erwartet von allen Veranstalterinnen und Veranstaltern eine sorgfältige und umfassende Beachtung dieser Empfehlungen. Sollten diese nicht umsetzbar sein, sind auch kleinere Veranstaltungen abzusagen.“

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Auf der Website der Fabrik, die maximal 1200 Besuchern Platz bietet, hieß es, je nach Form und Größe der Veranstaltung könne zum Schutz der Gesundheit der Teilnehmenden eine „Änderung, Verschiebung, Absage oder zeitliche Verkürzung“ notwendig sein. Um dies zu entscheiden, sei eine „risikoorientierte Beurteilung im jeweiligen Einzelfall“ erforderlich. Ansonsten bitte man – diese Formulierung findet sich jetzt auf vielen Internetseiten von Clubs, Theatern und Veranstaltern – alle, die erkältungsähn­liche Symptome aufweisen oder sich in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben, von einem Besuch von Veranstaltungen abzusehen.

Auch „Harry Potter“-Theaterstück betroffen

Von den Entwicklungen ist auch das „Harry Potter“-Theaterstück im umgebauten Mehr! Theater betroffen, das am Wochenende Premiere feiern soll. Hier hat man sich entschieden, die Zuschauerzahl auf 1000 Personen pro Vorstellung zu beschränken, um den aktuellen Vorgaben zu entsprechen. Diese Stra­tegie wendet die Stage Entertainment für ihre Musicals „König der Löwen“, „Pretty Woman“, „Tina“ und „Paramour“ ebenfalls an. Die Vorgabe, Großveranstaltungen auf 1000 Personen zu begrenzen, werde an allen Standorten berücksichtigt, „damit bis auf Weiteres alle Aufführungen stattfinden können“.

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Da die meisten Veranstaltungen während der kommenden Wochen jedoch ausfallen, steht jetzt auch die Frage nach der Erstattung von Eintrittsgeldern im Raum. Hierzu schreibt die Kulturbehörde: „Wer Eintrittskarten für Veranstaltungen von staatlichen Kultureinrichtungen erworben hat, die nicht stattfinden können, erhält den Eintrittspreis zurück. Wird eine Veranstaltung verschoben, gelten Eintrittskarten in der Regel für den neuen Termin, können aber auch zurückgegeben werden.“ Eine Regelung, die gewiss auch für alle nicht-staatlichen Kultureinrichtungen gilt.