Hamburg. Uwe wurde eröffnet. Zum Auftakt ging es um musikalische Erweckungserlebnisse und die Liebe zum Vinyl.

„Es geht darum, dass Geschichten erzählt werden“, sagt Yared Dibaba auf der Bühne seines neuen Clubs Uwe. Gemeinsam mit dem Hamburger Fotografen Bernd Jonkmanns hat der Moderator erstmals zum First International Vinyl Club nach St. Pauli geladen. Thema zum Auftakt: Plattenläden.

In entspannter Wohnzimmeratmosphäre unterhalten sich die beiden drei Stunden lang über Erweckungsmomente und Erinnerungen rund um das Kulturgut Schallplatte. Gemeinsam mit ihren Gästen sprechen Dibaba und Jonkmanns über die verbindende Kraft und den ästhetischen Reiz des Vinyls. Und sie erläutern, wie sich das Hören und Sammeln von Musik im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat. Klangbeispiele inklusive. Denn alle haben ihre Lieblingsplatten mitgebracht. Das ist mit das Schönste an diesem Abend: Zusammen mit Menschen in einem Raum zu sitzen und Songs zu hören.

Nostalgie und Trendanalyse

Manche nicken wissend, andere erfreuen sich schlichtweg an den Anekdoten. Etwa wenn Dibaba erzählt, wie er zu „White Lines“ von Grandmaster Flash auf dem Schulhof Breakdance geübt hat. Oder wenn Jonkmanns von den Recherchen für sein „Record Stores“-Buch berichtet, zum Beispiel von einer 90 Jahre alten Plattenladenbesitzerin in Tokio. Warner-Chef Bernd Dopp wiederum erzählt selbstironisch, wie er einst in Wandsbek in einem Laden zu jobben begann, in dem neben Platten auch Jeans verkauft wurden. Es geht um Lebens­wege und Leidenschaften, aber auch um Soundqualität und Streaming.

Die Ausführungen zwischen Nostalgie und Trendanalyse geraten mitunter etwas lang. Doch insgesamt funktioniert das Format gut im neu gestalteten Clubraum des Uwe. Anfang Januar startete das Betreiberteam im Klubhaus St. Pauli am Spielbudenplatz – auf der Fläche des ehemaligen Kukuun im ersten Stock.

Wilde Tanzabende und Live-Konzerte

„Wir sind vier gute Freunde, die sich durch gemeinsame Jobs in der Hamburger Medien- und Kulturszene gefunden haben. Und die gemeinsam aufbrechen wollen zu neuen Abenteuern“, sagt Autor und Regisseur Oliver Kleinfeld. Zusammen mit Dibaba sowie Sportmanager Frank Bertling und Gastronom Michael Pohanke bietet er bei Uwe künftig ein Programm unter dem Motto „Kuddelmuddel, Freundschaft, gute Zeit“. Kleinfeld erläutert das Konzept: „Bei Uwe gibt’s alles von Drehbuchlesungen mit Geräuschemachern, Live-Podcasts, Poetry-Slam-Readings und Stand-up-Comedy über wilde Tanzabende und Live-Konzerte jeder Art, ob auf dem hauseigenen Flügel oder der Heavy-Metal-Gitarre, bis hin zu Theater und privaten Special-Interest-Filmvorführungen.“

Die Premiere des Vinyl Clubs ist jedenfalls bestens besucht. Christof Jessen vom Plattenladen Michelle Records, der ebenfalls als inspirierender Erzähler auf der Bühne zu Gast ist, bemerkt mit Blick auf das Publikum: „Toll, dass auch eine ganze Menge Frauen hier sind. Die wissen, wie die Musikbranche tickt und sind gut darin, Probleme zu lösen.“ Und angesichts des ausschließlich von Männern besetzten Talk-Sofas fügt er hinzu: „Frauen einzuladen, wäre auch hier eine gute Idee.“

Für noch mehr spannende Geschichten über Musik.

The First International Vinyl Club nächster Termin: So 29.3., 16.30 (Thema: Beatles), Uwe, Spielbudenplatz 21/22; www.uwereeperbahn.de