Hamburg. Der Bund fördert Hamburger Kultureinrichtungen mit sehr hohen Summen – vor allem Kampnagel. Kunst am Kanal geplant.

Es sind Riesensummen für die Hamburger Kultur, die in der vergangenen Woche verkündet wurden. Wie genau die Kulturbehörde die Großinvestition mit finanzieller Hilfe des Bundes auf Kampnagel plant, möchte sie erst in knapp zwei Wochen mitteilen. Ein Kurzkonzept für die 120 Millionen Zuschuss, die sich Hamburg und Berlin teilen wollen, liegt dem Abendblatt jedoch bereits vor.

Erster Eindruck, angesichts der Summe wenig überraschend: Ziel ist es, dem in dem Konzept als „jung, divers und interessiert an unkonventionellen Inhalten“ beschriebenen Publikum ein nach dem Umbau runderneuertes Kulturzentrum zu präsentieren.

Kampnagel will Osterbekkanal künftig miteinbeziehen

So plant Kampnagel unter anderem eine Öffnung und Verbindung der alten Hallen, den Neubau eines Residenzhauses und die „Öffnung zu und Verbindung von Stadt und Garten mittels eines durchgehenden Foyers“, also ein transparenteres, zugänglicheres Gelände als bislang. Außerdem ist die „Etablierung von Kunst am Kanal“ angedacht, heißt: der Osterbekkanal, der hinter dem Gelände fließt, soll in die Architektur einbezogen werden.

Ebenso geplant sind die Erweiterung von Lagerflächen durch Nutzung von Raumreserven auf der zweiten und dritten Ebene des ursprünglichen Fabrikgebäudes und die Schaffung neuer Proberäume. Dazu die Modernisierung von Veranstaltungs- und Haustechnik – fertig ist ein mit 120 Millionen Euro ziemlich üppig bemessenes Vorhaben. Das Konzept liefert eine geschätzte Finanzaufstellung mit, die Aufschluss gibt über die Hauptkostenpunkte.

2,5 Millionen Euro für das Kampnagel-Programm

So würden allein für die Sanierung der denkmalgeschützten Kräne 2,8 Millionen Euro zu Buche schlagen. 1,4 Millionen Euro sind für die Außenanlagen eingeplant, 700.000 für das „Herrichten des Geländes“. Es geht zudem um Brandschutz und Schallschutz, satte 16 Millionen soll die Erneuerung der Bühnentechnik verschlingen, fast 57 Millionen sind für die Umbauten im Gebäude und für die Haustechnik veranschlagt, knapp 20 Millionen für die Planung aller Vorhaben.

Blieben, um am Ende inklusive der Mehrwertsteuer in Höhe von etwa 19 Millionen Euro bei Gesamtausgaben von knapp 120 Millionen Euro zu landen, knapp 2,5 Millionen Euro an Programm-Budget für die Eröffnungssaison nach dem groß angelegten Umbau.

Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard hat laut eigener Aussage seit acht Jahren darauf hingewiesen, dass eine Sanierung von Fabrikgebäude und Technik „dringend angeraten“ sei. „Die Bausub­stanz muss komplett überholt werden, wegen fehlender Belüftung sind die Fa­brikhallen im Sommer sehr heiß, es müssen die Toiletten im Foyer dringend saniert werden, und es sind die Dachrinnen kaputt, um nur einige Beispiele für dringenden Sanierungsbedarf zu nennen“, sagte Deuflhard dem Abendblatt auf Anfrage.

Wesentliche Bestandteile der nun geplanten Generalsanierung seien auch die bauliche Instandsetzung der Fabrikhallen und des Verwaltungsgebäudes unter ökologischen Aspekten, die Erneuerung der Zuschauertribünen, um damit die Arbeits- und Produktionsbedingungen grundsätzlich zu verbessern.

Die Sprinkenhof verantwortet die Unterhaltung und Nutzung

Die Unterstützung des Bundes, so Deuflhard, eröffne die Möglichkeit, Kampnagel über die dringend anstehende Sanierung auch baulich weiterzu­entwickeln. Die städtische Sprinkenhof GmbH, die für die Immobilie zuständig ist, habe bereits Anfang 2017 „akuten Sanierungsbedarf“ festgestellt „und einige Sofortmaßnahmen veranlasst“, etwa die Reparatur von Dächern oder die Sanierung von Hallenböden.

Hinsichtlich der vergangene Woche öffentlich gemachten Investitionen soll der Kulturetat übrigens „nicht zusätzlich belastet werden“. Das teilte die Kulturbehörde auf Abendblatt-Anfrage mit. Es sei geplant, die städtische Kofinanzierung bei Kampnagel über das Mieter-Vermieter-Modell abzudecken.

Letzteres gilt seit Kurzem auch für Kulturimmobilien: Die Verantwortung für Verwaltung, Unterhaltung und Nutzung liegt seit einem Senatsbeschluss zentral bei der Sprinkenhof GmbH. Und die ist es auch, die bei den nun beschlossenen Investitionen eine entscheidende Rolle spielte.

Kampnagel mit erheblichem Sanierungsbedarf

Bei einer Bestandsaufnahme der neu in ihren Zugehörigkeitsbereich fallenden Gebäude wurde speziell für Kampnagel ein erheblicher Sanierungsbedarf festgestellt. Weshalb für das Winterhuder Kulturzentrum nun auch am meisten Geld fällig wird – auch aus Berlin.

Die Markthalle am Kosterwall.
Die Markthalle am Kosterwall. © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Von dort fließen insgesamt mehr als 190 Millionen Zuschuss an Hamburger Kulturorte, neben Kampnagel unter anderem auch an die Markthalle, an das Reeperbahn Festival und für ein neu zu planendes Einwanderermuseum auf der Veddel.

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