Hamburg. Bei der Gala des Deutschen Musical Theater Preises fordert Corny Littmann von Bürgermeister Tschentscher Geld für neue Stücke.
Die Gala war öffentlich, hatte aber etwas von „Klassentreffen, großer Familienfeier und crazy Party“, wie Moderation Gayle Tufts in ihrem typischen Denglisch formulierte. Ob die schlagfertige deutsch-amerikanische Entertainerin aus Berlin sich ihren Traum von einem Musical mit der als Laudatorin auftretenden „Tina Turner“-Hauptdarstellerin Kristina Love erfüllt, sei mal dahingestellt. Zu den Gewinnern bei der Verleihung des Deutschen Musical Theater Preises, der am späten Montagabend zum zweiten Mal nach 2018 im Schmidts Tivoli über die Bühne ging, gehörten andere.
Allen voran „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ (Landestheater Linz), der von der Deutschen Musical Akademie in vier von 14 Kategorien, darunter als „Bestes Musical“ sowie für „Beste Liedtexte“ (von Henry Mason), ausgezeichnet wurde. Speziell im letztgenannten Bereich hatten die Ausrichter um Co-Gastgeber Corny Littmann (Schmidts Tivoli GmbH) auf einen Preis gehofft, waren doch gleich zwei Liedtexter für Schmidtchen-Produktionen nominiert: Tom van Hasselt („Amor läuft Amok – Liebe zu Zeiten des Internets“) und Franziska Kuropka für „Wir – Familie ist, was man daraus macht“. Die trug ihre Nicht-Prämierung ebenso mit Fassung wie ihr Hamburger WG-Partner Lukas Nimschek („Wir“) in der Kategorie „Beste Regie“. Kuropka und Nimschek hatten im Vorjahr für „Jana & Janis“ den Preis als beste Songtexter erhalten.
Musical-Metropole Hamburg geht leer aus
Weil auch Alice Wittmer, die sich bereits über ihre Nominierung für die beste Nebenrolle in „Sherlock Holmes – Next Generation“ (im Theater First Stage) gefreut hatte, ohne Preis blieb, ging die Musical-Metropole Hamburg diesmal leer aus. Mit den undotierten Preisen würdigt die Deutsche Musical Akademie als Interessenverband der Branche alljährlich die Uraufführungen im gesamten deutschsprachigen Raum.
Nicht etwa Dauerbrenner wie „Heiße Ecke“ (2,5 Mio. Besucher), den Nachwuchs und speziell neue Produktionen gelte es von staatlicher und städtischer Seite mit Geld zu fördern, hatte Littmann in seiner launigen Begrüßungsrede von Peter Tschentscher (SPD) gefordert. Hamburgs Erster Bürgermeister, der einer Einladung von Littmann, Tessa und Norbert Aust gefolgt war, sagte in seiner Rede zu, das Anliegen an die Kulturbehörde weiterzutragen.
Joop van den Ende erhält Ehrenpreis
Weil Tschentscher bis zum Ende der mit dreieinhalb Stunden überlangen Gala ausharrte, erlebte er auch die Auszeichnung für Joop van den Ende (77) mit: Der niederländische Erfolgsproduzent („Tina“, „Sister Act“, „Hinterm Horizont“) erhielt nach einer sehr persönlichen Laudatio des Theaterregisseurs Gil Mehmert („Das Wunder von Bern“) den Ehrenpreis 2019 der Akademie. „Ich wünsche ihnen für die Zukunft viele erfolgreiche Musicals“, sagte er auf Englisch an die Musical-Familie.