Hamburg. Helge Albers, Chef der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, über das Filmfest und fehlende Mittel zur Serienfinanzierung.

Heute beginnt das Filmfest Hamburg mit der Deutschlandpremiere der französischen Komödie „Die schönste Zeit unseres Lebens“. Als Gäste werden im Cinemaxx Dammtor Darstellerin Dora Tillier und Regisseur Nicolas Bedos erwartet. Eine Premiere ist es auch für Helge Albers: Der Chef der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein – das Filmfest ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft – ist erst seit April im Amt.

Hamburger Abendblatt: Haben Sie Ihren Smoking schon gebügelt?

Helge Albers: Ich habe mehrere Smokings im Schrank, die ich alle extra für das Filmfest habe reinigen und bügeln lassen. Das ist mir wichtig.

Mehrere?

Albers: Einen grünen, blauen, roten und einen schwarzen, wenn es sein muss. (lacht)

Mögen Sie eigentlich rote Teppiche und den Glamour von Festivals?

Albers: Das gehört dazu, und ich finde es gut, obwohl ich persönlich nicht gerade ein Glamour-Typ bin. Als Filmproduzent stand ich traditionell eher in der zweiten Reihe, was man da macht, interessiert die Leute nicht wirklich. Rote Teppiche sind wichtig, um Filme sichtbar zu machen und ein Publikum anzusprechen. Es macht auch Spaß, denn es ist ein charmantes Spiel mit dem Promi-Status. Und es ist eine Ehrerbietung für ein Werk, das mit großem Aufwand hergestellt worden ist. Deshalb bin ich ein großer Verfechter der strengen Kleiderordnung in Cannes, auch wenn ich das High-Heels-Gebot für Frauen nicht mehr für zeitgemäß halte.

Was sind Ihre Lieblings-Filmfestivals?

Albers: Neben diesem hier sind das Rotterdam, South by Southwest in Austin, Texas, und das kleine Dokumentarfilmfestival True Falls in Columbia, Missouri.

Wie viele Filme wollen Sie in den kommenden Tagen sehen?

Albers: Im besten Falle zehn, mindestens fünf. „Pelikanblut“ von der Hamburgerin Katrin Gebbe ist ein großer Knaller, der hatte seine Weltpremiere in Venedig und lief jetzt auch in Toronto. Wir sind stolz, dass die Deutschlandpremiere bei uns gezeigt werden kann. Wir freuen uns auch über die Premiere von „Deutschstunde“.

Hamburg ist der einzige große Medienstandort in Deutschland, an dem keine Serien gedreht werden, weil es dafür keine Fördermittel gibt. Muss das nicht dringend geändert werden?

Albers: Die Branche bewegt sich in diesem Bereich ganz stark, aber wir haben zurzeit keine Möglichkeit, dort tätig zu werden. Da gibt es großen Nachholbedarf gegenüber allen anderen Filmförderungen. Es gibt auch großen Nachholbedarf an großen Hallen, an Produktionsstätten. Dadurch gehen dem Standort Projekte, Drehtage und im schlimmsten Fall auch kreative Talente verloren. Wir hoffen, dass sich die Branche da noch stärker artikuliert und bald gehört wird.

Wird Fatih Akins Serienprojekt „Marlene“ über die Dietrich hier gedreht werden?

Albers: Wir bemühen uns sehr darum.

Wie wichtig sind für Hamburg und Schleswig-Holstein Dreharbeiten mit internationalen Stars?

Albers: Sehr wichtig, sie haben einen unglaub­lichen Multiplikatoreneffekt. Und im Januar kommt der bei uns gedrehte „Charlie’s Angels“ in die Kinos. Ich freue mich, dass sie hier gedreht haben.

Ist Hollywood noch das Maß aller Dinge?

Albers: Auch Großbritannien, Frankreich und Deutschland haben ihre Stärken. Die Welt ist in diesem Bereich größer geworden. Aber Hollywood kann immer noch unterhaltsam sein, und, wenn es gut läuft, auf eine Art intelligent erzählen, die ich mir hier auch wünschen würde.

Gibt es Filmmenschen, die Sie gern mal nach Hamburg holen würden?

Albers: Wenn die Coen-Brüder hier mal drehen würden, würde ich sofort sagen: Yes.

Was war Ihr letztes denkwürdiges Kino-Erlebnis?

Albers: Ich war im Urlaub mit meiner Familie in Rumänien. Weil das Wetter schlecht war, wollten wir ins Kino gehen. Es lief der Film „Glücklich wie Lazzaro“ im italienischen Original mit rumänischen Untertiteln. Meine Kinder, beide Teenager, waren komplett dagegen. Hinterher haben wir uns eine Stunde lang intensiv über den Filmunterhalten. Es war ein tolles Erlebnis und hat mich wieder sehr stark daran erinnert, was Kino kann.