Hamburg. Der Geschäftsführer der Veranstaltung, Alexander Schulz, spricht über Kontaktanbahnung in China und den USA.
Alexander Schulz ist der Geschäftsführer des Reeperbahn Festivals und seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft. Regelmäßig reist er mit Vertretern aus der Musikbranche ins Ausland, auch viele Hamburger Firmen wie Devil Duck Records oder Kontor Records sind dabei.
Hamburger Abendblatt: Das Reeperbahn Festival organisiert mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes seit drei Jahren Reisen der deutschen Musikwirtschaft nach New York. Zu welchem Zweck?
Alexander Schulz: Unser gemeinsames Ziel ist es, deutsche Plattenfirmen, Konzertveranstalter und Musikverleger in den nordamerikanischen Markt zu bringen, die sonst kaum die Möglichkeit haben, auf sich aufmerksam zu machen. Dazu gehört auch, dass einige der deutschen Künstler dort auftreten. Für das Auswärtige Amt geht es um einen nachhaltigen kulturellen Austausch, der „unternehmerisch getrieben“ ist.
Interessieren sich die US-Amerikaner überhaupt für deutsche Künstler und ihre Firmen? Bekommen Ausländer da tatsächlich einen Fuß in die Tür?
Schulz: Für die letzte New-York-Reise hatten wir etwa 80 Anmeldungen, aber nur 55 Firmen konnten mitfahren. Die Teilnahme lohnt sich, weil das Reeperbahn Festival die organisatorische Infrastruktur liefert und für die Kontaktanbahnung sorgt – dazu gehören auch Besuche bei Streaming-Plattformen wie Spotify. In New York sind zum Reisezeitpunkt 500 nordamerikanische Indie-Unternehmen zu einem Jahrestreffen versammelt, und für unsere Teilnehmer gibt es organisierte Treffen, quasi Speed Datings. Wer mitfährt, macht vielleicht zehn am Tag und bekommt einen ganz konkreten Zugriff auf den US-Markt. In unserer globalisierten Welt lässt sich natürlich per Internet zu jedermann Kontakt aufnehmen, aber für einen wirklichen Geschäftsabschluss braucht es auch weiterhin das direkte persönliche Gespräch.
Im Mai gab es eine erste Reise nach Peking, wie lief die?
Schulz: Auch nach Peking wollten bis zu 80 Firmen mitkommen, 20 konnten dabei sein. Hier sind wir noch am Anfang, aber die Teilnehmer waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist übrigens ein Austausch, der in beide Richtungen läuft: The Hormones, eine der chinesischen Bands, die wir dort gesehen haben, spielt jetzt beim Reeperbahn Festival und konkurriert beim Anchor-Wettbewerb.
Gibt es weitere Reisepläne?
Schulz: Ja, im November reisen wir in die ghanaische Hauptstadt Accra, um die Kontakte zum afrikanischen Musikmarkt zu intensivieren, nachdem 2018 bereits 15 afrikanische Unternehmen beim Reeperbahn Festival zu Gast waren. 2020 geht es erstmals nach Nashville und Los Angeles. Die deutschen Firmen, die mitreisen, haben außerdem Interesse an Japan, Indien und Südamerika signalisiert, aber das ist noch Zukunftsmusik, erst einmal müssen wir die vier bisherigen Reiseziele auf das New Yorker Niveau bringen.
Reeperbahn Festival Mi 18.9. bis Sa 21.9., Tagestickets ab 39,-, Festivaltickets ab 85,-; Infos und Tickets: www.reeperbahnfestival.com