Hamburg. Patricia Meeden und Mark Seibert proben fürs Musical mit 27 Darstellern im Stage Theater. Europa-Premiere am 29. September.
Im Foyer stehen reichlich Rollkisten, im Saal wird gehämmert und geschliffen. Neues Stück – neues Glück? Neues Bühnenbild! Wo bis Mitte August anderthalb Jahre lang das charmante Kindermädchen „Mary Poppins“ für Ordnung gesorgt hatte, wähnt man sich dieser Tage auf einer Baustelle. Doch im Stage Theater an der Elbe soll spätestens am 29. September für „Pretty Woman“ alles richtig hübsch glänzen. Dann feiert das Musical, das auf dem Kino-Welterfolg von 1990 basiert und seit einem Jahr am New Yorker Broadway läuft, in Hamburg Europa-Premiere.
Geübt wird im 1850-Plätze-Theater, 2014 für „Das Wunder von Bern“ erbaut, bereits emsig. Nur dass sich die 29 Darsteller nicht in der großen Schaukastenbühne zwischen Hollywood Boulevard und Penthouse bewegen, sondern auf der Probebühne im dritten Stock. Klavier und Schlagzeug anstatt der später neunköpfigen Band genügen, um das Ensemble diesen Mittag zu fröhlich-konzentrierter Frühform auflaufen zu lassen.
Im Mittelpunkt: die Hauptdarsteller Patricia Meeden und Mark Seibert. Die beiden spielen, singen und tanzen hier jene Rollen, mit denen Julia Roberts und Richard Gere populär geworden sind, die Prostituierte Vivian und der Geschäftsmann Edward. Schon bevor die Protagonisten und ihre 27 Kollegen drei Songs zum Besten geben, preist Co-Regisseur DB Bonds im amerikanischen Englisch „die wunderbaren Texte“. Sie tragen englische Titel, werden von den Darstellern aber durchweg auf Deutsch gesungen. Komponiert haben die 22 Songs der kanadische Rockmusiker Bryan Adams und sein Kollege Jim Vallance.
Neues Bühnen-Traumpaar
„Rodeo Drive“ etwa beschreibt mit gefälligen rockigen Rhythmen, wie sich Vivian mit den passenden Klamotten für Edwards gehobene Welt eindeckt, bei „You And I“ finden sich beide zum Duett beim Opernbesuch („La Traviata“), und in der Ballade „I Can’t Go Back“ singt sie „Kein Weg zurück“.
Viel Spaß scheint dem Ensemble, speziell dem neuen Bühnen-Traumpaar, die Arbeit in den ersten drei Probenwochen zu machen: „Ich habe die Rolle auch angenommen, weil ich das Team so wunderbar fand“, sagt Patricia Meeden, eine Frohnatur. „Ich habe Julia Roberts stets gern gesehen, Richard Gere aber noch lieber“, so die gebürtige Berlinerin.
Seibert unterschrieb wie seine Kollegin im März den Vertrag mit Stage Entertainment für die Hauptrolle. Der Wahlwiener, wiewohl seit 2005 im Musical-Geschäft, gibt in „"Pretty Woman“ sein Hamburg-Debüt. Das Stück orientiere sich an der Filmfassung, räumt er ein. Die Rolle Richard Geres zu übernehmen sieht Seibert indes nicht als Belastung – im Gegenteil: „Es beflügelt.“
Und wenn die große Bühne im Saal fertiggestellt ist, können beide auch zum Duett auf den rostfarbenen Balkon treten. Der wurde vom Broadway importiert und hängt schon. Ganz sicher.
„Pretty Woman“ Europa-Premiere So 29.9., 18.30, Stage Theater an der Elbe, Norderelbstr. 8, Karten zu 49,90 bis 166: HA-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18-32, T. 30 30 98 98; www.musicals.de