Hamburg. Die Ausstellung „Manufaktur des Klangs“ bietet sehenswerte Exponate, Hörinseln und die Möglichkeit, selbst zu spielen.

Wer die Turnhalle des Museums für Kunst und Gewerbe betritt, blickt derzeit geradewegs auf eine Rokoko-Orgel aus dem Jahr 1777. Vergoldete Verzierungen ranken an dem hölzernen Gehäuse empor. Eine eindrucksvolle optische Ouvertüre für die Ausstellung „Manufaktur des Klangs – 2000 Jahre Orgelbau und Orgelspiel“, die am heutigen Freitag eröffnet wird.

Zu erleben ist eine kompakte wie sinnlich erfahrbare Schau mit mehr als 30 Exponaten, Rekonstruktionen und Originalen, mit Literatur, Hörinseln und Filmen, die das aktuelle Orgeljahr ergänzt. „Hamburg zieht alle Register“ lautet das Motto des Programms, mit dem die Stadt 2019 den 300. Todestag des Orgelbauers Arp Schnitger begeht. Doch was ist überhaupt ein Register? Und wie funktioniert dieses facettenreiche Musikinstrument?

Ausstellung in eine Schau- und eine Spielseite aufgeteilt

„Wir möchten Menschen, die überhaupt keine Ahnung von Orgeln haben, diese näherbringen“, sagt Museumsdirektorin Tulga Beyerle. Ganz pragmatisch ist die Ausstellung in eine Schau- und eine Spielseite aufgeteilt. So lässt sich zum Beispiel am „Funktionsmodell einer Windlade mit Einzelpfeifen“ aus dem Hause Beckerath äußerst klangvoll erkunden, wie sich die Länge einer Orgelpfeife auf die Tonhöhe auswirkt – bis hin zum tiefen Trompetenton, der stark an ein Schiffssignal erinnert.

An einer weiteren Station können Gäste wortwörtlich alle Register ziehen und testen, wie vielstimmig sich mit einer Orgel Musik mischen lässt. Und ein interaktives Display eröffnet sogar die Möglichkeit, die Orgel der Elbphilharmonie zu bedienen. Da überrascht es wenig, dass zahlreiche Angebote für Familien und Schulklassen die Ausstellung flankieren.

Orgelmusik ist nicht ausschließlich Kirchenräumen vorbehalten

Faszinierend ist jedoch auch die historische Hälfte der Schau, die die Entwicklung des Instruments von der Antike bis heute nachzeichnet. Ein feines Schmuckstück ist etwa die italienische Prozessionsorgel aus dem 17. Jahrhundert, bei der Nuss- und Buchsbaum, Pappel sowie Ebenholz verarbeitet wurden. Eine niederländische Kabinettorgel (um 1780) verweist wiederum darauf, dass Orgelmusik nicht ausschließlich Kirchenräumen vorbehalten ist. „Familien öffneten die Schranktüren und spielten auf der Orgel Hausmusik von Chorälen bis zu Tanzstücken“, erläutert Olaf Kirsch, Kurator der Sammlung Musikinstrumente am MKG.

Ein besonderer Blickfang ist zudem der Spieltisch für die Arp-Schnitger-Orgel aus dem Jahr 1950, entliehen von St. Jacobi. Emerich von Koczma gestaltete die Registerzüge als geschnitzte Köpfe, mit denen sich Flöten, Zimbeln und Oktaven aktivieren lassen – und die den Orgelspieler ansonsten grimmig bis neugierig anschauen.