Hamburg. Hans-Jörg Czech, der bisherige Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, macht einen großen Karriereschritt.
Der Nächste, bitte! Das Personalkarussell in der Hamburger Museumslandschaft dreht sich weiter. Nachdem am Dienstag der Direktor des Bucerius Kunst Forums, Franz Wilhelm Kaiser, überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte, gab die Behörde für Kultur und Medien am Folgetag bekannt, dass der bisherige Verwaltungsdirektor der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), Marc von Itter, an das Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK) wechselt.
Das eigentliche Pressegespräch, zu dem die Behörde am Mittwoch ins Museum für Hamburgische Geschichte geladen hatte, drehte sich aber um „eine positive Nachricht“, nämlich die Neubesetzung des Stiftungsvorstands.
Dass Hans-Jörg Czech mit am Tisch saß, war für die anwesenden Journalisten keine Überraschung. Schließlich ist er seit Anfang 2016 Direktor des Hamburg Museums. Doch Czech war an diesem Tag nicht als Hausherr, sondern in anderer Mission unterwegs: Er wird ab 1. Juli die Nachfolge des jetzigen Vorstands Börries von Notz antreten und damit einen großen Karriereschritt machen.
Vielseitiger Museumsexperte
„Mit Hans-Jörg Czech übernimmt ein hoch erfahrener und vielseitiger Museumsexperte die Leitung der Gesamtstiftung mit ihren drei Einzelhäusern und sechs Außenstellen“, lobte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Als Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte und zuvor des Altonaer Museums hat er in Hamburg und weit darüber hinaus sehr hohe Wertschätzung erworben.“ Czech habe bewiesen, dass er „mit viel Umsicht und Kreativität“ in der Lage sei, „historische Themen an unsere aktuellen Debatten anzuschließen und unsere Geschichte in die Gegenwart zu bringen“.
Der Stiftungsrat, der zuvor über die Personalie getagt hatte, folgt damit der Empfehlung einer Findungskommission, die unter Brosdas Vorsitz bundesweit nach geeigneten Kandidaten gesucht hatte. Zur Kommission gehörten Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Gert-Hinnerk Behlmer, Staatsrat a. D., und Vertreter der Freundeskreise, sowie Karen Pein, Geschäftsführerin der Internationalen Bauausstellung und Mitglied im Stiftungsrat.
Czech wirkte im Altonaer Museum
Hans-Jörg Czech volontierte zu Beginn seiner Karriere bei den Staatlichen Museen Kassel und wurde anschließend Assistent des Generaldirektors am Deutschen Historischen Museum in Berlin. 2007 wechselte er als Gründungsdirektor des Stadtmuseums der hessischen Landeshauptstadt nach Wiesbaden, wo er Erfahrungen mit musealen Planungsprozessen sammeln konnte – baulich wie konzeptionell bei der Neuausrichtung von Dauerausstellungen und dem Aufbau neuer Sammlungsbestände.
2013 wurde Czech von der damaligen Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler (1949-2016) zum Direktor des Altonaer Museums berufen, Anfang 2016 wechselte er an die Spitze des Museums für Hamburgische Geschichte und verantwortete die Einrichtung des neuen zentralen Sammlungsdepots. Dort gibt er seine Stelle nun auf, sie wird in Kürze neu ausgeschrieben.
„Ich freue mich auf eine extrem spannende Reise“, sagte der designierte Alleinvorstand mit Blick auf die bevorstehenden Mammutprojekte Modernisierung, Digitalisierung und Deutsches Hafenmuseum samt „Peking“. Letzteres sei „eine wunderbare Perspektive“. Dadurch werde „die Stiftung nicht nur größer, sondern auch reicher: Das Hafenmuseum ist eine riesige Chance, um auch international zu strahlen“, so Czech.
Finanziell günstige Situation
Sein Ziel sei es, historische Themen in der öffentlichen Aufmerksamkeit zu verankern und nicht nur Geschichte als Geschichte zu begreifen, sondern ihre Bedeutung für das Heute herauszustellen. Die Attraktivität der Museumsstandorte wolle er „nachhaltig, überregional und für möglichst breite Besucherkreise steigern“. Czech übernimmt das Ruder dieser großen Museumsflotte aus drei zentralen Häusern mit jeweiligen Ablegern (siehe Kasten) in einer finanziell günstigen Situation: Allein die Investitionsmittel stiegen im vergangenen Jahr um 75 Millionen Euro (halb von der Stadt, halb vom Bund getragen).
So wird das Altonaer Museum mit 39 Millionen Euro, das Museum der Arbeit mit 20 Millionen Euro und das Jenisch Haus mit 16 Millionen Euro bedacht, um dringend anstehende Sanierungen und bauliche Veränderungen durchführen zu können. Die museumsgerechte Nutzung und Ausstattung der „Peking“ wird mit 35 Millionen Euro veranschlagt.
Im Hinblick auf diese „fundamentalen, höchst positiven Veränderungen“, die Hans-Jörg Czech auf die Stiftung zukommen sieht, ist die Entscheidung für einen Mann aus den eigenen Reihen, der an der Neuausrichtung zweier historischer Museen maßgeblich beteiligt war, nachvollziehbar, „kennt er doch die Stiftung in- und auswendig“, so Carsten Brosda, der in dem „versierten Museumsfachmann“ Czech die vielfältigen Anforderungen der Position – organisatorisch, baulich und konzeptionell-inhaltlich – vereint sieht.
Die gestrige Pressekonferenz im Kleinen Hörsaal war nach 20 Minuten beendet. Keine weiteren Fragen von Seiten der Journalisten. Das „Dann an die Arbeit!“ des Kultursenators klang wie ein „Weiter so!“.