Hamburg. Ausblick auf die Konzertsaison 2019/20 vom Ensemble Resonanz. Feste Größen bleiben die Konzertreihen an den drei Stammadressen.

Eine gängige Übersetzung des Physikbegriffs Resonanz passt bestens auf die musikalische Arbeit, die das gleichnamige Ensemble in nun fast fünf Jahren geleistet hat: „Das verstärkte Mitschwingen eines schwingfähigen Systems, wenn es einer zeitlich veränderlichen Einwirkung unterliegt.“ Im Hamburger Musikleben ist in den letzten Jahren bekanntlich so einiges in schwingende Bewegung geraten, die Streicher des Kleinorchesters können im Herbst beim fünften Geburtstag ihres Resonanzraums im Medienbunker verdient auf ihren Teil daran anstoßen. Und mit dem Programm ihrer nächsten Konzert-Saison machen sie so weiter wie bisher. Nur erneut etwas anders. Das nächste Update werden die „Schaluppe“-Konzerte auf Booten im Hafen sein, eine weitere Kooperation wurde mit dem JazzLab-Kollektiv vereinbart.

Feste Größen sind und bleiben die Konzertreihen an ihren drei Stammadre­ssen: Einerseits die Programme in beiden Sälen der Elbphilharmonie, andererseits die Abende in der Laeiszhalle und als umfangreiche Ergänzung die vielen eigenen Termine im Resonanzraum, allen voran die „urban string“-Projekte, die Pop und Avantgarde entspannt auf einen Nenner bringen. Und wenn dann jemand demnächst eine Antenne auf den Sternenhimmel richten möchte, um aus den Signalen von Meteoriten die Kompositionsgrundlage für Livemusik herauszukitzeln? Dann macht das Ensem­ble das eben auch noch mit.

Dramaturgische Leitplanke

Dramaturgische Leitplanke für die sechs regulären „resonanzen“-Konzertprogramme in der Elbphilharmonie ist das Motto „Geist – allein das Wirkliche“. Erste Umsetzung dieses Gedanken soll das Elbphilharmonie-Konzert im September sein, bei dem zeitgenössische Werke von Lachenmann und Saunders auf Klassiker wie Palestrina, Bruckner und Mendelssohn treffen. Mit dem Pianisten Gianluca Cascioli kombiniert man Beethovens 4. Klavierkonzert mit einer neuen Arbeit von Mark Andre. Der Pianist Alexander Melnikow ist Gastsolist bei einem Programm-Mix aus Ustwolskaja, Schostakowitsch und Ligeti. Als Kernrepertoire werden die letzten drei Mozart-Sinfonien mit Riccardo Minasi folgen; der römische Dirigent dreht in der nächsten Spielzeit mit drei Programmen seine dritte und letzte Runde als Langzeit-Residenzkünstler.

Neben den Auftritten auf verschiedenen Bühnen geht es aber auch gemeinsam vor Aufnahmemikrofone, um die Mozart-Sinfonien und das Beethoven-Klavierkonzert für das Label harmonia mundi einzuspielen. Den Abschluss des Sechserpacks bildet im Juni 2020 ein Konzert mit Musik von Brett Dean, John Zorn, Igor Strawinsky und Alfred Schnittke.

Eigene „Bühne im Netz“

Bereits im Kasten ist eine Aufnahme für das eigene Label mit Musik von Bryce Dessner, Gitarrist bei The National. Das „Mercy Seat“-Projekt, bei dem Charly Hübner Schuberts „Winterreise“ mit Songs von Nick Cave kombiniert, wird ebenfalls auf CD dokumentiert. Die Bandbreite der Auswärtsspiele reicht von den Donaueschinger Musiktagen über die Berliner Philharmonie bis nach Südkorea und China. In der hiesigen Staatsoper werden die Resonanzler bei Stefan Herheims Inszenierung von Mozarts „Figaro“ im Orchestergraben sitzen.

Um der Flüchtigkeit der Kunstform Musik etwas Bleibenderes als die Erinnerung an Töne abzuringen, startet das Ensemble nun mit dem Online-Portal „resonanz.digital“ eine eigene „Bühne im Netz“ (Geschäftsführer Tobias Rempe). In der rechten Hälfte der regulären Website lassen sich nicht nur Mitschnitte passierter Konzerte abrufen, dazu kommen Fotos, Informationen und Inspirationen, die zu genau diesen Stückzusammenstellungen geführt haben. Besonderer Spaß daran: Die Schlagworte sind leicht labyrinthisch angelegt, man kann also vom sprichwörtlichen Hundertsten ins Tausendste kommen und sich wie im Kaninchenbau in „Alice im Wunderland“ staunend durch Klänge und Thesen treiben lassen.

Der Kartenverkauf für die Konzerte in Elbphilharmonie und Laeiszhalle beginnt am 20.6. Weitere Infos: www.ensembleresonanz.com