Hamburg. Das Buch „Karlikaturen“ zeigt eine recht unbekannte Facette des Modeschöpfers. Verleger und Autor stellten es bei Felix Jud vor.
Bis zum 19. Februar war es unvorstellbar, wie die (Mode-)Welt ohne ihn auskommen sollte: genialer Designer, Fotograf, Gesellschaftskritiker, Visionär – Karl Lagerfeld war so vieles. Und wie das so ist mit Ausnahmepersönlichkeiten: Sie leben fort nach ihrem Tod. So geschehen bei der Präsentation des Buches „Karlikaturen“ am Mittwochabend in der Mellin-Passage. Geladen hatte Lagerfelds Lieblingsbuchhandlung Felix Jud.
„Es war sein ausdrücklicher Wunsch, das Buch hier im Mai zu präsentieren – bei Sonne und milden Temperaturen“, sagte Inhaberin Marina Krauth augenzwinkernd zu den rund 80 warm eingepackten Gästen, darunter viele treue Fans des mit 76 Jahren in Paris gestorbenen Modeschöpfers.
Als Honorar ein Jahresabo der „FAZ“
Diese konnten eine neue Facette ihres Idols entdecken: Das Buch vereint 75 Karikaturen, die Lagerfeld für das „FAZ“-Magazin zwischen 2012 und 2019 anfertigt hatte, um das politische Weltgeschehen zu kommentieren. Barack Obama mit Torte zu seiner Wiederwahl, Angela Merkel im Dirndl, Kim Jong-Un auf einer Rakete.
„Wann immer ich etwas über Macron haben wollte, schickte er etwas zu Trump“, erzählte „FAZ“-Autor Alfons Kaiser, der die Buchtexte beisteuerte. Jede Anregung sei unwürdig gewesen, scherzte er. Als Honorar für die „Karlikaturen“ erhielt der Zeichner übrigens ein Jahresabo der „FAZ“.
In den Pausen wurde Papier ausgewählt
Sehr amüsant unterhielt sich Kaiser mit dem Verleger Gerhard Steidl über die Zusammenarbeit mit Lagerfeld. Steidl, der mit dem Designer die Reihe L.S.D. (für Lagerfeld Steidl Druckerei) aufgelegt hatte, war regelmäßig nach Paris gereist, um in den Pausen bei Schauen oder Proben Papier auszuwählen und die Druckqualität zu besprechen. „Da kam dann schon mal: ‘Na, das war nix. Du hast wohl gestern zu viel Rotwein getrunken’“, so Steidl.
Für den Vielbeschäftigten (Chanel, Fendi, eigene Marke) seien die Karikaturen wie ein Hobby gewesen. „Bei mir ist Zeichnen wie Atmen, ich denke nicht weiter dran. Ich habe mein ganzes Leben nichts anderes gemacht“, hat Lagerfeld es einst formuliert.
Alfons Kaiser: „Karl Lagerfeld. Karlikaturen“, Steidl Verlag, Hardcover, 160 S., 34