Hamburg. Der Comedy-Star springt im neuen Programm „Lucky Punch“ von seiner Tochter zu Trump. In der Barclaycard Arena spielt er am 8. Mai.

Er trinkt an diesem Vormittag im Hotel Le Meridien an der Außenalster nur einen Tee. Am Vorabend hatte Michael Mittermeier in Hamburg einen TV-Auftritt, eine Quiz-Show. Bei „Wer weiß denn sowas?“ habe er gegen Dieter Nuhr gespielt, „unter Freunden. Und ich habe mich super geschlagen“, meint Mittermeier. Nach Hamburg kommt er bald wieder, am 8. Mai in die Barclaycard Arena, mit seinem neuen Programm „Lucky Punch“.

Bei „Nuhr im Ersten“ waren Sie zuletzt sehr politisch. Politischer als bei Ihren Bühnen-Shows?

Michael Mittermeier Eigentlich nicht. Es kommt immer darauf an, ob man gerade eine Nummer zu einem bestimmten Thema hat. Bei Nuhr hab ich etwas Aktuelles zu dem Gerichtsverfahren genommen, bei dem sich ein Mann von Frauenparkplätzen diskriminiert fühlte. Das habe ich sofort verarbeitet. Wir wollen ja in erster Linie unterhalten, und bevor mir nichts Gutes einfällt zur aktuellen Politik, mache ich lieber was über den Alltag der Menschen. Ich mach’ kein Zwangskabarett – das wäre schade. Mir geht es immer um die Kunstform Stand-up-Comedy. Mal ist es politisch, mal nicht.

Gespeist aus eigener Erfahrung?

Oder eben aus dem Alltag. Ich werte nicht, welche Auftritte besser sind. Es ist ja schön, wenn manche Leute sagen: Ich mag den politischen Mittermeier gern, und die anderen mögen eben die anderen Themen, die ich so mache. Und so ist für jeden was dabei.

Sie treffen die Leute also bei „Lucky Punch“ mit einer Mischform?

Ja, schon. Es ist klassische US-amerikanische Stand-up-Comedy, es ist ein wilder Mix. Viel Alltag und wilde Sachen wie alte Bruce-Lee-Filme mit Chuck Norris, Und ein Superhelden-Ausflug. Das ist ja auch wieder so ein Zeichen der Zeit: Je schlechter es der Welt geht, desto mehr Superhelden fliegen im Kino.

Auch im deutschsprachigen Kino?

Wir haben halt keinen eigenen Helden. Ich hab kürzlich mal auf der Bühne darüber improvisiert. Ich hätte gern einen Bayern, ich würd den „Super-Sepp“ nennen. Wenn Super-Sepp gefragt wird, was er alles kann, sagt er: „Alles!“ Super-Sepp hat übermenschliche Fähigkeiten, kann nach fünf Maß Bier und einer Flasche Obstler noch Autofahren und ist jetzt Ministerpräsident – solche Dinge.

Das ist Ihnen spontan eingefallen?

Das ist ja keine geschriebene Nummer. Ich wär ein Fan davon, dass man auch im Fernsehen mal ein paar Minuten improvisieren könnte. Ich hab vor Kurzem mal einen Piloten gemacht, eine eigene Sendung, „Mittermeier!“. Das war eine Pilotsendung, in der ich mit einem Comedian Stand-up-Impro gemacht habe. Vielleicht geht das im Herbst weiter. Meine Tochter würde es sicher interessieren.

Ihre Tochter ist elf. Wie sehr spielt die im neuen Bühnenprogramm eine Rolle?

Im neuen Programm erzähle ich, wie sie reagiert, wenn ich zu Hause lustig sein will: „Ha ha, sehr witzig Papa!“. Das hören Millionen Väter auf der ganzen Welt als Dauerantwort. Nur den Komiker trifft es halt ins Herz – das ist der große Unterschied. Aber meine Tochter hat eine wahnsinnig gute Ironie, die haut manchmal Sätze raus, da muss ich aufpassen, dass ich nicht mitschreib’. Ist echt schwierig. Ich will sie nicht ja ausbeuten. Es ist für sie okay, dass sie im Programm vorkommt, sie sagt dann „Ich rede ja auch über dich und spreche über uns in der Schule.“ Wahrscheinlich schlimmer als ich auf der Bühne (lacht).

Von der Tochter geht’s thematisch zum US-Präsidenten. Kann man über Trump noch Witze machen?

Du must irgendwann erkennen, wer der bessere Komiker ist. Und den Fight verliere ich. Ich könnte die Uno-Vollversammlung nie zum Lachen bringen.

Aber Sie sind nicht so gefährlich.

Stimmt. Das ist ja das Traurige: Da sitzt ein Präsident, der allen Ernstes sagt: Ich würde in die Schule reinlaufen und unbewaffnet einen Amokläufer stoppen – so erzähle ich das auch im Programm. Da ist meine einzige Antwort, dass ich den Leuten sag: Ja, das würde ich mir wünschen, dass er beim nächsten Mal unbewaffnet reinläuft in die Schule und versucht, den Amokläufer zu stoppen. Dann sind wir ihn los! Doch wir werden ihn leider noch eine Zeit lang haben. Ich sehe auch derzeit keinen ernsthaften Gegenkandidaten – ich kenne die, weil ich viel US-amerikanische Medien schaue.

Sie sind ja selbst schon mehrmals in New York aufgetreten.

Letztens war ich wieder zwei Wochen im Comedy Cellar, dem heiligen Gral aller Comedy-Clubs, das war großartig. Wir haben dort einen Podcast gemacht – und ich wurde eingeladen, das ist schon eine Ehre. Ich bin der einzige Deutsche, der da mitgemacht hat. Da heißt es, Deutschland werde überrannt von Ausländern und habe ein Kriminalitätsrate so hoch wie in Rio.

So haben Sie es dort gehört?

Die Leute haben diese Bilder im Kopf, weil manche Medien das so verbreiten. Aber frag mal 100 Trump-Wähler, was zum Beispiel ein Trojanisches Pferd ist! Ich durfte mit den Comedians Dave Attell und Jeff Ross auf der Bühne improvisieren, zwei meiner Helden seit den 1990ern. Wenn sich bei uns der „Quatsch Comedy Club“ flächendeckend verbreitet hätte, was ja jetzt in den Großstädten mit den Open Mikes ein bisschen passiert, dann hätten wir womöglich mehr Comedians. Dort ist alles spontaner.

Ich mach kein ­­­Zwangskabarett. Mir geht es um die Kunstform Stand-up-Comedy
Michael Mittermeier
Ha ha, sehr witzig Papa!
Michael Mittermeiers Tochter